„Einfacher, schneller, unbürokratischer“: Der Giga-Pakt wirkt
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann zieht ein positives Fazit zum Giga-Pakt
Wirtschaftsministerium Niedersachsen
Zu den unterschiedlichen Maßnahmen des niedersächsischen Giga-Pakts zählen zum Beispiel der Abbau bürokratischer Hürden. So wurde das Antragsverfahren für die Nutzung von Verkehrsinfrastruktur für den Breitbandausbau erleichtert. Bei Bauprojekten werden häufiger Leerrohre verlegt, der Kampfmittelräumdienst, der vor der Verlegung von Glasfaser aktiv werden muss, wurde gestärkt und die Zustimmungsverfahren zur Querung von Bahntrassen sollen reibungsloser vonstattengehen.
Herkulesaufgabe steht noch bevor
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann zieht ein positives Fazit zum Giga-Pakt
Wirtschaftsministerium Niedersachsen
Die Maßnahmen zeigen Wirkung. 2017 verfügten weniger als ein Prozent aller Gebäude in Niedersachsen über einen Gigabit-Anschluss. Bis April 2019 stieg die Zahl auf sieben Prozent an. Vornehmlich durch den Ausbau der Kabelnetze durch Vodafone, das bis Jahresende 65 Prozent aller Haushalte im Land mit Gigabit-Anschlüssen versorgen will, gelingt ein großer Sprung. Auf dem Breitbandgipfel Niedersachsen-Bremen Ende Oktober 2019 konnte Peer Beyersdorff, Geschäftsführer des Breitbandzentrums Niedersachsen-Bremen, verkünden, dass inzwischen 39 Prozent der Adressen in Niedersachsen einen Gigabit-fähigen Anschluss besitzen.
„Wir testen innovative Ausbautechniken und gehen pragmatisch vor, um Glasfaserausbau in Niedersachsen einfacher, schneller und unbürokratischer umzusetzen“, sagt Niedersachsen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Den Niedersachsen steht dennoch weiterhin eine Herkulesaufgabe bevor, wenn sie das gesamte Land bis 2025 mit Gigabit-Zugängen erschließen wollen. Insbesondere der Südosten Niedersachsens gilt als unterversorgt. Durch die Corona-Pandemie nehmen Webkonferenzen und Homeoffice zu. „Auf dem Land muss dies auch ruckelfrei und in bester Qualität möglich sein“, sagt etwa Marco Trips, Präsident des niedersächsischen Städte- und Gemeindebunds. Er fordert einen weiteren Schub für Gigabit-fähige Glasfaseranschlüsse. „Dazu müssen die Beihilfevorschriften der EU ggf. angepasst und mehr Kapazitäten im Tiefbau dafür genutzt werden“, sagt Trips.
Deutsche Glasfaser baut vor der eigenen Haustür
Die Niedersachsen sind aber nicht die einzigen, die Tiefbauer brauchen. Im nordrhein-westfälischen Borken, quasi vor der eigenen Haustür, startete die Deutsche Glasfaser unlängst ihr größtes Netzausbauprojekt. Dazu gehören etwa 7500 Haushalte. Bereits 40 Prozent davon haben sich während der Nachfragebündelung bis Februar 2020 für einen kostenlosen Hausanschluss entschieden. Im Anschlussgebiet Hovesath haben sogar über 50 Prozent der Anwohner einen Vertrag bei Deutsche Glasfaser abgeschlossen.
Derzeit laufen die Hausbegehungen, und die Maschinen des beauftragten Generalunternehmens Wayss & Freytag sind schon in den Straßen unterwegs. „Dass wir hier und heute den Spatenstich zum Glasfaserausbau begehen, ist aber insbesondere der Leistung der engagierten Bürgerinnen und Bürger in Borken zu verdanken“, sagte Jens Müller, Geschäftsführer von Deutsche Glasfaser, beim symbolischen Spatenstich. „Die Stadt Borken ist der Sitz unseres Unternehmens, daher ist es schon fast folgerichtig, dass wir uns auch hier für den Glasfaserausbau engagieren.“
Thomas Busch, Abteilungsleiter Roll-Out Management von Deutsche Glasfaser, sowie Jens Müller, Geschäftsführer von Deutsche Glasfaser und Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing (v. l. n. r.) beim symbolischen Spatenstich für das größte Netzausbauprojekt der Deutschen Glasfaser
Deutsche Glasfaser
Borken liegt im Münsterland, wo auch der Netzbetreiber GasLINE Glasfasertrassen verlegt hat. Anfang Juni 2020 folgte der Hochsauerlandkreis. Die Neubautrassen dienen unter anderem als Anbindung für Mobilfunkstationen von Vodafone. Mehr als 20 Mobilfunkstandorte des Düsseldorfer TK-Unternehmens sind im Hochsauerlandkreis über ca. 200 Streckenkilometer des GasLINE-Netzes mit Glasfaser angebunden. Dazu gehören zum Beispiel die Standorte in Arnsberg, Brilon oder Winterberg. Vodafone selbst hat in den vergangenen Wochen den FTTB-Ausbau in verschiedenen Gewerbegebieten wie in Hennef (Sieg), Senden, Sankt Augustin, Gaimersheim oder Steinhagen angekündigt. Über 1500 Unternehmen werden so einen Glasfaseranschluss erhalten. Hinzu kommt das Gewerbegebiet Billbrook in der gleichnamigen Gemeinde. Hier profitieren 746 Gewerbetreibende vom FTTB-Ausbau durch Vodafone.
Schleswig-Holstein ist weiter
Auch die Deutsche Telekom kann mit derlei Projekten aufwarten. In Remscheid wird nun der erste von sechs Bauabschnitten angegangen, um ca. 950 Kilometer Glasfaser zu verlegen und 195 Glasfasernetzverteiler aufzustellen. An das FTTH-Netz werden rund 6300 Haushalte, 729 Betriebe, 44 Schulen und 17 weitere Bildungseinrichtungen angeschlossen. Darüber hinaus ist die Telekom in einigen Neubaugebieten wie in Ilmenau in den Ortsteilen Gräfinau-Angstedt, Stützerbach und Wümbach tätig. Hier baut sie jedoch nur mit Super-Vectoring aus. Rund 5750 Haushalte erhalten dadurch Download-Geschwindigkeiten von maximal 250 MBit/s.
Landrat Torsten Wendt (li.) und Michael Böddeker, Geschäftsführer der Stadtwerke Neumünster, freuen sich über die flächendeckende Glasfaserversorgung im Landkreis Steinburg
Stadtwerke Neumünster
Auch nördlich von Niedersachsen wurde kräftig ausgebaut. Seit Ende Mai 2020 können 95 Prozent der Einwohner im schleswig-holsteinischen Landkreis Steinburg über Glasfaser im Internet surfen. „Steinburg ist einer der ersten Landkreise Deutschlands, der nahezu flächendeckend mit der Glasfasertechnik versorgt ist“, resümiert Volker Haack, Vorsteher des Zweckverbands Breitbandversorgung Steinburg (ZVBS), der das Netz zusammen mit den Stadtwerken Neumünster gebaut hat. Die nördlichen Nachbarn der Niedersachsen sind etwas weiter: Hier liegt bereits vor 44 Prozent der Adressen eine Glasfaserleitung.