Glasfaser: Geschwindigkeitsrekorde nur in Feldversuchen
Im vergangenen Jahr erzielte der Netzbetreiber GlobalConnect zusammen mit Nokia in seinem Glasfasernetz eine Rekordgeschwindigkeit von 600 GBit/s. Jetzt hat er sie mit neuer Nokia-Technik auf 1,2 Terabit pro Sekunde (TBit/s) hochgeschraubt. Diese Geschwindigkeit wurde über sogenannte Metrodistanzen bis 118 Kilometern erreicht. Bei Langstrecken bis 2019 Kilometern lag die Übertragungsgeschwindigkeit bei 800 GBit/s.
"Da sich das weltweite Datenvolumen bis 2025 voraussichtlich verdoppeln wird, liegt der Fokus auf den Kosten und dem Stromverbrauch pro Bit", sagt James Watt, Präsident von Nokia Optical Networks. Durch die eingesetzte Technik reduziert sich die Zahl der Schnittstellen im Netz. Dadurch ließen sich nach Angaben von Nokia und GlobalConnect 50 Prozent der gesamten Netzwerkkosten sowie 60 Prozent des Netzstromverbrauchs einsparen.
In Wandlitz im Landkreis Barnim hat DNS:NET den Point of Presence (PoP) aufgestellt
Foto: DNS:NET/D. Thonfeld
GlobalConnect verbindet mit seinem Netz vor allem Rechenzentren und Unternehmen, baut aber auch im Norden Deutschlands FTTH-Netze. Die sind notwendig, wenn derlei hohe Geschwindigkeiten auch bei den Haushalten ankommen sollen. Und hier hat Deutschland nach Erhebungen des FTTH Councils noch den größten Nachholbedarf in Europa. Zwar gehört die Bundesrepublik mit einer Zunahme von 1,8 Millionen Haushalten, die zumindest in der Nähe einer Glasfasertrasse liegen (FTTB/H Homes passed) zu den am schnellsten wachsenden Glasfasermärkten, aber nicht einmal ein Viertel (23,6 Prozent) der deutschen Haushalte sind FTTB/H Homes passed. Der EU-Durchschnitt (plus Großbritannien) liegt bei 55,1 Prozent. Mit knapp 34 Millionen Haushalten hat Deutschland laut FTTH Council im europäischen Vergleich noch die meiste Arbeit vor sich.
DNS:NET erschließt die Altmark mit Glasfaser
Diese Arbeit wird von Netzbetreibern wie zum Beispiel DNS:NET erledigt. In der Altmark schließt das Unternehmen insgesamt 13500 Haushalte an. Im April 2023 begann DNS:NET mit dem Trassenbau in Arendsee, gefolgt von der Stadt Klötze im Altmarkkreis Salzwedel sowie Tangerhütte im Ortsteil Grieben. In Wandlitz im Landkreis Barnim stellte der Netzbetreiber zudem den Point of Presence (PoP) auf, nachdem bereits zahlreiche Trassenbauten begonnen hatten. Der Technikverteiler wird nun an den Glasfaserring der DNS:NET angeschlossen. Er versorgt die ersten knapp 3500 Wandlitzer Haushalte mit Glasfaser. Die Tiefbauarbeiten für die weiteren Ortsteile starten in den kommenden Wochen.
Westlich vom Ausbaugebiet der DNS:NET, in Niedersachsen, ist der Netzbetreiber htp aktiv. Der begann unlängst in Groß Berkel im Landkreis Hameln-Pyrmont mit der Vorvermarktung für den Bau eines Glasfasernetzes. "Mindestens 40 Prozent der Haushalte müssen sich bis zum 14. Juli für Glasfaser entscheiden", erklärt htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann. "Denn wir bauen auf eigene Kosten aus und brauchen diese Mindestquote, damit das Projekt für unser Unternehmen wirtschaftlich ist." Wer sich in Groß Berkel erst später für einen htp-Glasfaseranschluss entscheidet, muss einen Baukostenzuschuss von 3000 Euro bezahlen.
Auch die Deutsche GigaNetz setzt auf die Vorvermarktung. In Laudenbach und Hemsbach im Rhein-Neckar-Kreis erhielt der Netzbetreiber Unterstützung von den Stadträten. Sie schlossen mit der Deutschen GigaNetz eine Kooperationsvereinbarung zum Anschluss der städtischen Liegenschaften ab. Voraussetzung ist jedoch, dass sich jeweils 35 Prozent der Haushalte für einen Glasfaseranschluss entscheiden.
M-net und Leonet in bayerischen Städten und Gemeinden unterwegs
Im Süden der Republik sind die Netzbetreiber Leonet und M-net unterwegs. Das Tochterunternehmen der Stadtwerke München treibt unter anderem den Glasfaserausbau in Augsburg voran. Zusammen mit den Stadtwerken Augsburg (swa) schloss M-net im vergangenen Jahr 200 Gebäude an. In diesem Jahr sollen weitere 200 Gebäude mit 1400 Haushalten hinzukommen. Seit 2006 haben M-net und die swa bereits 21500 Augsburger Haushalte mit Glasfaser erschlossen. Bis 2027 sollen weitere 16000 Wohneinheiten hinzukommen. "Wir liegen im Plan und kommen mit dem Ausbau gut voran", erklärt swa-Geschäftsführer Alfred Müllner.
M-net-Geschäftsführer Hermann Rodler, Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle und swa-Geschäftsführer Alfred Mülllner (v.l.n.r.) im Jahr 2022
Foto: swa/Thomas Hosemann
Der Netzbetreiber Leonet hat nach der Winterpause die Bauarbeiten in Waldkirchen im Landkreis Freyung-Grafenau wieder aufgenommen und will sie bis zum Herbst 2024 beenden. In diesem Projekt wird deutlich, warum es den geförderten Ausbau braucht. Es werden zwar "nur" 300 Haushalte und 24 Unternehmen angeschlossen, aber die verteilen sich auf elf Ortsteile. Das Glasfasernetz wird eine Länge von 120 Kilometern haben. Eigenwirtschaftlich wäre dieser Ausbau wenig lohnenswert.
Das gilt auch für die Gemeinden Kastl und Unterneukirchen im Landkreis Altötting. Auch hier fließt Geld vom Staat, damit 250 Haushalte und 50 Unternehmen einen Glasfaseranschluss erhalten. Im Gegensatz zu Waldkirchen ist hier aber nicht der Bund mit im Boot. Der Freistaat Bayern finanziert die Wirtschaftlichkeitslücke zu 90 Prozent, die restlichen zehn Prozent kommen von den Gemeinden.
Leonet will noch dieses Jahr in Kastl und Unterneukirchen mit den Bauarbeiten beginnen. Im Frühsommer 2024 soll das Netz dann fertigstellt werden. Wenn Deutschland im Europavergleich aufholen will, müssen vor allem in ländlichen Regionen Glasfasernetze gebaut werden.
In einer weiteren Meldung zum Thema Glasfaserausbau geht es um: Warnung vor Drückerkolonnen.