Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Nur selten gibt es eine zweite Chance

Viele Glas­faser­netz­betreiber führen erst eine Nach­fra­gebün­delung durch, bevor sie bauen. In der Regel ist der Haus­anschluss dann kostenlos. Haus­besitzer, die sich nicht für einen Glas­faser­anschluss entscheiden, könnten das später bereuen.
Von Marc Hankmann

In der Samt­gemeinde Schwarm­stedt nörd­lich von Hannover hat sich eine Bürger­initia­tive für den Glas­faser­ausbau stark gemacht. Seit einigen Jahren baut hier die htp Glas­faser­netze. Wenn in der Nach­fra­gebün­delung genug Haus­halte zusam­men­kommen, die einen Anschluss bei der htp buchen, wird gebaut. Bislang haben das 2300 Haus­halte gemacht, die im Rahmen des Erst­aus­baus nichts für den Haus­anschluss zahlen mussten.

So gehen viele Netz­betreiber vor. Doch im Gegen­satz zu htp ist nicht überall gewähr­leistet, dass die Betreiber ihre Netze weiter ausbauen. Das Unter­nehmen aus Hannover beginnt in ausge­wählten Orten der Samt­gemeinde Schwarm­stedt mit der Netz­ver­dich­tung und bietet all denen, die im Erst­ausbau keine Glas­faser haben wollten, eine zweite Chance. Aber: Sie ist nicht mehr kostenlos. Der Haus­anschluss schlägt nun mit 1975 Euro zu Buche. Immerhin sparen die Haus­besitzer laut htp 1000 Euro. Vor einem Wald stehen hinter einem Sandhaufen verschiedene Personen mit Schaufeln in der Hand. Auftakt zum Glasfaserausbau im Kreis Siegen-Wittgenstein: Der Spatenstich in Hilchenbach mit Vertretern des Kreises und von Greenfiber
Foto: Greenfiber
Mit einer Netz­ver­dich­tung ist nicht überall zu rechnen. Sitzen bei einem Netz­betreiber zum Beispiel Inves­toren im Hinter­grund, kann es sein, dass es dem Netz­betreiber in erster Linie darum geht, möglichst schnell möglichst viele Anschlüsse zu reali­sieren, um sich für einen Verkauf „aufzu­hüb­schen“. Dann werden in Kommunen nur die Rosinen heraus­gepickt, Haus­halte die schnell ange­schlossen werden können. Eine Netz­ver­dich­tung ist oft zu aufwendig oder, wie bei htp, für Haus­besitzer mit Kosten verbunden.

UGG, Green­fiber und M-net mit neuen Projekten

Trotzdem ist natür­lich derzeit die oberste Prämisse, Deutsch­land zu verglasen. So vermeldet Unsere Grüne Glas­faser (UGG) mit den baden-würt­tem­ber­gischen Gemeinden Weis­weil (Land­kreis Emmen­dingen) und Gotten­heim (Land­kreis Breisgau-Hoch­schwarz­wald) zwei neue Kommunen, in denen sie Glas­faser­netze bauen will. In Nach­bar­gemeinden wie Bahlingen, Malter­dingen, Riegel und Wyhl haben die Bauar­beiten bereits begonnen.

Der Spaten­stich Anfang Mai 2022 in Hilchen­bach am Siebelnhof war der Auftakt zu Tief- und Glas­faser­arbeiten im Kreis Siegen-Witt­gen­stein. Hier bindet Green­fiber in den kommenden zwei Jahren breit­bandig unter­ver­sorgte Adressen ans Glas­faser­netz an. Der Start­schuss fiel gleich­zeitig in fünf Orten: Bad Berle­burg, Bad Laasphe, Hilchen­bach, Freu­den­berg und Wilns­dorf. Burbach plant hingegen mit Green­fiber den flächen­deckenden Glas­faser­ausbau. Bis zum 30. Juni 2022 müssen aller­dings 30 Prozent aller Burba­cher Haus­halte einen eigenen Haus­anschluss bean­tragen, damit die Bagger anrollen. An einem Tisch sitzen eine Frau und drei Männern, die lächelnd in die Kamera blicken. Unterzeichnen den Kooperationsvertrag für den Glasfaserausbau in Altenmünster (v.l.n.r.): Silvia Kleinscheck (M-net), Florian Mair (1. Bürgermeister Altenmünster), Tobias Miessl (miecom-Netzservice) und Jürgen Schuster (Corwese)
Foto: M-net
M-net errichtet gemeinsam mit dem regio­nalen Netz­betreiber miecom-Netz­ser­vice ein Glas­faser­netz in Alten­münster im Land­kreis Augs­burg. Dafür wurde mit der Gemeinde ein Koope­rati­ons­ver­trag geschlossen, durch den 1700 FTTH-Anschlüsse für Privat­haus­halte und Unter­nehmen entstehen. In den Dort­munder Gewer­bege­bieten Im Spähen­felde Nord und West errichtet Plusnet für 200 Unter­nehmen ein Glas­faser­netz mit bis zu 10 GBit/s im Down­stream. Auch die EnBW-Tochter bietet den Anschluss in der Vorver­mark­tung kostenlos an.

Telekom bringt Glas­faser nach Berlin und Dresden

Die Deut­sche Telekom kündigte zwei Groß­pro­jekte an: In Berlin Char­lot­ten­burg sollen für 17400 Haus­halte FTTH-Anschlüsse entstehen. Und in den Dres­dener Stadt­teilen Cotta und Gruna sollen bis Jahres­ende fast 15000 Haus­halte ans Glas­faser­netz der Telekom ange­schlossen werden. In den kommenden Monaten wird die Telekom allein bei der Eisen­bahner-Wohnungs­bau­genos­sen­schaft Dresden rund 9000 Haus­halte mit Glas­faser erschließen. Hierzu hat die Telekom einen sepa­raten Vertrag mit der Wohnungs­bau­genos­sen­schaft geschlossen.

An einem Tisch sitzen eine Frau und drei Männern, die lächelnd in die Kamera blicken. Verträge unterschrieben: Plusnet baut in zwei Dortmunder Gewerbegebieten ein Glasfasernetz mit bis zu 10 GBit/s im Downstream
Foto: Silvia Kriens
Im südhes­sischen Heusen­stamm plant die Telekom den Bau eines Glas­faser­netzes für 11000 Haus­halte. Derzeit laufen Gespräche mit den kommu­nalen Entschei­dungs­gre­mien. Die Arbeiten in den Straßen und auf den Grund­stü­cken sollen 2023 beginnen. Zwar verzichtet die Telekom auf eine Nach­fra­gebün­delung, aber auch hier können sich Haus­besitzer die Anschluss­kosten sparen, wer bis zum Baube­ginn einen Vertrag mit der Telekom abschließt. Was nach der Fertig­stel­lung des Netzes geschieht, steht in den Sternen.

In einer weiteren Meldung geht es um das Thema WLAN 6E: Glas­faser-Router von Deut­sche Glas­faser kommt.

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