Breitbandausbau

Corona-Push: Glasfaser nicht nur für Gewerbegebiete

Im Gegen­satz zu privaten Haus­halten sind viele Unter­nehmen bereits heute für die Über­tra­gung hoher Daten­mengen oder die störungs­freie Echt­zeit­kom­muni­kation auf eine Gigabit-Verbin­dung ange­wiesen. Die Corona-Pandemie verleiht dem Breit­band­ausbau in Gewer­bege­bieten einen weiteren Schub.
Von Marc Hankmann

Glasfaser Telekom Vermarktungsstart Wenn Glasfaser, dann in Gewerbe- und Neubaugebieten. Die Deutsche Telekom geht in über 60 Kommunen in eine Glasfaser-Vermarktungsoffensive.
Deutsche Telekom
Obwohl die Corona-Pandemie bei vielen Unter­nehmen zu rück­läu­figen Umsätzen und einen erhöhten Kosten­druck führt, wollen laut einer Umfrage der YouGov Deutsch­land GmbH im Auftrag von 1&1 Versatel 52 Prozent der 524 befragten Entscheider in deut­schen Unter­nehmen ihre digi­talen Initia­tiven beschleu­nigen. Vor allem geht es hierbei um den Schutz von digi­talen Daten und Infra­struk­turen sowie neue Vernet­zungs­lösungen wie VPN-Zugänge und Cloud-Services. Grund­lage all dessen ist eine breit­ban­dige Online-Anbin­dung, am besten mit Glas­faser.

Und diese Grund­lage will unter anderem die Deut­sche Telekom schaffen, die in 91 Gewer­bege­bieten mittels Tren­ching 870 Kilo­meter Glas­faser verlegen will. Davon profi­tieren über 16 000 Unter­nehmen, unter anderem in Gewer­bege­bieten in Regens­burg, Nürn­berg, Rostock, Stendal, Magde­burg, Berlin, Dresden, Mann­heim oder Trier. Auch Voda­fone verlegt für Unter­nehmen Glas­faser. In den vergan­genen Wochen star­tete der FTTB-Ausbau zum Beispiel in Herne, Gelsen­kir­chen, Marl oder Sont­hofen.

Glasfaser Telekom Vermarktungsstart Wenn Glasfaser, dann in Gewerbe- und Neubaugebieten. Die Deutsche Telekom geht in über 60 Kommunen in eine Glasfaser-Vermarktungsoffensive.
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Die beiden großen TK-Player bemühen sich nicht allein um die Erschlie­ßung von Gewer­bege­bieten. In Mittel­deutsch­land treibt envia TEL den Breit­band­ausbau voran. Vor Kurzem stellte das Unter­nehmen die Glas­faser­lei­tung von Heldrungen über Oldis­leben bis nach Bad Fran­ken­hausen fertig. Rund 280 Unter­nehmen profi­tieren von diesem Ausbau mit Über­tra­gungs­geschwin­dig­keiten bis 10 GBit/s. Seit ein paar Tagen verlegt envia TEL in Leipzig Holz­hausen für die dortigen Unter­nehmen knapp drei Kilo­meter Glas­faser. Die Baumaß­nahme soll im Früh­jahr 2021 abge­schlossen werden.

Glas­faser für Neubau­gebiete und Kabel­haus­halte

Abge­sehen von Gewer­bege­bieten geht auch der Breit­band­ausbau für Privat­haus­halte weiter. Die Telekom star­tete jüngst eine Vermark­tungs­offen­sive in 60 Kommu­nen. Rund 600 000 Haus­halte können einen Glas­faser­anschluss bei den Bonnern or­dern. Während die Telekom vornehm­lich in Neubau­gebieten FTTH-Netze bauen will, rüstet Voda­fone das zusam­men­gekaufte Kabel­netz mit DOCSIS 3.1 auf Gigabit auf.

envia TEL Glasfaserausbau Mitteldeutschland Netzbetreiber envia TEL bietet immer mehr Unternehmen in Mitteldeutschland Bandbreiten bis 10 GBit/s an
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In den 13 Bundes­län­dern, die einst von Kabel Deutsch­land versorgt wurden, können nun 12,6 Millionen Haus­halte mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen. In Nord­rhein-West­falen, Hessen und Baden-Würt­tem­berg, wo einst Unity­media das Kabel­netz betrieb, läuft die Aufrüs­tung noch. Insge­samt kommt Voda­fone auf 22 Millionen Gigabit-fähige Kabel­haus­halte. In den nächsten zwei Jahren soll die Zahl auf 25 Millionen ansteigen.

Zusammen mit dem Tele­kom­muni­kations- und Ener­gie­ver­sorger EWE bringt die Telekom über das Joint Venture Glas­faser Nord­west High­speed Internet nach Bremer­haven und Nord­horn. In Bremer­haven werden in einem ersten Ausbau­gebiet in Schier­holz über 2550 private und gewerb­liche Haus­halte mit Glas­faser versorgt. Im kommenden Jahr geht es dann mit Baustarts in Eckern­feld, Geest­münde und Geest­münde-Nord weiter. Dann kommen 8800 weitere FTTH-Anschlüsse hinzu. Zusammen mit den Nord­horner Versor­gungs­betrieben entstehen in vier Ausbau­gebieten (Book­holt Süd, Blanke, Blumen­sied­lung und Neuberlin) 13 000 FTTH-Anschlüsse.

Inexio schließt saar­län­dische Schulen an

inexio Schulen Saarland Glasfaser für 327 saarländische Schulen (v.l.n.r.): inexio-Geschäftsführer David Zimmer, Landrätin und eGo-Saar-Verbandsvorsitzende Daniela Schlegel-Friedrich sowie Thomas Haböck, Leiter des Breitbandbüros Saar und eGo-Saar-Geschäftsführer Stephan Thul.
Breitbandbüro Saar
Eine Erfolgs­mel­dung konnte auch der nieder­säch­sische Netz­betreiber htp vermelden. Gleich sieben Orte haben die Ziel­quote erreicht, um den Glas­faser­ausbau anzuge­hen. In Ahorn, Grießem, Hemmen­dorf, Herkensen, Hohnsen, Reher und Schwöbber entschieden sich jeweils über 40 Prozent der Bürger für einen Anschluss von htp. Während das Unter­nehmen in Esperde, Fisch­beck, Großen­wieden, Klei­nenwieden und Pötzen die Anschlüsse in Betrieb nimmt, stehen Hessisch-Olden­dorf, Lauen­stein und Salz­hem­men­dorf noch auf der Kippe. Hier hat htp in Absprache mit dem Land­kreis Hameln-Pyrmont die Nach­fra­gebün­delung verlän­gert.

Und auch die Schüler im Saar­land dürfen sich freuen. Ab 2021 werden 327 Schulen mit Glas­faser­anschlüssen versorgt. Dafür hat der Netz­betreiber inexio den Auftrag des Zweck­ver­bands eGo-Saar erhalten. Das landes­weite Projekt „Giga­bit­paket Schulen Saar“ wird mit 26 Millionen Euro von Bund, Land und Kommunen ge­fördert. Inexio wird mit dem Geld 342 Kilo­meter Glas­faser­kabel verlegen. Im Laufe des Jahres 2022 sollen die ersten Schulen ans Netz gehen.

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