Reif für die Insel: Rügens erster FTTH-Haushalt
André Thedran darf sich als erster Glasfaserkunde Rügens bezeichnen. Für die fünfköpfige Familie aus Bergen kommt der FTTH-Anschluss wie gerufen. „Wir gucken Disney+, wir haben Sky Q, und das braucht alles wahnsinnig Datenvolumen“, sagt Thedran. „Es hat ganz schön geruckelt manchmal. Aber jetzt funktioniert es super.“ Dabei hat er zunächst einen Tarif mit 50 MBit/s gewählt. Die Kinder bedrängen aber schon den Familienvater, um aufs Gigabit zu gehen.
Für den Ausbau von 8.200 Bergener Haushalten nimmt sich die Telekom nicht viel Zeit. Im Dezember 2020 wurden die Thedrans informiert, im April 2021 lag der Anschluss. „Die Wartezeit, bis nach der Verlegung des Anschlusses beim Kunden alles funktioniert, beträgt exakt null Tage“, erklärt Telekom-Ausbauleiter Sebastian Thoms das Geheimnis des schnellen Ausbaus auf der Insel. Früher betrug die Wartezeit auch schon einmal sechs bis sieben Monate. Die Telekom musste früher eine komplette Baumaßnahme abschließen. Erst dann schaltete sie die Anschlüsse frei. Rolf-Peter Scharfe von Vodafone Deutschland (l.) und Landrat Harald Henning unterzeichnen im Beisein von Sömmerdas Bürgermeister Ralf Hauboldt (stehend) die Vereinbarung für den GlasfaserausbauVodafone
FTTH im Großraum Stuttgart
Darüber hinaus ist die Telekom auch auf dem Festland aktiv. Im Rahmen der Kooperation mit der Region Stuttgart wollen die Bonner in Esslingen 10.500 Haushalte anschließen; 1000 sind bereits unter Vertrag. Dafür werden neun Kilometer Glasfaser verlegt und 14 Netzverteiler aufgestellt. „Die ersten Haushalte in Esslingen werden ihren Glasfaseranschluss bereits im Sommer nutzen können“, sagt Anja Scheidig, bei der Deutsche Telekom Technik verantwortlich für den Glasfaserausbau im Landkreis Esslingen. Ebenfalls im Großraum Stuttgart ist 1&1 Versatel unterwegs. Der Netzbetreiber erschließt die Gewerbegebiete in Ostfildern und Leonberg. Die Unternehmen könnten nach Abschluss des Breitbandausbaus mit bis zu 100 GBit/s im Internet surfen.
Rolf-Peter Scharfe von Vodafone Deutschland (l.) und Landrat Harald Henning unterzeichnen im Beisein von Sömmerdas Bürgermeister Ralf Hauboldt (stehend) die Vereinbarung für den Glasfaserausbau
Vodafone
Rund zweieinhalb Autostunden von Esslingen entfernt ist Wettbewerber Vodafone aktiv. In Pirmasens hat der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern den Glasfaser-Backbone ausgebaut und dessen Kapazität von 10 auf 30 GBit/s gesteigert. Davon profitieren 9400 Haushalte. Der weitere Ausbau des Backbones soll im Großraum Kaiserslautern insgesamt 24.000 Vodafone-Kunden zugutekommen. Des Weiteren bauen die Düsseldorfer in Sömmerda in den kommenden zwei Jahren ein Glasfasernetz für 2000 Haushalte auf. Die Investition von 9,5 Millionen Euro wird vollständig vom Bund und Land Thüringen finanziert.
Startschuss für das FTTH-Netz von M-net in Oberbergkirchen. Davon profitieren 300 Privathaushalte und 30 Unternehmen.
M-net
Glasfaser von Augsburg bis Buxtehude
Weiter südlich, genauer gesagt in Augsburg hat M-net zusammen mit den Stadtwerken Augsburg (swa) 750 Haushalte mit Glasfaser erschlossen. Sie gehören zur zweiten Ausbaustufe mit insgesamt 15.500 Wohneinheiten. Bis 2027 sollen 37.000 Augsburger Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten. Vollzug kann M-net hingegen in Oberbergkirchen melden. Anfang Mai 2021 wurde das FTTH-Netz für rund 300 Privathaushalte und 30 Gewerbeimmobilien in Betrieb genommen. Derzeit können die Oberbergkirchener mit bis zu 300 MBit/s über das Glasfasernetz im Internet surfen.
Im Westen und Nordwesten der Republik bauen die Deutsche Glasfaser und das Joint Venture zwischen Telekom und EW, die Glasfaser Nordwest, FTTH-Netze. In Sendenhorst im Kreis Warendorf ist die Deutsche Glasfaser bereits innerstädtisch aktiv. Jetzt geht es auch ins Gewerbegebiet. Bereits im Juni 2021 sollen die ersten Unternehmen den FTTH-Anschluss nutzen können. Ebenso wie in Sendenhorst erfolgte auch in Rhede der symbolische Spatenstich. In der Emsstadt baut Glasfaser Nordwest 750 FTTH-Anschlüsse. In Buxtehude sind es fast zehnmal so viele. Dort will das Joint Venture 7300 FTTH-Anschlüsse in Kooperation mit den Stadtwerken realisieren.
Sendenhorsts Wirtschaftsförderin Annette Görlich (l.) und Bürgermeisterin Katrin Reuscher (2. v. l.) beim symbolischen Spatenstich für den Glasfaserausbau des Gewerbegebiets
Deutsche Glasfaser
Deutsche GigaNetz und Unsere Grüne Glasfaser bauen aus
Neben den alteingesessenen Netzbetreibern sind auch neue Marktteilnehmer am Werk. So will die Deutsche GigaNetz in Nidda nordöstlich von Frankfurt am Main ein Glasfasernetz errichten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit Niddas Bürgermeister Hans-Peter Seum getroffen. Bis Ende August 2021 läuft die Vorvermarktung.
In Veldenz nahe der Mosel ist Unsere Grüne Glasfaser (UGG) derweil schon weiter. „Die Bauarbeiten werden bald beginnen und sollen noch dieses Jahr abgeschlossen sein“, teilt das Unternehmen mit. Hinter UGG stehen der Versicherer Allianz und der TK-Anbieter Telefónica. Sie wollen vor allem in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Glasfaser verlegen. Für die Haushalte sind das gute Nachrichten – von Rügen über die Mosel bis zum Neckar.