Quartalszahlen

Facebook-Aktie fällt weiter, Gewinn bei Amazon fast aufgezehrt

Hohe Investitionen prägen Quartalszahlen beider Internet-Unternehmen
Von mit Material von dpa

Facebook-Aktie fällt weiter Facebook-Aktie fällt weiter
Bild: dpa
Das erste Quartal als börsennotiertes Unternehmen endet für Facebook mit einem dicken Verlust. Die galoppierenden Kosten fressen die Einnahmen bei weitem auf. Zwar wächst das soziale Netzwerk, aber nicht so rasant, wie sich das mancher Anleger wünscht. Die ungesunde Mischung lässt die Aktie nachbörslich auf einen neuen Tiefstand fallen.

Unterm Strich verlor Facebook 157 Millionen Dollar (128 Millionen Euro), wie das Unternehmen mitteilte. Auch der enge Spiele-Partner Zynga hatte einen Verlust vermeldet und damit böse Vorahnungen geweckt. Im Vorjahreszeitraum hatte Facebook noch 240 Millionen Dollar verdient. "Es gibt viele Herausforderungen, aber wir gehen sie an", sagte Gründer und Firmenchef Mark Zuckerberg in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Facebook-Aktie dümpelt bei 24 Dollar herum

Facebook-Aktie fällt weiter Facebook-Aktie fällt weiter
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Sein Auftritt war keineswegs sicher, hatte er sich doch nach dem gefloppten Börsengang im Mai rar gemacht. Doch es half nichts: Die ohnehin gebeutelte Aktie brach nachbörslich um zehn Prozent auf rund 24 Dollar ein. Das ist ein neues Allzeittief. Neuaktionäre hatten beim Börsengang 38 Dollar je Anteilsschein gezahlt.

So mancher Anleger vermisste klare Worte von Zuckerberg, wie sich das Geschäft im laufenden Quartal entwickelt. Üblich ist, dass ein Unternehmen zumindest eine vage Prognose abgibt. Die Unsicherheit sorgte für zusätzlichen Druck auf die Aktie. "Wir sind enttäuscht darüber, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat", sagte Finanzchef David Ebersman. "Aber wir sind das gleiche Unternehmen wie zuvor."

Facebook hat stark in Produkte, Technik und Marketing investiert

Vor allem die Entlohnung der Mitarbeiter durch Aktien und dafür fällige Steuern riss im zweiten Quartal ein dickes Loch in die Bilanz. Die Aktien waren durch den Börsengang fällig geworden. Zudem machte sich bemerkbar, dass Facebook stark in Produkte, Technik und Marketing investiert, um neue Nutzer und neue Werbekunden zu gewinnen. Die Investitionen verdreifachten sich.

Immerhin hielt der Zustrom bei den Mitgliedern an: Ende Juni hatte Facebook 955 Millionen monatliche Nutzer nach 901 Millionen Ende März. Vor einem Jahr waren es erst 739 Millionen. Manche Analysten störten sich allerdings daran, dass die Zahl der täglichen und damit besonders wertvollen Nutzer zuletzt im geringeren Maße auf 552 Millionen zulegte.

Werbeeinnahmen stiegen um 28 Prozent

Die wichtigen Werbeeinnahmen stiegen um 28 Prozent auf 992 Millionen Dollar. Insgesamt kam Facebook auf einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar und damit 32 Prozent mehr als vor einem Jahr. "Wir sind gut aufgestellt beim Buhlen um Werbegelder", sagte die fürs Tagesgeschäft zuständige Managerin Sheryl Sandberg. Zuletzt hatte das soziale Netzwerk neue Werbeformate eingeführt.

Vor allem die steigende Beliebtheit von Smartphones hatte sich als Problem herausgestellt - auf den kleinen Bildschirmen lässt sich kaum Werbung unterbringen. "Die mobile Nutzung ist eine große Chance für Facebook", versicherte indes Zuckerberg. "Die Leute nutzen Facebook stärker, wenn sie ein Smartphone haben." Mittlerweile greifen mehr als die Hälfte aller Nutzer über ihr Handy auf das Netzwerk zu. Wieviel Geld über Smartphone-Werbung hereinkommt, schlüsselt das Unternehmen aber nicht auf.

Die Kasse von Facebook ist mit 10,2 Milliarden Dollar prall gefüllt - alleine 6,8 Milliarden Dollar davon stammen aus dem Börsengang. Die Zahl der Mitarbeiter stieg binnen eines Jahres von knapp 2 700 auf annähernd 4 000.

Kosten und Investitionen zehren Amazon-Gewinn auf

Kindle Fire gilt bei Amazon als Zuschussgeschäft Kindle Fire gilt bei
Amazon als Zuschussgeschäft
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Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon hat das vergangene Quartal nur mit einem dünnen Gewinn von sieben Millionen Dollar abgeschlossen. Höhere Kosten und Investitionen wie der Kauf des Industrieroboter-Spezialisten Kiva Systems haben so gut wie den ganzen Überschuss aufgezehrt. Im Vorjahresquartal hatte Amazon noch 191 Millionen Dollar verdient. Der Umsatz im zweiten Quartal stieg unterdessen im Jahresvergleich um 29 Prozent auf 12,83 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen gestern nach US-Börsenschluss mitteilte.

Amazon hatte sich auch früher schon bereit gezeigt, Gewinne für die Ausweitung des Geschäfts oder den Ausbau der technischen Infrastruktur zu opfern. Finanzchef Tom Szkutak sprach in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen von Investitionen in die Zukunft. Das Unternehmen steckt gerade viel Geld unter anderem in seine Tablet-Computer und E-Book-Reader sowie die Entwicklung der Online-Dienste. Vor allem der Tablet-Rechner Kindle Fire gilt als Zuschussgeschäft. Zuletzt wurde über anstehende neue Fire-Modelle mit einem größeren Bildschirm spekuliert.

Wohin genau das Geld im zweiten Quartal gegangen ist, schlüsselte Amazon nicht auf. Das Unternehmen sprach aber unter anderem von einem Verlust von 65 Millionen Dollar aus dem 775 Millionen Dollar schweren Kauf von Kiva Systems, eines Spezialisten für Lagerhallen-Automatisierung. Außerdem wies die Bilanz unter anderem deutlich höhere Ausgaben für "Technologie und Inhalte" aus, knapp 1,1 Milliarden Dollar gegenüber 700 Millionen Dollar vor einem Jahr. Außerdem hatte Amazon in diesem Jahr den Aufbau 18 neuer Logistik-Zentren angekündigt, davon seien sechs bereits in Betrieb.

Für das laufende Quartal rechnet Amazon mit einem operativen Verlust von 50 bis 350 Millionen Dollar. Die Marktexperten hatten ein Plus erwartet. Auch Gewinn und Umsatz im vergangenen Quartal verfehlten die Analysten-Erwartungen. Die Aktie legte nachbörslich um mehr als ein Prozent zu, nachdem sie zunächst um sieben Prozent nachgegeben hatte.

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