Warnung

Fusion von E-Plus und o2: Matthias Kurth sieht Kunden im Nachteil

Ex-Chef der Bundesnetzagentur: Der Markt braucht den Wettbewerb
Von Marc Kessler

Kurth Der ehemalige Präsident der
Bundesnetzagentur, Matthias Kurth,
sieht Nachteile im Falle einer
Fusion von E-Plus und o2
Foto: dpa; Montage: teltarif.de
Matthias Kurth, ehemaliger Präsident der Bundes­netzagentur, hat sich gegen eine Fusion der Mobilfunk-Netzbetreiber E-Plus und o2 ausgesprochen. Denn deutsche Mobilfunk-Kunden hätten von einem Zusammenschluss keine Vorteile - vielmehr gehe dieser zu Lasten des Wettbewerbs, meint der 60-Jährige in einem Gastbeitrag für die Zeitung Welt am Sonntag.

Eine Fusion der deutschen Töchter von KPN und Telefónica sei nicht sinnvoll, so Kurth. Denn KPN und Telefónica hätten vor allem auf ihren Heimatmärkten (finanzielle) Probleme, während E-Plus und o2 hierzulande profitabel arbeiteten. "Wer soll also Profiteur einer denkbaren Fusion sein?", fragt Matthias Kurth.

Kurth: Wichtig ist "lebendiger und vielfältiger Wettbewerb"

Kurth Der ehemalige Präsident der
Bundesnetzagentur, Matthias Kurth,
sieht Nachteile im Falle einer
Fusion von E-Plus und o2
Foto: dpa; Montage: teltarif.de
Die Kunden seien es mit ziemlicher Sicherheit nicht, so der ehemalige BNetzA-Präsident. Denn der "lebendige und vielfältige Wettbewerb" sei ein "viel verlässlicherer Garant für Infrastruktur­investitionen". Und erst durch den starken Wettbewerb zwischen E-Plus und o2 hätten Verbraucher von attraktiven Mobilfunk-Discount-Angeboten wie etwa denen von Aldi Talk, simyo oder Tchibo profitieren können.

Kurth stellt indes die - auch in der TK-Branche kursierende - Vermutung auf, KPN versuche, den Preis für E-Plus nach oben zu treiben. "Wenn dabei E-Plus die umworbene Braut ist, dann ergibt es durchaus Sinn, zumindest den Preis nach oben zu treiben, indem man Carlos Slim [der Chef des Anbieters América Móvil, teltarif.de berichtete] zeigt, dass man auch anders könnte."

Fusion würde zum Verlust von Frequenzspektrum führen

Matthias Kurth gibt zudem zu bedenken, dass E-Plus und o2 im Falle einer Fusion auch Frequenzen zurückgeben müssten. Denn bei allen Frequenz­versteigerungen gebe es Klauseln, nach denen die Frequenzen zurückgegeben werden müssten, wenn der erfolgreiche Bieter nicht mehr unabhängig im Wettbewerb bleibe. Zudem: "Letztlich dürften auch die beiden bisher größten Anbieter Vodafone und T-Mobile zwar eine Marktbereinigung begrüßen, aber schwerlich tolerieren, dass dann ein hypothetisch verbliebender dritter Konkurrent über das doppelte Frequenzspektrum verfügen würde."

Ex-BNetzA-Chef spricht sich für (technische) Zusammenarbeit aus

Sinnvoll, so Kurth, sei vielmehr eine Zusammenarbeit in punkto gemeinsamer Nutzung von Netzwerktechnik. Durch Outsourcing, den gemeinsamen Betrieb von Basisstationen und Kooperationen beim Netzausbau könnten E-Plus und o2 viel Geld sparen, meint der ehemalige Chefregulierer. Aber auch hier sieht Kurth klare Grenzen: "Eine rote Linie, die nicht überschritten werden sollte, ist aber ein Zusammengehen bei Wettbewerb, Preisen und Kunden­akquisition. Das wäre letztlich eine Fusion unter anderer Flagge - zulasten des Verbrauchers."

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