Programm-Planung

Medienanstalten wollen zeitnahen KissFM-Nachfolger über DAB+

KissFM hatte am 31. März seine nationale Verbreitung auf DAB+ eingestellt. Nun wollen sich die Medienanstalten um einen Nachfolger bemühen. Allerdings bleiben frei werdende Sendeplätze lange unbelegt. Lesen Sie in unserer News, was die Medienanstalten dagegen tun wollen.
Von

Der Berliner Sender KissFM hat, zum Unmut vieler Digitalradio-Hörer, seine Verbreitung im bundesweiten Multiplex (DAB+) am 31. März eingestellt. Die Landesmedienanstalten wollen sich nun schnell um einen Nachfolger bemühen. Wie Uwe Haas, Technischer Referent der Medienanstalten, gegenüber teltarif.de mitteilt, wolle sich die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) in ihrer nächsten Sitzung am 15. April mit dem Thema beschäftigen. Er selbst rechnet damit, dass der Programmplatz neu ausgeschrieben wird, da man ein Interesse daran habe, das Programmangebot möglichst attraktiv zu halten.

Mit einer schnellen Entscheidung ist jedoch nicht zu rechnen. In der Regel vergehen vom Datum der Ausschreibung bis zu einer Lizenzvergabe vier bis sechs Monate. Wird ein völlig neuer Programmanbieter lizenziert, der aktuell noch kein Programm ausstrahlt, kann es noch einmal bis zu einem Dreivierteljahr dauern, bis der Sendeplatz neu belegt wird. Es ist also denkbar, dass ein Nachfolger von KissFM erst 2015 startet.

Kritik an aktuellem Lizenzierungsszenario

Radio Teddy ist bisher nur in Hessen per DAB+ zu hören. Bewirbt sich der Berliner Sender um eine bundesweite Lizenz Radio Teddy ist bisher nur in Hessen per DAB+ zu hören
Bild: Radio Teddy, Screenshot: teltarif.de
Das aktuelle Lizenzierungsszenario beim bundesweiten Multiplex stößt auf Kritik. Der Intendant des Deutschlandradios, Willi Steul, forderte zuletzt eine Plattform-Strategie für das Bouquet. Der Netzbetreiber Media Broadcast hätte demnach auch die Programmverantwortung und soll frei werdende Programmplätze selbst neu belegen dürfen. Mit einer solchen Vorgehensweise hätte man den ehemaligen KissFM-Platz möglicherweise bereits neu bespielen können, denn Interessenten gibt es genug, wie teltarif.de aus gut informierten Kreisen erfuhr. Umgekehrt ist aber auch nicht auszuschließen, dass weitere Veranstalter den Rückzug aus der Digital-Technik antreten, denn die digital-terrestrische Ausstrahlung kostet die Veranstalter einerseits viel Geld, bringt aber andererseits kaum Einnahmen, da DAB+ für die werbetreibende Industrie noch uninteressant ist.

Namen für die KissFM-Nachfolge sind jedoch bisher keine genannt worden. Viele wünschen sich ein Oldie-Programm als ideale Ergänzung für das Musik-Angebot. Auch der Berliner Kindersender Radio Teddy, der bereits in Hessen auf DAB+ sendet, hatte zuletzt Interesse an einer digitalen Expansion gezeigt. Und Sport1.fm hätte zumindest theoretisch die Chance auf einen 24-Stunden-Sendeplatz, der zum Sendestart gefehlt hat. Knackpunkt ist allerdings hier, dass der Sport1-Ableger aktuell eine vertragliche Vereinbarung mit Radio Energy über die Ausstrahlung der Bundesliga über DAB+ hat.

Klassik Radio tritt Euro Chip Initiative bei

Die Klassik Radio AG hat unterdessen die Euro Chip Initiative der Europäischen Rundfunkunion (EBU) unterzeichnet. Diese richtet sich unter dem Markennamen Smart Radio an Hersteller von Radiogeräten im Allgemeinen und an Produzenten von Smartphones und Tablets im Besonderen. Ziel ist es, den freien Empfang von UKW und Digitalradio gleichermaßen in allen Geräten zu ermöglichen.

"Gerade für einen nationalen Radioanbieter ist es nicht nur wichtig, sich stark um die neuen Verbreitungswege zu kümmern, sondern auch einen nahtlosen Übergang von der analogen zur digitalen Welt zu schaffen und damit keine Hörer auszugrenzen, die noch über keine digitale Technik verfügen", sagt Ulrich Kubak, Vorstand der Klassik Radio AG, zu dem Abkommen.

"Die Zukunft des Radios ist hybrid, eine Kombination aus terrestrischem Rundfunk und Internet", ergänzt EBU-Radiochef Christian Vogg. Er begrüßt daher ausdrücklich, dass mit Klassik Radio nunmehr auch ein deutschlandweit tätiger kommerzieller Programmanbieter der Initiative beitritt und sich einreiht in die Gruppe namhafter Unterstützer.

Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr über die Pläne des Bayerischen Rundfunks mit der Welle BR-Klassik.

Mehr zum Thema Internet-Radio