Breitbandausbau: Telekom auf der Überholspur
Im September 2022 stieg die Zahl der Haushalte, die von der Telekom einen Glasfaseranschluss erhalten können, um 215.000 auf 4,5 Millionen. Ein Vorzeigeprojekt des magentafarbenen TK-Konzerns ist die Gigabit-Region Stuttgart. „Über 260.000 Haushalte in der Metropolregion können bereits einen Glasfaseranschluss der Telekom buchen, über 60.000 davon in der Landeshauptstadt“, erklärt Walter Goldenits, Technik-Chef der Telekom Deutschland. Von den 175 teilnehmenden Kommunen wurde bislang in 120 gebaut. Bis 2025 will die Telekom in der Gigabit-Region 700.000 und bis 2030 1,26 Millionen Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen haben.
Etwas größer ist ihr Vorhaben für das Nachbarland Bayern. Im Freistaat wollen die Bonner bis 2025 1,8 Millionen Haushalte mit Glasfaser versorgen. „Wir haben darüber hinaus jeder bayerischen Kommune ein Angebot gemacht, mit uns über einen Vollausbau mit Glasfaser zu sprechen“, sagte Srini Gopalan, Deutschland-Chef der Telekom, am Rande der Veranstaltung zum Digitalpakt Bayern. Die Ankündigung fußt auf der Tatsache des weitreichenden FTTC-Ausbaus der Telekom in Bayern, für den die Bonner in nicht unerheblichen Maße Fördergelder einstreichen. So können heute 83 Prozent der bayerischen Haushalte und Unternehmen 100 MBit/s und mehr sowie 67 Prozent bis zu 250 MBit/s buchen.
In Mülheim an der Ruhr will die Telekom für 12.200 Haushalte FTTH-Anschlüsse bauen.
Foto: Stadt Mülheim an der Ruhr
In Berlin-Charlottenburg, Marzahn und Neukölln will die Telekom ein Glasfasernetz für 43.800 Haushalte und 2700 Unternehmen errichten. Dafür wirbt sie derzeit bei den Hausbesitzern, die einen Glasfaseranschluss bestellen können. Gleiches macht sie in Mülheim an der Ruhr. Dort plant die Telekom ein Glasfasernetz für 12.200 Haushalte. Aber weder in Berlin noch in Mülheim gab sie bekannt, ab wann gebaut wird. Dagegen soll in Wolfenbüttel im kommenden Jahr mit dem Glasfaserausbau für 17.900 Haushalte begonnen werden. 2024 sollen weitere Stadtteile hinzukommen. Dann planen die Bonner mit dem Beginn des Glasfaserausbaus in Weiterstadt (14.300 Haushalte).
Vodafone zurück im Glasfaserausbau
Natürlich schläft die Konkurrenz nicht. Bayern erhält nicht nur „magentafarbene Glasfaser“, sondern auch „blaue“ von der Deutschen Glasfaser. Das Unternehmen aus dem münsterländischen Borken hat im Freistaat bislang 135.000 Haushalte mit Glasfaser erschlossen. Derzeit befinden sich weitere 55.000 Anschlüsse im Bau. Bis 2025 sollen es insgesamt 550.000 Haushalte werden. Im Saarland will die Deutsche Glasfaser 300.000 FTTH-Anschlüsse bauen – so auch in der Landeshauptstadt. Dazu hat das Unternehmen zusammen mit Vodafone und dem Bürgermeister von Saarbrücken, Uwe Conradt, eine Absichtserklärung zur partnerschaftlichen Modernisierung der vorhandenen Breitbandinfrastruktur in ein FTTH-Netz unterzeichnet.
Mit Vodafone meldet sich ohnehin ein alter Bekannter zurück, der im Glasfaserausbau vor zwei Jahren auf die Bremse trat. Zusammen mit dem Telekommunikationsunternehmen Altice gründeten die Düsseldorfer FibreCo und statten das Joint Venture mit 7 Milliarden Euro aus. Dafür sollen in den kommenden sechs Jahren 7 Millionen Glasfaseranschlüsse entstehen, die meisten allerdings im Einzugsgebiet von Vodafones Kabelnetz, in dem für diesen Zweck der Glasfaseranteil weiter erhöht wird. Ein Fünftel der Anschlüsse soll außerhalb des Kabel-Footprints entstehen.
Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt unterzeichnet die Absichtserklärung zum Ausbau der Breitbandinfrastruktur in der Landeshauptstadt durch Deutsche Glasfaser und Vodafone
Foto: Deutsche Glasfaser
Zudem startete Vodafone im Rhein-Hunsrück-Kreis die Vorvermarktung für den Bau eines Glasfasernetzes. Der Startschuss soll Anfang 2023 fallen. Der Bau wird voraussichtlich bis Ende 2026 dauern und dann 21.000 Haushalte im Kreis mit Glasfaser versorgen. Auch in Brandenburg an der Havel, westlich von Berlin, werben die Düsseldorfer für ihr Ausbauvorhaben. Dort soll für 25.000 Haushalte ein FTTH-Netz entstehen.
Flächendeckend Glasfaser im Landkreis Oberhavel und in Giengen
Etwas weiter nördlich der Hauptstadt, im Landkreis Oberhavel, einigte sich die DNS:NET neben der Gemeinde Glienicke Nordbahn nun auch mit Oberkrämer und dem Mühlenbecker Land auf einen flächendeckenden FTTH-Ausbau. Bei Interesse könnten in Oberkrämer und dessen Ortsteilen 6000 Haushalte Glasfaser bis ins Haus bekommen. Im Mühlenbecker Land wird DNS:NET bis Ende 2024 über 8000 Haushalte angeschlossen haben.
Per Kooperationsvertrag besiegelten die Stadt Giengen und die BBV Deutschland den flächendeckenden Breitbandausbau in Giengen
Foto: BBV Deutschland
Flächendeckend zu bauen ist auch die Devise der BBV Deutschland. Bis Ende 2024 will der Netzbetreiber im baden-württembergischen Giengen das gesamte Stadtgebiet sowie die Teilorte der Kommune verglasen. „Wir investieren in Giengen ca. 25 Millionen Euro“, sagt BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek. Der Baubeginn für 6130 Haushalte soll spätestens im 4. Quartal 2023 erfolgen. „Dabei gibt es keine ‚Rosinenpickerei’: Die BBV erarbeitet im Moment ein Bürgerinformationssystem, das zeigt, wann wo im Stadtgebiet ausgebaut werden soll“, erklärt Maschek.