Breitbandausbau

Bauprojekt mit Glasfaser: Aus einer Kaserne wird eine Stadt

Wo einst Soldaten im Gleich­schritt marschierten, entsteht eine neue Stadt: Auf dem Gelände der ehema­ligen Bayern­kaserne werden 5.500 Wohnungen sowie eine Grund­schule, Jugend- und Pfle­geein­rich­tungen, eine Musik­schule und ein Gymna­sium gebaut.
Von Marc Hankmann

Dass ein ganzes Stadt­viertel vom Reiß­brett geplant wird, ist auch für die Telekom kein Alltags­geschäft. Das neben Freiham größte Sied­lungs­pro­jekt Münchens entsteht zwischen 2023 und 2030 in drei Abschnitten. Insge­samt wird auf 58 Hektar gebaut. Das entspricht der Fläche von etwa 81 Fußball­fel­dern.

Die Telekom plant nun in Abstim­mung mit Bauträ­gern, Planungs­büros und der Stadt München, wo Tech­nik­räume hinkommen und Verteiler aufge­stellt werden können. Anschlie­ßend wird die Glas­faser­trasse geplant. Ab 2025 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden. Dann geht es für die Telekom darum, Kunden zu gewinnen.

Von den Bayern zu den Preußen, denn die Telekom hat sich mit dem Land Berlin darauf geei­nigt, bis 2027 eine Million Glas­faser­anschlüsse zu errichten. Bis Ende des Jahres sollen in Karls­horst, im Hansa­viertel, in Siemens­stadt und in Weißensee die ersten 40.000 FTTH-Anschlüsse entstehen. Ab 2022 bauen die Bonner dann in Char­lot­ten­burg, Moabit, Alt-Hohen­schön­hausen, Frie­denau, Gropi­usstadt, Köpe­nick, Lich­ten­berg und einem weiteren Gebiet in Weißensee weitere 150.000 Anschlüsse. Dafür inves­tiert die Telekom 80 Millionen Euro.

Glas­faser­offen­sive, aber das Gros ist per DSL im Netz

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und Telekom-Deutschland-Vorstand Srini Gopalan beim Spleißen. Die Telekom wird eine Million Glasfaseranschlüsse in Berlin erstellen Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und Telekom-Deutschland-Vorstand Srini Gopalan beim Spleißen. Die Telekom wird eine Million Glasfaseranschlüsse in Berlin erstellen
Foto: Deutsche Telekom
Beide Projekte gehören zur Glas­faser­offen­sive der Telekom. In zwölf weiteren Kommunen begann der TK-Konzern unlängst mit der Vermark­tung von 154.000 Anschlüssen, darunter in Augs­burg, Bochum-Watten­scheid, Essen, Braun­schweig, Mainz, Nürn­berg oder Magde­burg. Insge­samt hat die Telekom bislang 2,3 Millionen Haus­halte mit Glas­faser ange­schlossen. Im Mai 2021 kamen 40.000 Haus­halte hinzu. Das Gros der Telekom-Kunden surft aber noch über DSL im Internet. Nach Angaben des Konzerns erhalten 34,2 Millionen Haus­halte mindes­tens bis zu 100 MBit/s, 26 Millionen können mit maximal 250 MBit/s im Internet surfen.

Auch wenn Voda­fone kein neues Stadt­viertel mit Glas­faser versorgt, so werden die Düssel­dorfer doch immerhin die unter­ver­sorgten Haus­halte eines ganzen Land­kreises ins Gigabit-Zeit­alter hieven. Rund 10.000 Haus­halte im Kreis Breisgau-Hoch­schwarz­wald erhalten von Voda­fone einen FTTH-Anschluss. Der Ausbau kostet 190 Millionen Euro. Die Hälfte soll der Bund, weitere 40 Prozent das Land Baden-Würt­tem­berg über­nehmen. Der Zweck­ver­band Breit­band Breisgau-Hoch­schwarz­wald baut das Netz, Voda­fone pachtet und vermarktet es.

Förder-Millionen für den Enzkreis

Die verbandsvorsitzende Landrätin Dorothea Störr-Ritter (l.) und Rolf-Peter Scharfe von Vodafone Deutschland (r.) wollen in den kommenden Jahren ein Glasfasernetz für den Kreis Breisgau-Hochschwarzwald bauen Die verbandsvorsitzende Landrätin Dorothea Störr-Ritter (l.) und Rolf-Peter Scharfe von Vodafone Deutschland (r.) wollen in den kommenden Jahren ein Glasfasernetz für den Kreis Breisgau-Hochschwarzwald bauen
Foto: Vodafone Deutschland
Weitere Förder-Millionen erhält der Enzkreis. In insge­samt 23 Infra­struk­tur­pro­jekten werden über 48.000 Haus­halte, rund 2300 Unter­nehmen und fast 50 Schulen mit Glas­faser versorgt. Das Bundes­ver­kehrs­minis­terium stellt Förder­mittel in Höhe von knapp 170 Millionen Euro zur Verfü­gung. Damit gehört das Ausbau­pro­jekt Enzkreis zu einem der größten Vorhaben des Bundes­för­der­pro­gramms. Der Start­schuss fiel unlängst mit dem symbo­lischen Spaten­stich in Strau­ben­hardt.

Nicht ganz so hoch ist die Förde­rung für zwei Projekt­gebiete im Land­kreis Rostock. Hier fließen 45,5 Millionen Euro von Berlin an die Ostsee. In den insge­samt zwölf Gemeinden der beiden Ausbau­gebiete wird die WEMACOM bis Ende 2023 für 2800 Haus­halte ein Glas­faser­netz bauen. „In den beiden neuen Projekt­gebieten muss ein rund 289 Kilo­meter langes Tras­sen­netz gebaut und mit Leer­rohren ausge­stattet werden“, erklärt WEMACOM-Geschäfts­führer Volker Buck.

Freuen sich auf den Baubeginn im Enzkreis (v.l.n.r.): Stefan Andrien (Vodafone), Netze-BW-Geschäftsführer Steffen Ringwald, Bürgermeister Helge Viehweg, Erik Schweickert MdL, Gunther Krichbaum MdB, Katja Mast MdB, Staatssekretär Steffen Bilger, Stefanie Seemann MdL, Verbandsvorsitzender Jörg-Michael Teply, der ehemalige Infrastrukturdezernent Wolfgang Herz, Bürgermeister Werner Henle, Bürgermeister Martin Steiner und Landrat Bastian Rosenau Freuen sich auf den Baubeginn im Enzkreis (v.l.n.r.): Stefan Andrien (Vodafone), Netze-BW-Geschäftsführer Steffen Ringwald, Bürgermeister Helge Viehweg, Erik Schweickert MdL, Gunther Krichbaum MdB, Katja Mast MdB, Staatssekretär Steffen Bilger, Stefanie Seemann MdL, Verbandsvorsitzender Jörg-Michael Teply, der ehemalige Infrastrukturdezernent Wolfgang Herz, Bürgermeister Werner Henle, Bürgermeister Martin Steiner und Landrat Bastian Rosenau
Foto: Zweckverband
Darüber hinaus arbeiten viele weitere Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen an der Glas­faser­zukunft Deutsch­lands. So gab es am 21. Juni 2021 auch einen Spaten­stich in Herbs­leben. Die Gemeinde und die Thüringer Netkom GmbH Weimar wollen bis Ende 2022 für 1550 Haus­halte ein FTTH-Netz errichten. Glei­ches plant die DNS:NET im bran­den­bur­gischen Werneu­chen. Hier sollen 9500 Einwohner einen FTTH-Anschluss erhalten.

Und der Netz­betreiber htp wird nach erfolg­rei­cher Vorver­mark­tung in Nord­stemmen und Wennigser Markt Glas­faser­netze errichten. In Nord­stemmen haben die Tief­bau­arbeiten bereits begonnen. Sie sollen bis Oktober abge­schlossen sein. Dann rollen die Bagger weiter nach Wennigser Markt.

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