Glasfaserausbau: Gemeinsam gehts besser
Die Landkreise nehmen die Sache mit dem Breitbandausbau nun teilweise selbst in die Hand - wie zum Beispiel der Landkreis Wolfenbüttel. Zusammen mit seinen Samt- und Einheitsgemeinden sowie der Volksbank Wolfenbüttel wurde im Sommer 2021 die Netzgesellschaft Braunschweiger Land (NG-BL) gegründet. Ihr Ziel: Alle 35.000 Haushalte, verteilt auf 97 Ortschaften, sollen einen Glasfaseranschluss erhalten. Das Netz soll htp bauen. Der Telekommunikationsanbieter aus Hannover will dafür 25,1 Prozent der Anteile an der NG-BL übernehmen, insofern das Bundeskartellamt grünes Licht gibt.
NG-BL-Geschäftsführer Torsten Ruhe (Mitte) freut sich zusammen mit Volksbank-Vorstand Thomas Stolper (l.), NG-BL-Prokurist Peter Scheer (2. v. l.) und Marc Lohmann, Sprecher der Hauptverwaltungsbeamten der Gemeinden im Landkreis Wolfenbüttel (r.), über die Vertragsunterzeichnung mit htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann (2. v. r.)
Foto: htp
„Mit htp haben wir jetzt einen Experten für den Glasfaserausbau dabei, der sich in unserem Netzgebiet hervorragend auskennt“, freut sich NG-BL-Geschäftsführer Torsten Ruhe, denn htp ist bereits seit 2013 im Landkreis Wolfenbüttel aktiv. Nun sollen die Hannoveraner das 560 Kilometer lange Hauptnetz und die Abzweigungen in die Ortschaften errichten. Voraussetzung ist, dass sich in der Vorvermarktung 40 Prozent der Haushalte für einen Anschluss bei htp entscheiden. Im Frühjahr 2022 soll die Vermarktung in Schladen und Baddeckenstedt beginnen. Für Herbst ist dort der Baubeginn geplant.
Zuwachs für die Gigabitregion FrankfurtRheinMain
Das Investitionsvolumen für den eigenwirtschaftlichen Ausbau im Landkreis Wolfenbüttel wird auf 80 Millionen Euro taxiert. Für den Landkreis Nordsachsen hat sich kein Netzbetreiber gefunden, der auf eigene Kosten Glasfaser verlegen wollte. Hier haben der Bund und das Land Sachsen mit insgesamt 92 Millionen Euro dafür gesorgt, dass nun 40.000 Haushalte und 3200 Unternehmen über Glasfaser im Internet surfen können. Der Landkreis selbst hat 10,2 Millionen Euro investiert. Ende März 2022 wurde in Anwesenheit des sächsischen Staatsministers Martn Dulig die Inbetriebnahme gefeiert.
Vertreter von Vodafone Deutschland und der Breitband Main-Kinzig GmbH unterschreiben für den Glasfaserausbau
Foto: Vodafone
Kommunen müssen aber nicht warten, bis sich der Landkreis bewegt. Die Stadt Hanau hat nun zum einen den bestehenden Vertrag mit der Breitband GmbH des Main-Kinzig-Kreises ergänzt, um in unterversorgten Gebieten Glasfaser zu verlegen, die ohne Förderung nicht auskommen. Zum anderen trat die Stadt der Gigabitregion FrankfurtRheinMain bei, um den privatwirtschaftlichen FTTB/H-Ausbau zu beschleunigen. Dabei unterstützt die Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH Kommunen durch Kooperationsabkommen mit Netzbetreibern, Beratung und technischem Know-how.
„Je mehr Kommunen sich unserer solidarischen Gemeinschaft anschließen, desto mehr Gewicht können wir für eine Kommune in die Waagschale legen, wenn es in konkrete Verhandlungen mit Telekommunikationsunternehmen geht“, sagt Kai Uebach, Geschäftsführer der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH. Das Unternehmen kooperiert mit der Deutschen Telekom, der Deutschen GigaNetz und der Deutschen Glasfaser. Rund zwei Drittel der Hanauer Privat- und Gewerbeimmobilien werden momentan mit Super-Vectoring versorgt. In Zukunft sollen sie Glasfaseranschlüsse erhalten.
Weiße Flecken im Landkreis Prignitz verschwinden
Der Main-Kinzig-Kreis ist selbst Mitglied der Gigabitregion FrankfurtRheinMain. Darüber hinaus hat er mit Vodafone einen Vertrag zur Versorgung von 75.000 Haushalten und Unternehmen in 25 Kommunen unterschrieben. Der Düsseldorfer Netzbetreiber wird dabei mit der Breitband GmbH zusammenarbeiten. Während sie die passiven Glasfasernetze errichtet, stellt Vodafone den Anschluss an seine aktive Netzinfrastruktur bereit und übernimmt den Betrieb sowie die Vermarktung und Bereitstellung von Diensten wie Internetzugänge, Fernsehen oder Telefonie. Im Sommer 2022 sollen die Bagger anrollen. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis 2026 dauern.
Was nach gemütlichem Angeln aussieht, ist tatsächlich die Querung der Dömnitz an der Schönhagener Mühle bei Pritzwalk im Frühjahr 2021. Das TK-Unternehmen e.discom versorgt im Landkreis Prignitz unterversorgte Haushalte mit Glasfaser.
Foto: e.discom
Im Landkreis Prignitz hat das Telekommunikationsunternehmen e.discom inzwischen über die Hälfte der Kabeltrasse gebaut. Das Potsdamer Unternehmen versorgt Haushalte in den sogenannten weißen Flecken, also wo Internetgeschwindigkeit mit weniger als 30 MBit/s im Download zur Verfügung stehen. Mit Stand Ende Februar 2022 sind 647 Anschlüsse tiefbaulich fertiggestellt worden, 133 Anschlüsse sind betriebsbereit und 51 Anschlüsse in Betrieb. Ab Juli sollen auch alle geförderten Glasfaseranschlüsse in Pritzwalk in Betrieb gehen. In Groß Pankow und Barenthin erfolgen laut Planung ab Ende April die ersten Inbetriebnahmen. In Gumtow und im Raum Meyenburg sollen demnächst die Bauarbeiten beginnen.