Bauprojekt mit Glasfaser: Aus einer Kaserne wird eine Stadt
Dass ein ganzes Stadtviertel vom Reißbrett geplant wird, ist auch für die Telekom kein Alltagsgeschäft. Das neben Freiham größte Siedlungsprojekt Münchens entsteht zwischen 2023 und 2030 in drei Abschnitten. Insgesamt wird auf 58 Hektar gebaut. Das entspricht der Fläche von etwa 81 Fußballfeldern.
Die Telekom plant nun in Abstimmung mit Bauträgern, Planungsbüros und der Stadt München, wo Technikräume hinkommen und Verteiler aufgestellt werden können. Anschließend wird die Glasfasertrasse geplant. Ab 2025 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden. Dann geht es für die Telekom darum, Kunden zu gewinnen.
Von den Bayern zu den Preußen, denn die Telekom hat sich mit dem Land Berlin darauf geeinigt, bis 2027 eine Million Glasfaseranschlüsse zu errichten. Bis Ende des Jahres sollen in Karlshorst, im Hansaviertel, in Siemensstadt und in Weißensee die ersten 40.000 FTTH-Anschlüsse entstehen. Ab 2022 bauen die Bonner dann in Charlottenburg, Moabit, Alt-Hohenschönhausen, Friedenau, Gropiusstadt, Köpenick, Lichtenberg und einem weiteren Gebiet in Weißensee weitere 150.000 Anschlüsse. Dafür investiert die Telekom 80 Millionen Euro.
Glasfaseroffensive, aber das Gros ist per DSL im Netz
Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und Telekom-Deutschland-Vorstand Srini Gopalan beim Spleißen. Die Telekom wird eine Million Glasfaseranschlüsse in Berlin erstellen
Foto: Deutsche Telekom
Beide Projekte gehören zur Glasfaseroffensive der Telekom. In zwölf weiteren Kommunen begann der TK-Konzern unlängst mit der Vermarktung von 154.000 Anschlüssen, darunter in Augsburg, Bochum-Wattenscheid, Essen, Braunschweig, Mainz, Nürnberg oder Magdeburg. Insgesamt hat die Telekom bislang 2,3 Millionen Haushalte mit Glasfaser angeschlossen. Im Mai 2021 kamen 40.000 Haushalte hinzu. Das Gros der Telekom-Kunden surft aber noch über DSL im Internet. Nach Angaben des Konzerns erhalten 34,2 Millionen Haushalte mindestens bis zu 100 MBit/s, 26 Millionen können mit maximal 250 MBit/s im Internet surfen.
Auch wenn Vodafone kein neues Stadtviertel mit Glasfaser versorgt, so werden die Düsseldorfer doch immerhin die unterversorgten Haushalte eines ganzen Landkreises ins Gigabit-Zeitalter hieven. Rund 10.000 Haushalte im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald erhalten von Vodafone einen FTTH-Anschluss. Der Ausbau kostet 190 Millionen Euro. Die Hälfte soll der Bund, weitere 40 Prozent das Land Baden-Württemberg übernehmen. Der Zweckverband Breitband Breisgau-Hochschwarzwald baut das Netz, Vodafone pachtet und vermarktet es.
Förder-Millionen für den Enzkreis
Die verbandsvorsitzende Landrätin Dorothea Störr-Ritter (l.) und Rolf-Peter Scharfe von Vodafone Deutschland (r.) wollen in den kommenden Jahren ein Glasfasernetz für den Kreis Breisgau-Hochschwarzwald bauen
Foto: Vodafone Deutschland
Weitere Förder-Millionen erhält der Enzkreis. In insgesamt 23 Infrastrukturprojekten werden über 48.000 Haushalte, rund 2300 Unternehmen und fast 50 Schulen mit Glasfaser versorgt. Das Bundesverkehrsministerium stellt Fördermittel in Höhe von knapp 170 Millionen Euro zur Verfügung. Damit gehört das Ausbauprojekt Enzkreis zu einem der größten Vorhaben des Bundesförderprogramms. Der Startschuss fiel unlängst mit dem symbolischen Spatenstich in Straubenhardt.
Nicht ganz so hoch ist die Förderung für zwei Projektgebiete im Landkreis Rostock. Hier fließen 45,5 Millionen Euro von Berlin an die Ostsee. In den insgesamt zwölf Gemeinden der beiden Ausbaugebiete wird die WEMACOM bis Ende 2023 für 2800 Haushalte ein Glasfasernetz bauen. „In den beiden neuen Projektgebieten muss ein rund 289 Kilometer langes Trassennetz gebaut und mit Leerrohren ausgestattet werden“, erklärt WEMACOM-Geschäftsführer Volker Buck.
Freuen sich auf den Baubeginn im Enzkreis (v.l.n.r.): Stefan Andrien (Vodafone), Netze-BW-Geschäftsführer Steffen Ringwald, Bürgermeister Helge Viehweg, Erik Schweickert MdL, Gunther Krichbaum MdB, Katja Mast MdB, Staatssekretär Steffen Bilger, Stefanie Seemann MdL, Verbandsvorsitzender Jörg-Michael Teply, der ehemalige Infrastrukturdezernent Wolfgang Herz, Bürgermeister Werner Henle, Bürgermeister Martin Steiner und Landrat Bastian Rosenau
Foto: Zweckverband
Darüber hinaus arbeiten viele weitere Telekommunikationsunternehmen an der Glasfaserzukunft Deutschlands. So gab es am 21. Juni 2021 auch einen Spatenstich in Herbsleben. Die Gemeinde und die Thüringer Netkom GmbH Weimar wollen bis Ende 2022 für 1550 Haushalte ein FTTH-Netz errichten. Gleiches plant die DNS:NET im brandenburgischen Werneuchen. Hier sollen 9500 Einwohner einen FTTH-Anschluss erhalten.
Und der Netzbetreiber htp wird nach erfolgreicher Vorvermarktung in Nordstemmen und Wennigser Markt Glasfasernetze errichten. In Nordstemmen haben die Tiefbauarbeiten bereits begonnen. Sie sollen bis Oktober abgeschlossen sein. Dann rollen die Bagger weiter nach Wennigser Markt.