Radiomarkt

Start des Radioplayers Deutschland beim Webradio und Ausbau von DAB+

Die ARD will das digital-terrestrische Radio DAB+ weiter ausbauen, die Privatradios setzen dagegen auf das Internet und den neuen Radioplayer Deutschland, den sie gerne auch zum Standard in WLAN-Internetradios machen würden.
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Das neue Webportal radioplayer.de Das neue Webportal radioplayer.de
Bild: Radioplayer, Screenshot: teltarif.de
Keine Bewegung und starre Positionen beim Thema "Digitale Zukunft des Radios" gab es auf den Medientagen München in der vergangenen Woche. Die großen deutschen Privatradios wettern weiter gegen DAB+ und setzen nun vorrangig auf den Radioplayer Deutschland als neuen Aggregator für Internetradio im nationalen Radiomarkt.

Schon über 140 Sender bundesweit über radioplayer.de

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Bild: Radioplayer, Screenshot: teltarif.de
In Deutschland haben bereits mehr als 140 Sender ihre Implementierung für den neuen Radioplayer zugesagt. Die Bedeutung des Gemeinschaftsprojekts hob Hans-Dieter Hillmoth, Chef der Radioplayer Deutschland GmbH, hervor: "Mit radioplayer.de wollen wir den Zugang der Sender für die 'letzte Web-Meile zum Hörer' sichern helfen." Alle Beteiligten gehen von einer längeren Einführungs­phase aus: "Wir können und wollen vorhandene Webradio-Player nicht aus dem Markt pushen, aber wir wollen dabei sein. Der Radio­player dient der Gattung, dem Radiohören", freute sich Hillmoth.

Anfang 2015 soll das Angebot ans Netz gehen; Verhandlungen laufen derzeit noch mit den Radiosendern der ARD. Der Radioplayer Deutschland lehnt sich an den seit drei Jahren in Großbritannien betriebenen UK-Radioplayer an. Dieser laufe sehr erfolgreich, gemeinsam eingesetzt von privaten Radio­stationen und der öffentlich-rechtlichen BBC, berichtete Michael Hill, Managing Director UK Radioplayer. "Der britische Radioplayer wird von Hunderten von Stationen in Großbritannien als Standard-Player verwendet – und von Millionen von Zuhörern genutzt", lautete Hills Fazit. Auch in Österreich sind der Österreichische Rundfunk (ORF) und Privatradios an einem Einsatz des Webradio-Players interessiert.

Radioplayer will Portalbetreiber bei Hybrid- und WLAN-Internetradios werden

Mit einer Ankündigung brachte Hillmoth jedoch Verunsicherung in die Webradio-Gemeinde: Der Radioplayer habe das Ziel, auch als Portal in künftige hybride oder WLAN-Radios integriert zu werden. Bisher stellen internationale Portalbetreiber wie vTuner das Webradio-Angebot. Vorteil: Mehr als 30 000 Radiosender und Podcasts aus aller Welt sind zu empfangen. Nachteil aus Sicht der Sender: Etablierte deutsche Radios sind in den riesigen Programmlisten nur schwer zu finden; sie werden gleich­berechtigt behandelt mit Schülerradios oder Mariachi-Stationen aus Mexico. Sollten tatsächlich Geräte­hersteller den Radioplayer Deutschland als neuen Portal­betreiber auswählen, wären mit WLAN-Radios nur noch Sender aus Deutschland zu empfangen, die sich über die Media-Analyse-Radio oder IP ausweisen können. Möglicherweise könnten die Gerätehersteller dabei an Werbe­einnahmen beteiligt werden. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass Radioplayer nur das Startportal stellt und ein zweites, internationales Portal in künftige Webradios oder Hybrid-Radios mitintegriert wird, so dass Kunden weiter die gesamte internationale Programmvielfalt genießen können.

SWR und BR bauen DAB+ aus

Bei der ARD steht unterdessen der Ausbau beim digital-terrestrischen Radio DAB+ an vorderster Stelle. Bis Jahresende wollen vor allem der Südwestrundfunk (SWR) und der Bayerische Rundfunk (BR) ihre Netze massiv ausbauen. Der BR startet am 30. Oktober an den Standorten Burgsinn, Passau, Pfaffenhofen am der Ilm sowie Untersberg und Jenner (Berchtesgadener Land). Bis Jahresende sollen weitere Standorte wie Coburg oder Alzenau folgen.

Wie Joachim Bareiß, Leiter der Hauptabteilung Zentrale Aufgaben innerhalb der Direktion Technik und Produktion beim SWR, gegenüber teltarif.de mitteilt, wolle man in den kommenden Wochen in Baden-Württemberg sukzessive neue Sendeanlagen in seinen Netzen (Kanal 8D/9D) in Betrieb nehmen. Im Zuge dessen überlässt der SWR seine Kapazitäten in einem gemischten Multiplex (Kanal 11B) weitgehend dem privaten Hörfunk; am 1. Dezember gehen im "Ländle" hier neun Privatradios auf Sendung. Lediglich ein Programm (SWR4 Stuttgart) werde in den kommenden drei Jahren noch in diesem Muxx verbleiben. In den Regionen, in denen bisher nur der Kanal 11B zu empfangen ist, gehen bis zum 1. Dezember neue Sendeanlagen in den Kanälen 8D und 9D in Betrieb. Außerdem würden im Zuge dieser Umstellung die übrigen SWR4-Regionalprogramme auch in Baden-Württemberg über DAB+ verbreitet, so Bareiß.

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