Technik

Schlechte DSL-Leitungen: Das steckt dahinter

Es gibt viele Gründe für zu langsame Leitungen
Von Thorsten Neuhetzki

Der Stern spricht von "Mogel-DSL", die ComputerBILD schreibt "DSL immer noch zu lahm" und auch andere Medien springen auf den Zug der vermeintlich vorsätzlich zu langsamen DSL-Leitungen auf. Hintergrund: Die ComputerBILD hat in ihrer aktuellen Ausgabe eine Auswertung von 310 000 DSL-Messergebnissen ihrer Leser veröffentlicht. Sie besagen nach Angaben der Springer-Zeitschrift, dass viele DSL-Leitungen in Deutschland zu langsam sind. Oftmals klingt es in den Medienberichten so, als würden die Anbieter mit Absicht mehr versprechen als sie halten können. Doch woran liegt es wirklich, wenn die DSL-Leitung nicht das hergibt, was sie verspricht? Und welche Methoden gibt es, dies zu ändern?

Besonders kritisiert hat das Springer-Blatt jene Anschlüsse, die mit 16 MBit/s geschaltet werden sollten. Oftmals würden hier die beworbenen Geschwindigkeiten nicht erreicht werden, die Kunden bekämen nur 8, 10, oder 12 MBit/s. Am besten habe Arcor mit durchschnittlich 80 Prozent der versprochenen Geschwindigkeit abgeschnitten, Schlusslicht sei HanseNet (Alice). Doch warum ist das so?

DSL-Bandbreite ist abhängig von der Telefonleitung

Zunächst einmal wird es technisch: Die maximal mögliche Geschwindigkeit einer DSL-Leitung ist von der Leitung zwischen dem Kunden zu Hause und der Vermittlungsstelle der Deutschen Telekom abhängig. Je länger und schlechter diese Leitung ist, desto niedriger ist die Bandbreite, die der Kunde bekommt. Dabei ist es egal, welcher Anbieter diese Leitung beschaltet. Nur sollte bei einem Anbieterwechsel auch die letzte Meile (TAL) anders geschaltet werden, kann es zu Verbesserungen - aber auch Verschlechterungen kommen. In der Regel wird die TAL-Führung aber nicht geändert, nur in der Vermittlungsstelle wird die Leitung umgeklemmt.

"Wir können leider - übrigens wie alle anderen Anbieter auch - derzeit noch nicht überall 16 MBit/s anbieten", bestätigt Carsten Nillies, Pressesprecher der kritisierten HanseNet (Alice). HanseNet schaltet seit 2007 nur noch Anschlüsse mit einer Bandbreite von bis zu 16 MBit/s. Andere Abstufungen werden, anders als bei anderen Anbietern nicht gemacht und der Kunde bekommt immer die maximal verfügbare Bandbreite. Erst, wenn eine Grenze von 4,4 MBit/s unterschritten wird, wird er bei der Buchung darauf hingewiesen, unterhalb von 1,5 MBit/s bietet das Unternehmen dem Kunden keinen Vertrag mehr an. Auch das kann die vermeintlich schlechten Ergebnisse der HanseNet erklären. Denn andere Anbieter schalten ihren Kunden, wenn nur 6 MBit/s zur Verfügung stehen, auch entsprechende 6-MBit/s-Anschlüsse. HanseNet verzichtet auf diese Abstufungen.

Machen die Kunden bei der Messung falsche Angaben?

Der ComputerBILD-Test besagt, dass drei der sechs Anbieter durchschnittliche Ergebnisse zwischen 12,4 und 12,9 MBit/s liefern. Dabei handelt es sich um GMX, Arcor und die Deutsche Telekom. freenet und 1&1 würden 11,3 bzw 10,7 MBit/s im Schnitt liefern. Das ist in sofern verwunderlich, als dass es sich von der Sache her bei GMX und 1&1 um die gleichen Unternehmen und Vorleistungen handelt. Alle genannten Anbieter bieten ihren Kunden jedoch auch Abstufungen mit 6 MBit/s an, so dass hier keine Messergebnisse das Gesamtergebnis nach unten ziehen können.

Eine weitere Möglichkeit, wie es zu dem Ergebnis von 8,6 MBit/s bei Alice kommen könnte, wird von Insidern bei den Kunden vermutet. Viele Alt-Kunden hätten noch 6-MBit/s-Anschlüsse aus der Zeit, in der Alice noch Abstufungen gemacht hat. Nun sei es möglich, dass die Kunden auf der Homepage nachsehen, welche Geschwindigkeit sie hätten. Aufgrund der aktuellen Konditionen gingen sie dann davon aus, dass sie einen 16-MBit/s-Anschluss hätten.

Welche Lösungen es für langsame DSL-Leitungen gibt, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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