Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Traumquote für ein Dorf

Viele Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen bauen erst Glas­faser­netze, wenn in der Vor­ver­marktung eine be­stimmte Ab­schluss­quote an Verträgen erreicht wurde. Das galt auch für Zierols­hofen. Das Örtchen hat eine Traum­quote hinge­legt – dank des emsigen Orts­vor­ste­hers.
Von Marc Hankmann

„Wir hatten ein total unter­ver­sorgtes Fest­netz und auch ein schlechtes Funk­netz“, sagt Heinz Speck, Orts­vor­steher von Zierols­hofen, das zur Kreis­stadt Kehl gehört, die an der deutsch-fran­zösi­schen Grenze in Nach­bar­schaft zu Straß­burg liegt. Als er vom Förder­bescheid für Kehl hörte, griff Speck direkt zum Telefon. „Ich habe immer wieder nach­gehakt und gesagt: Von dir habe ich noch keinen Herstel­lungs­auf­trag. Bitte schick mir den, damit ich ihn weiter­leiten kann an die Telekom.“ Das Ergebnis: eine Vorver­mark­tungs­quote von 96 Prozent. Andern­orts sind Netz­betreiber froh, wenn sie 40 Prozent schaffen. ein geöffneter Verteilkasten am Wegesrand, in dem viele bunte Kabelstränge zu sehen sind Für den Ausbau in Zierolshofen wurden neben 21 Kilometern Glasfaser auch fünf neue Verteilerkästen auf den Straßen errichtet
Foto: Deutsche Telekom
Zuge­geben: Bei nur 280 Einwoh­nern ist die Mobi­lisie­rung der Bevöl­kerung einfa­cher als in größeren Städten. Speck ermit­telte zudem die Grund­stücks­ver­hält­nisse, um mit den Eigen­tümern in Kontakt zu treten. Natür­lich wächst auch der soziale Druck. Wer lässt sich schon gerne die Frage gefallen, warum er beim Zukunfts­pro­jekt Glas­faser nicht mitmache? Bei der hiesigen Wirt­schaft rannte Speck indes offene Türen ein. „Wir brau­chen den Ausbau, damit wir mit unseren Kunden und Liefe­ranten Video­tele­fonie oder Video­kon­ferenzen abhalten können“, sagt Martin Ross, der mit seinen Mitar­bei­tern Möbel für Cara­vans und Wohn­mobile entwirft.

In den baye­rischen Orten Roding und Alling reichen der Telekom schon 40 Prozent aus, um Glas­faser­netze zu errichten. In Alling läuft die Vorver­mark­tung noch bis Ende Januar 2022. Im Erfolgs­fall erhalten 1300 Allinger in der Kern­stadt einen Glas­faser­anschluss. In Roding läuft die Vorver­mark­tung noch bis Mai 2022. Kommt die Telekom hier auf mindes­tens 40 Prozent, könnte ab 2023 ein Glas­faser­netz für 3000 Haus­halte gebaut werden.

High­speed für Giga­bit­region Stutt­gart und in Nieder­sachsen

In Uslar (Nieder­sachsen) sowie in Herren­berg und Rutes­heim im Land­kreis Böblingen ist die Telekom schon weiter. In Uslar werden ab Früh­jahr 2022 über 48 Kilo­meter Glas­faser verlegt, um 3050 Haus­halte anzu­schließen. In der zweiten Hälfte des nächsten Jahres rollen dann die Bagger Herren­berg und Rutes­heim an. Beide Orte zählen zur Giga­bit­region Stutt­gart. Die Telekom verzichtet auf die Vorver­mark­tung, sodass die ersten von insge­samt 7900 Haus­halte bereits 2022 mit Gigabit-Speed im Internet surfen sollen. Fünf Männer stehen vor einem Sandhaufen und halten Spaten mit Sand auf der Schaufel in ihren Händen. Hinter ihnen ist ein Plakat aufgebaut. Im niedersächsischen Rotenburg baut Glasfaser Nordwest ein FTTH-Netz für 9000 Haushalte. Der symbolische Spatenstich erfolgte Mitte November 2021.
Foto: Glasfaser Nordwest
Eine erfolg­reiche Vorver­mark­tung kann derweil der Netz­betreiber htp für die nieder­säch­sischen Orte Beier­stedt, Gevens­leben und Söllingen vermelden. Teil­weise wurden sogar über 50 Prozent erreicht. Im ersten Quartal 2022 will htp mit den Bauar­beiten beginnen und bis Ende 2022 die Glas­faser­anschlüsse akti­vieren. Darüber hinaus ist htp auch in den Orts­teilen von Gehrden unter­wegs. In Lemmie wurde unlängst die Vorver­mark­tung gestartet. In Northen ist der Tiefbau abge­schlossen und in Lenthe wurde das Haupt­netz komplett verlegt und 90 Prozent der Haus­anschlüsse gebaut. In Everloh befindet sich das Haupt­netz im Bau.

Förder­geld bringt Glas­faser zu den Menschen

In Nieder­sachsen baut auch Glas­faser Nord­west FTTH-Netze. Das Gemein­schafts­unter­nehmen von Telekom und EWE will in Roten­burg 9000 Glas­faser­anschlüsse reali­sieren. Der symbo­lische Spaten­stich fand Mitte November 2021 statt. Ab April 2022 sollen die Anschlüsse vermarktet werden. Derweil geht die Stadt Braun­schweig davon aus, dass die Telekom ihre Ausbau­vor­haben für 30.000 Haus­halte noch in diesem Jahr abschließen wird. Im kommenden Jahr soll die Telekom weitere 45.200 Haus­halte ans Glas­faser­netz anschließen. Außerdem hat die Stadt 625 Adressen ermit­telt, die nur mittels Förder­gelder ausge­baut werden können. Die Kosten belaufen sich auf insge­samt 4,64 Millionen Euro. Die Hälfte kommt vom Bund. Das Land Nieder­sachsen schießt 1,16 Millionen Euro zu. Das rest­liche Viertel inves­tiert Braun­schweig selbst. Fünf Männer stehen auf der Straße vor einer Asphaltfräse und halten ein Plakat vor sich. Freuen sich über hohe Vorvermarktungsquoten, die unter anderem den Start des Glasfaserausbaus in Werdohl ermöglichen(v. l. n. r.): Ralf Engstfeld, Regionalmanager der Deutschen Telekom, Landrat Marco Voge, Bürgermeister Andreas Späinghaus, Kreis-Gigabitkoordinator Matthias Pohl und Bauleiter Christian Mewes
Foto: Robin Vorsmann/Märkischer Kreis
Auf Förder­gelder ist auch der Märki­sche Kreis in Nord­rhein-West­falen ange­wiesen. Hier entstehen für den Anschluss von 44.650 Haus­halte Kosten in Höhe von 60,45 Millionen Euro. „Aktuell sind kreis­weit 3302 Anschlüsse buchbar“, sagt Matthias Pohl, Giga­bit­koor­dinator des Kreises. In Altena-Rosmart und in vielen Orts­teilen von Schalks­mühle ist der Ausbau bereits komplett abge­schlossen. In Werdohl star­tete er vor wenigen Tagen. Der Ausbau wird von der Bevöl­kerung positiv aufge­nommen. Die Vorver­mark­tungs­quote liegt im Kreis bei durch­schnitt­lich 93 Prozent. Hier bekommt Zierols­hofen echte Konkur­renz.

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