Breitbandausbau

Breitbandausbau: Was Landräte glücklich macht

Wenn Land­räte in der Vergan­gen­heit den Breit­band­ausbau für ihren Kreis ankün­digten, dann geschah das meist unter Zuhil­fenahme von Förder­gel­dern. Inzwi­schen gibt es aber auch zwei Kreise, in die kein Cent an Steu­ergel­dern für den Bau von Glas­faser­netzen fließt.
Von Marc Hankmann

Verant­wort­lich dafür ist die BBV Deutsch­land und ihr Investor Infra­capital. Nachdem die BBV bereits eine Koope­ration mit dem Neckar-Oden­wald­kreis abge­schlossen hat, startet mit dem Main-Tauber-Kreis das zweite kreis­weite Ausbau­pro­jekt des Tele­kom­muni­kati­ons­unter­neh­mens ohne Förde­rung durch Bund oder Land. Dazu haben der Landrat sowie die Ober­bür­ger­meister und Bürger­meister der 18 Kommunen eine Koope­rati­ons­ver­ein­barung mit der BBV unter­zeichnet.

mehrere Personen drücken auf einen roten Buzzer Landrat Bodo Klimpel (3. v. l.) und NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (4. v. l.) nehmen das Glasfasernetz für den Kreis Recklinghausen offiziell in Betrieb
Foto: Kreis Recklinghausen
Die Bagger rollen aber erst an, wenn sich in der Vorver­mark­tung 20 Prozent der Haus­halte im Main-Tauber-Kreis für einen Vertrag mit der BBV entscheiden. Das entspricht etwas mehr als 13.000 Verträgen. Die Vorver­mark­tung läuft bis Ende April 2022. BBV gibt die Bauzeit mit drei bis vier Jahren an.

Die Inves­titionen in Höhe von 135 Millionen Euro in den Glas­faser­ausbau im Main-Tauber-Kreis stemmt die BBV bzw. dessen Investor Infra­capital. „Der Main-Tauber-Kreis ist etwa 30 Prozent größer und mit rund 133.000 Einwoh­nern weniger dicht besie­delt als der benach­barte Neckar-Oden­wald-Kreis, in dem wir in den letzten zwölf Monaten in Rekord­zeit die Glas­faser vermarktet und schon mit dem Ausbau begonnen haben“, sagt BBV-Geschäfts­führer Manfred Maschek.

Flächen­decken Glas­faser im Kreis Reck­ling­hausen

mehrere Personen drücken auf einen roten Buzzer Landrat Bodo Klimpel (3. v. l.) und NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (4. v. l.) nehmen das Glasfasernetz für den Kreis Recklinghausen offiziell in Betrieb
Foto: Kreis Recklinghausen
Dagegen erhielt der Kreis Reck­ling­hausen Förder­gelder in Höhe von 68 Millionen Euro. Das Netz ist fertig und wurde Mitte August offi­ziell in Betrieb genommen. „Von Beginn an wurde im Kreis Reck­ling­hausen auf die rich­tige Tech­nologie gesetzt: Glas­faser für alle“, sagte NRW-Wirt­schafts- und Digi­tal­minister Andreas Pink­wart, der zusammen mit Landrat Bodo Kimpel auf den symbo­lischen Buzzer drückte. „Davon profi­tieren jetzt rund 10.000 Haus­halte und 1400 Unter­nehmen, die mit leis­tungs­fähigen Giga­bit­netzen ausge­rüstet sind.“ Außerdem wurden alle 209 Schulen im Kreis Reck­ling­hausen an das Glas­faser­netz ange­schlossen.

Anfang 2019 begannen die Deut­sche Telekom und die GELSEN-NET Kommu­nika­tions­gesell­schaft mbH mit dem Breit­band­ausbau für Privat­haus­halte und Unter­nehmen in fast allen „weißen Flecken“ sowie von 207 Schulen im Kreis­gebiet. Insge­samt bedeutet das über 11.000 geför­derte Haus­anschlüsse in den zehn Städten des Kreises.

Im Kreis Soest sollen „weiße Flecken“ verschwinden

Auch im Kreis Soest wollen die Verant­wort­lichen die „weißen Flecken“, so die Bezeich­nung für breit­bandig unter­ver­sorgte Gebiete, von der Land­karte tilgen. Es geht um Glas­faser für über 2700 unter­ver­sorgte Einzel­lagen, 72 Schulen und drei Kran­ken­häuser. Auch hier hat sich der Kreis zusammen mit den 14 Kommunen erfolg­reich für eine Bundes­för­derung beworben. Am 26. August 2021 erfolgt der symbo­lische Spaten­stich.

Traktor mit Kabelpflug auf einem Landweg mit Bauarbeitern Im Kreis Soest sollen 2700 unterversorgte Einzellagen, 72 Schulen und drei Krankenhäuser einen Glasfaseranschluss erhalten
Foto: Christoph Hellmann/Kreis Soest
Derweil befindet sich die West­energie Breit­band GmbH, die den Ausbau vornehmen wird, bereits in der Planungs- und Geneh­migungs­phase. Demnächst starten die Tief­bau­arbeiten. Dabei soll auch die Layjet-Verle­geme­thode des gleich­namigen öster­rei­chi­schen Unter­neh­mens einge­setzt werden, um die Glas­faser unter die Erde zu bringen.

Glas­faser­ausbau in den Städten

Geld vom Steu­erzahler gibt es nicht nur für Kreise. So erhielt die Stadt Osna­brück vom Land Nieder­sachsen unlängst knapp 2,2 Millionen Euro, um 200 Adressen mit Glas­faser versorgen zu können. Mit den Förder­mit­teln von Bund (zehn Millionen Euro) und Land sowie Eigen­mit­teln der Stadt in Höhe von sechs Millionen Euro werden für insge­samt 1600 Adressen Glas­faser­anschlüsse gebaut, bei denen ein eigen­wirt­schaft­licher Ausbau nicht infrage kommt.

drei Personen vor einer schweren Holztür Staatssekretär Stefan Muhle (Mitte) übergibt Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert den Förderbescheid in Höhe von über zwei Millionen Euro. Nadine Petermöller, Projektleiterin Digitale Infrastruktur, präsentiert eine Karte mit den 1600 unterversorgten Adressen.
Foto: Gerhard Meyering
Neben Osna­brück können sich auch bald die Einwohner von Essen (Olden­burg) und Weil­bach/Flörs­heim über High­speed Internet freuen. Die Glas­faser Nord­west hat in Essen ebenso wie die Deut­sche GigaNetz in Weil­bach den soge­nannten Point of Presence (PoP) aufge­baut, ein gara­gen­ähn­liches Gebäude, von dem aus die Glas­faser­lei­tungen zu den einzelnen Haus­halten verlaufen. Und in Hude wird Glas­faser Nord­west noch Ende August 2021 damit beginnen, für 4600 Haus­halte ein FTTH-Netz zu bauen.

Dagegen müssen die Quer­furter noch etwas mehr als ein Jahr warten. Der Netz­betreiber envia TEL will in der Kern­stadt ab Herbst 2022 für 3700 Haus­halte ein FTTH-Netz errichten. Voraus­set­zung für die Erschlie­ßung ist eine Betei­ligung von mindes­tens 35 Prozent der Haus­halte im west­lich von Leipzig gele­genen Quer­furt. Zu diesem Zeit­punkt dürften auch die Arbeiten der Tele Columbus ange­laufen sein. Der Netz­betreiber wird die rund 5000 Wohnungen der Bau- und Wohnungs­genos­sen­schaft Halle-Merse­burg mit Glas­faser versorgen. Die Arbeiten werden aber bis 2026 andauern.

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