Breitbandausbau

Breitbandausbau: Erstmals Luftverkabelung im Einsatz

Was nach in der Luft herum­schwe­benden Glas­faser­kabeln klingt, ist eine neue Technik, die für die Verle­gung von Glas­faser vorhan­dene Frei­lei­tungs­kabel wie etwa an Strom­masten nutzt. Dadurch kann die Glas­faser auch dort ausge­rollt werden, wo eine Verle­gung im Boden nicht oder nur schwer möglich ist.
Von Marc Hankmann

Einge­setzt wird die von AFL Telecom­muni­cations entwi­ckelte SkyWrap-Technik erst­mals vom Netz­betreiber envia TEL. Wer in diesen Tagen zwischen dem säch­sischen Bälgern und dem bran­den­bur­gischen Bad Lieben­werda hinauf zur Strom­lei­tung blickt, wird even­tuell ein Kabel bemerken, das sich spiral­förmig um das Strom­kabel windet. Auf diese Weise wird die Glas­faser von einem Mast zum nächsten gezogen. „Die Inte­grität der Frei­lei­tungs­infra­struktur wird statisch und elek­trisch nicht beein­flusst“, erklärt Peter Fischer, AFL-Vertriebs­leiter für den deutsch­spra­chigen Raum.

envia Tel Glasfaser SkyWrap Bei der SkyWrap-Technik wird ein spezielles Glasfaserkabel zum Beispiel um ein Stromkabel gewickelt, ohne dessen Eigenschaften zu beeinträchtigen
envia TEL
Für envia TEL ist die SkyWrap-Technik eine Option, um in länd­lichen und abge­legenen Gebieten eine schnelle Lösung für den Ausbau von Glas­faser­netzen zu reali­sieren. Zwischen Bälgern und Bad Lieben­werda wird auf diese Weise bei Drös­chkau der Elb-Deich gequert, da er auf der säch­sischen Seite aufgrund seiner Boden­beschaf­fen­heit und einer mögli­chen Flut­gefahr nicht wie üblich durch­bohrt werden darf. Die Luft­kabel­ver­legung ist ein voller Erfolg. Die neue Tech­nologie ist auch für schwie­rige Szena­rien bestens geeignet“, sagt envia-TEL-Geschäfts­führer Stephan Drescher.

2,5 GBit/s und 1.000 Kilo­meter Glas­faser

envia Tel Glasfaser SkyWrap Bei der SkyWrap-Technik wird ein spezielles Glasfaserkabel zum Beispiel um ein Stromkabel gewickelt, ohne dessen Eigenschaften zu beeinträchtigen
envia TEL
Netz­betreiber wie envia TEL sorgen in Deutsch­land dafür, dass immer mehr Glas­faser­anschlüsse entstehen. Nur 120 Kilo­meter weiter nörd­lich, vor den Toren Berlins, ist die DNS:Net in Michen­dorf unter­wegs. Der Netz­betreiber will über 1.000 Kilo­meter Glas­faser­kabel verlegen, um 6000 Haus­halte mit bis zu 2,5 GBit/s zu versorgen. Allein in Michen­dorf werden nach Schät­zungen der Bürger­meis­terin Claudia Nowka 120 Kilo­meter an Tief­bau­maß­nahmen notwendig sein. „Mit der direkten Planung, Baube­treuung und Anbin­dung an unsere eigene Glas­faser­netz­struktur mit dem Bran­den­burger Giga­bitring und Hoch­sicher­heits­rechen­zen­tren stellen wir nicht nur kurze Bauzeiten und die Anbin­dung inner­halb eines Jahres sicher, sondern schaffen mit der Giga­bit­geschwin­dig­keit für die Region Potsdam-Mittel­mark einen beträcht­lichen Vorsprung gegen­über anderen Gemeinden und Städten“, sagt Stefan Holig­haus, Mitglied der DNS:NET-Geschäfts­füh­rung. DNS:NET FTTH-Ausbau Michendorf Michendorf bekommt Glasfaser. Stefan Holighaus, Geschäftsleitung DNS:NET, Hardy Heine, Repräsentant DNS:NET, und Claudia Nowka, Bürgermeisterin von Michendorf (v. l. n. r.) nach der Unterzeichnung der Verträge.
DNS:NET/H. Wiedl
Von einem solchen Vorsprung wollen auch die Unter­nehmen in Dettingen an der Iller profi­tieren. Anfang Dezember 2020 wurde das neue Glas­faser­netz in Betrieb genommen. Die NetCom BW bietet den Unter­nehmen ab sofort Daten­raten im Down­load von maximal 300 MBit/s an. Auch in Hohen­fels nahm das Unter­nehmen ein neues FTTB-Netz für 500 Haus­halte in den Orts­teilen Deut­wang, Liggers­dorf, Minders­dorf und Selgets­weiler in Betrieb. Geschäfts­kunden können hier sogar bis zu 10 GBit/s erhalten. Die Erschlie­ßung des Orts­teils Kalk­ofen soll 2021 beginnen. Nach sieben­mona­tiger Bauphase ist zudem das FTTB-Netz in Kernen im Remstal in den Teil­orten Rommels­hausen und Stetten im Betrieb. NetCom BW Glasfaserausbau Kernen Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch drückt den Startknopf für den Glasfaserausbau in seiner Gemeinde. Mit dabei (v. l. n. r.): NetCom-BW-Geschäftsführer Bernhard Palm, Ralf Bulling, Sachgebietsleiter Tiefbau der Gemeinde Kernen, Bauamtsleiter Peter Mauch und NetCom-BW-Projelteiter Ralf Schilling
NetCom BW

High­speed für Düssel­dorf und Leipzig

Aber auch die Bran­chen­größen setzen auf Glas­faser. Die Deut­sche Telekom schloss mit der Stadt Meer­busch den Ausbau eines Glas­faser­netzes für 3600 Haus­halte im Stadt­teil Büde­rich ab. Im Früh­jahr 2021 sollen die Bauar­beiten beginnen und noch im glei­chen Jahr beendet werden. Das gilt auch für Würz­burg, wo die Bonner 9000 Haus­halte in Stadt­teil Frau­enland mit Glas­faser­anschlüssen versorgen wollen.

Einen weiteren Vertrag schloss die Telekom mit der Stadt Düssel­dorf ab. Hier sollen bis Ende 2022 20.500 Haus­halte in den Stadt­teilen Flin­gern und Düsseltal Glas­faser erhalten. „Wir werden Glas­faser in allen Berei­chen ausbauen“, kündigt Hagen Rick­mann, Geschäfts­kunden-Chef der Telekom Deutsch­land an, d. h., das Netz wird auch in Bestands­gebieten sowie in Koope­ration mit Wohnungs­unter­nehmen gebaut. Ansonsten bevor­zugt die Telekom den Glas­faser­ausbau ausschließ­lich in Neubau- und Gewer­bege­bieten. Mitte Dezember kündigte sie noch den Glas­faser­ausbau für 61 Gewer­bege­biete an. Knapp 14.000 Unter­nehmen können dann Daten­raten bis 100 GBit/s buchen. Glasfaserausbau Deutsche Telekom Düsseldorf Freut sich über die Absichtserklärung zum partnerschaftlichen Breitbandausbau zwischen der Stadt Düsseldorf und der Telekom Deutschland: Oberbürgermeister Stephan Keller
Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin
Während die Konkur­renz aus Bonn quasi vor der Haustür Voda­fones Glas­faser verlegt, ist der Düssel­dorfer Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern in Leipzig aktiv. In den kommenden zwei Jahren wird Voda­fone ein Glas­faser­netz für rund 1.900 Haus­halte und Unter­nehmen in mehreren Wohn-, Gewerbe- und Misch­gebieten Leip­zigs bauen und betreiben. Dafür will der Netz­betreiber insge­samt 134 Kilo­meter Glas­faser­kabel verlegen. Die Inves­titionen belaufen sich auf 23 Millionen Euro.

Darüber hinaus wird Voda­fone im Enzkreis rund 20.000 unter­ver­sorgte Haus­halte und Unter­nehmen mit Glas­faser anschließen. Das Ausbau­pro­jekt in 25 Gemeinden kostet rund 360 Millionen Euro. Die Hälfte der Summe trägt der Bund, 40 Prozent schießt das Land Baden-Würt­tem­berg zu. Ab 2022 sollen die ersten Haus­halte mit 1 GBit/s im Internet surfen können.

Gemeinsam mit der Deut­schen Glas­faser ist Voda­fone zudem in Murr aktiv, um für 112 Unter­nehmen einen FTTH-Anschluss zu bauen. Mit dem Spaten­stich am 18. Dezember 2020 begann die Verle­gung der Leer­rohre. Gleich­zeitig wurde die Gebäu­debe­gehung gestartet. Bis Ende 2021 soll der Netzbau abge­schlossen sein. So werden auch im kommenden Jahr landauf landab die Bagger für den Breit­band­ausbau anrollen.

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