Fritz!Box

AVM Fritz!DECT: Smart Home für wenig Geld

In vielen deut­schen Haus­halten verrichtet die Fritz!Box ihren Dienst als Inter­netrouter. Viele Modelle taugen aber auch als Zentrale zur Haus­auto­mati­sierung.
Von Wolfgang Korne

Die Fritz!Box gehört zu den belieb­testen WLAN-Routern in Deutsch­land. Dabei ist das Käst­chen längst zur eier­legenden Woll­milchsau mutiert. NAS-Spei­cher, Faxbox, Anruf­beant­worter: Es gibt fast nichts, was die Fritz!Box nicht kann. Viele Besitzer der Box werden gar nicht alle Funk­tionen ausnutzen, die das Gerät bietet. Dazu gehört sicher auch die Option zur Haus­auto­mation. (Fast) alle Boxen, die eine DECT-Basis­station einge­baut haben, sind nämlich auch poten­zielle Smart-Home-Zentralen. Zumin­dest die Geräte, die privat gekauft wurden: Bei manchen Leih­boxen wurde diese Funk­tion leider abge­schaltet.

Güns­tiger Einstieg

Die Auswahl an Produkten bei Fritz!DECT  ist nicht unbedingt riesig. Die Auswahl an Produkten bei Fritz!DECT ist nicht unbedingt riesig.
Bild: AVM
Damit kann man sich die ein- bis zwei­hundert Euro sparen, die die Steu­erzen­tralen sonst so kosten und die Technik einfach mal kosten­günstig auspro­bieren. Denn auch die anderen Kompo­nenten für das AVM-System kosten nicht die Welt. Sie sind in der Regel für unter 50 Euro zu haben. AVM geht das Thema Haus­auto­mati­sierung aller­dings ein wenig zaghaft an. Gerade mal fünf verschie­dene Geräte plus zwei Schnur­loste­lefone als mobile Kontroll­stationen sind als Kompo­nenten im Angebot.

Zwei dieser Kompo­nenten sind Schalt­steck­dosen. Die Fritz!Dect 200 ist für drinnen gedacht, die spritz­wasser­geschützte Vari­ante Fritz!Dect 210 kann auch auf der Terrasse oder im Garten genutzt werden. Für die Nutzung in der Wohnung gibt es den Heiz­körper­ther­mostaten Fritz!Dect 301 mit strom­sparendem E-Paper-Display. Wenn die Reich­weite nicht ausreicht, dann kann sie mit dem Repeater Fritz!Dect 100 ausge­baut werden.

Neuester Zugang bei den Kompo­nenten ist der draht­lose Taster Fritz!Dect 400, mit dem beispiels­weise auch das Nacht­licht im Kinder­zimmer geschaltet werden kann, ohne ein Kabel legen zu müssen. Und schließ­lich gibt es die beiden DECT-Tele­fone Fritz!Fon C5 und C4 mit denen der Gerä­testatus über­wacht und einzelne Schalt­funk­tionen ausge­löst werden können.

Kompa­tibi­lität und Ausbau­optionen

Das Ganze klingt nicht unbe­dingt nach einer Geschichte aus dem Lande der unbe­schränkten Möglich­keiten. Aller­dings lassen sich nicht nur die von AVM herge­stellten Kompo­nenten verwenden, sondern seit der Fritz!OS Version 6.83 auch eine ganze Reihe weiterer Produkte.

AVM verwendet für die Verbin­dung den strom­sparenden DECT-ULE-Stan­dard, der dank AES-CCM Verschlüs­selung auch sehr sicher ist. Der ULE-Stan­dard wurde eigens für die Haus­auto­mation und Connected-Living Anwen­dungen entwi­ckelt. Er hat eine Reich­weite von 50 Meter in Gebäuden, außer­halb bis 300 Meter. Er arbeitet auf den für DECT reser­vierten Frequenzen zwischen 1880 und 1900 MHz und gilt deshalb auch als stör­sicher. Mehr als 100 Sensoren und Aktoren können mittels ULE mitein­ander verbunden werden. Um mit AVM kompa­tibel zu sein, müssen die Geräte aber zusätz­lich das Han-Fun Proto­koll unter­stützen. Was so chine­sisch klingt, ist ledig­lich die Abkür­zung für "Home Area Network Func­tional Protocol".

Wer zu dem AVM-System kompa­tible Kompo­nenten sucht, wird beispiels­weise bei der Deut­schen Telekom im Magenta SmartHome-Sorti­ment fündig. Sie hat zwei Tür- und Fens­terkon­takte im Angebot, einen opti­schen und einen magne­tischen, die beide über ULE funken und sich so an die Fritz!Box anschließen lassen. Eben­falls nutzbar ist ein Wand­taster, ähnlich dem von AVM, aller­dings mit zwei Tasten, sowie ein Bewe­gungs­melder.Eine güns­tige Alter­native zu den AVM Ther­mostaten ist der Euro­tronic CometDECT. Er ist ein paar Euro billiger als die AVM-Version, aber ansonsten voll kompa­tibel.

Gerä­teliste im Netz

Die Steckdosen können auch den Verbrauch messen. Die Steckdosen können auch den Verbrauch messen.
Screenshot: teltarif.de
Mehr Auswahl gibt es im Netz. Die ULE-Alli­ance hat dort eine Liste von DECT ULE Geräten mit Han-Fun veröf­fent­licht. Aber Achtung: Es kann hier trotzdem zu Problemen kommen. Die Geräte können zwar in der Regel mit der Box verbunden werden, funk­tionieren aber manchmal nicht richtig.

Prin­zipiell können an einer Fritz!Box maximal zehn Han-Fun-Geräte zusätz­lich zu den AVM-Smart-Home-Geräten ange­meldet werden. Aller­dings funk­tioniert das Firm­ware-Update von Fremd­geräten meist nicht und die AVM-DECT-Repeater können ihr Signal nicht weiter­geben.

Versteckte Sensoren

Die Geräte von AVM haben eine Reihe von Sensoren einge­baut, die sie sehr viel­seitig manchen. So stehen den beiden Steck­dosen Ther­mostaten zur Verfü­gung, sodass sie auch tempe­ratur­abhängig einge­setzt werden können, etwa zusammen mit einem Heiz­gerät als Frost­wächter im Garten­häus­chen. Sie messen zudem den Ener­giever­brauch und können dadurch last­abhängig schalten. Wer will, kann sich von den Geräten auch gleich die fälligen Strom­kosten ausrechnen lassen.

Die beiden Zwischen­stecker können auch auf akus­tische Geräu­sche reagieren, sogar auf einen bestimmten Ton mit einstell­barer Frequenz. Selbst­verständ­lich sind sie über die Zeit steu­erbar und können zufällig ein- und ausge­schaltet werden, etwa um mit einer Steh­lampe eine bewohnte Wohnung zu simu­lieren. Dabei lassen sich die Zeiten auch über den Google-Kalender fest­legen oder auto­matisch an den Sonnen-auf und Unter­gang anpassen. Die Schaltsteckdose kann auch die Kosten berechnen. Die Schaltsteckdose kann auch die Kosten berechnen.
Screenshot: teltarif.de
Auch die Heizungs­ther­mostate lassen sich zeit­abhängig über einen Wochen­planer steuern. Bis zu acht Schalt­punkte am Tag sind möglich, die zwischen einer wähl­baren Komfort- und einer Spar-Tempe­ratur hin und her schalten können.

Die Tempe­raturen werden direkt am Ther­mostat gemessen, mit einer einstell­baren Offset-Tempe­ratur kann das Wärme­gefühl im Lieb­lings­sessel opti­miert werden. Die Ther­mostate erkennen zudem einen plötz­lichen Tempe­ratur­sturz und regeln die Heizung selbst­ständig ab, wenn gelüftet wird. Umge­kehrt verhin­dern sie auch Frost­schäden.

Doch das System hat auch seine Grenzen: Eine Steue­rung über Außen­tempe­ratur­sensoren beispiels­weise ist nicht möglich. Die Box kann auch nicht erkennen, ob ihr Nutzer gerade nach Hause kommt. AVM wertet aus Sicher­heits­gründen bewusst keine GPS-Daten aus, auch Alexa & Co müssen aus diesem Grund (zumin­dest offi­ziell) draußen bleiben. Es gibt aber einen inof­fizi­ellen Alexa Skill, der die Sprach­steue­rung der Fritz! Smart-Home-Geräte ermög­licht.

Montage und Bedie­nung

Die Instal­lation der Geräte ist einfach. So werden die Steck­dosen durch langes Drücken einer Taste am Gerät und der DECT-Taste an der Box ange­meldet. Das Anschließen der Ther­mostate funk­tioniert auf ähnliche Weise. Auch sie werden per DECT-Taste an der Box ange­meldet und anschlie­ßend am Heizungs­körper montiert. Mehr als eine Rohr­zange braucht man dazu nicht. Der Ther­mostat passt sich dann mit seinem Stell­stift auto­matisch an den Heiz­körper an.

Aller­dings sind bei relativ vielen Heiz­körper­ventilen Adapter notwendig. Eine entspre­chende Liste der Hersteller liegt dem Produkt bei. Die Adapter kann man im Inter­nethandel erwerben, mit Versand muss man mit etwa 10 Euro zusätz­lich rechnen, was bei einem Gerä­tepreis von knapp 50 Euro nicht ganz uner­heblich ist. Es ist aber eine Inves­tition, die sich schnell lohnt: Mit dem AVM-System lassen sich laut Erfah­rungs­berichten bis zu 30 Prozent Heiz­kosten sparen. Die Heizkörperthermostate können sich rasch amortisieren. Die Heizkörperthermostate können sich rasch amortisieren.
Bild: AVM

Program­mierung nur über die Box

Die Geräte wie Steck­dosen oder Heiz­körper­regler können unab­hängig vom SmartHome-Netz­werk genutzt werden. Sie besitzen hierzu entspre­chende Regler und Schalter. Eine Steue­rung ist auch über die MyFritz-App möglich.

Für die Einbin­dung der Geräte in das Netz­werk ist aber die Fritz!Box mit ihrer Web-Ober­fläche zuständig - und nur diese. Seit der OS-Version 7 gibt es hier auch soge­nannte Vorlagen. Darin können die Einstel­lungen der Geräte im AVM-Heim­netz etwa für den Urlaub gespei­chert werden und später über das Webin­terface oder eine App akti­viert werden.

In diese Vorlagen können Gruppen einge­richtet werden, bei denen Geräte glei­chen Typs zusam­menge­fasst werden. Für Anfänger unge­wohnt: Auch Einzel­geräte müssen in eine Gruppe, um gesteuert werden zu können. Es können zudem Schalt­zeiten und Wenn-dann-Szenen fest­gelegt werden. Bis auf wenige Ausnahmen eignen sich alle aktuellen Fritz!Boxen auch als Steuerzentrale für die Hausautomatisierung. Bis auf wenige Ausnahmen eignen sich alle aktuellen Fritz!Boxen auch als Steuerzentrale für die Hausautomatisierung.
Bild: AVM

Anwen­dungs­beispiele auch bei AVM auf der Home­page

Wer sich inspi­rieren lassen will: Für Anwen­dung und Zusam­menschal­tung der Geräte bietet AVM eine ganze Reihe von Beispielen auf der Home­page. So gibt es den Vorschlag die Fritz!Box signa­lisieren zu lassen, wenn die Wäsche fertig ist. Das ist eigent­lich ganz einfach. Weil die Zwischen­stecker den Strom­verbrauch messen, kann man sie so einstellen, dass sie sich abschalten, wenn die aufge­nommene Leis­tung für einen bestimmten Zeit­raum unter einen vorge­gebenen Wert sinkt. In diesem Fall kann das System eine Push-Nach­richt auf das Smart­phone schi­cken: "Wäsche fertig!"

Ein durchaus inter­essantes Produkt ist die DoorLine Slim DECT von Telegärtner Elek­tronik. Auch diese Türsprech­stelle lässt sich mit dem System von AVM verbinden. So ist es möglich, mit dem Gast vor der Tür per Telefon zu kommu­nizieren und auch den Öffner zu betä­tigen. Die Door­line hat zudem ein zweites Relais, mit dem etwa auch das Gara­gentor geöffnet werden kann. Paket­boten können ihre Sendungen dann dort ablegen. Das funk­tioniert per App auch von unter­wegs - falls die Fritz!Box aus dem Internet erreichbar ist

Einen Erfah­rungs­bericht über die Kompa­tibi­lität der Fritz!Box mit DECT ULE und Han-Fun-Geräten können Sie übri­gens in einem weiteren Beitrag lesen.

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