Interview

Spezieller Daten-Tarif für mobile StudiVZ-Nutzer

VZ-Chef Berger-de León: "Tarif muss der Community-Nutzung zuträglich sein"
Von Michael Friedrichs

Die VZ-Netzwerke haben es in diesen Tagen nicht leicht. Hauptkonkurrent Facebook ist den Holtzbrinck-Portalen MeinVZ [Link entfernt] , SchülerVZ [Link entfernt] und StudiVZ [Link entfernt] hierzulande in puncto Mitgliederzahlen dicht auf den Fersen, und auch mit dem Datenschutz scheinen die Betreiber so ihre Mühe zu haben. Wenige Tage vor Entdecken der Datenpannen bei SchülerVZ hat teltarif.de mit Markus Berger-de Léon, Geschäftsführer der VZ-Netzwerke, gesprochen und ihn als ehemaligen Jamba-Chef nach seinen Vorstellungen einer mobilen Nutzung seiner Kontaktplattformen gefragt. Und natürlich danach, ob es demnächst ein eigenes Mobilfunk-Angebot geben wird, nachdem die beiden Portale Die Lokalisten und Wer-kennt-wen vor ein paar Wochen mit einem eigenen Handy-Tarif für Mitglieder an den Start gegangen sind.

Herr Berger-de Léon, die mobile Nutzung von sozialen Netzwerken nimmt immer stärker zu. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Markus Berger-de León Markus Berger-de León
Foto: studiVZ
Ich habe vor sieben Monaten als Geschäftsführer das Ruder der VZ-Netzwerke übernommen. Einer meiner ersten Amtshandlungen war es zu sagen, dass wir so schnell wie möglich mobil werden müssen und dass wir dafür sehr viel investieren müssen. Gesagt, getan. Der Erfolg gibt es uns recht. Die Mobilportale der VZ-Gruppe nutzen derzeit rund 1,5 Millionen Menschen im Monat. Sie erzeugen mehr als eine Million Seitenaufrufe pro Tag. Laut unseren Statistiken bleibt jeder Nutzer pro Tag rund zehn Minuten auf unseren mobilen Seiten. Das sind für diesen frühen Zeitpunkt schon ganz ordentliche Zahlen, wie ich finde.

Seit der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin Anfang September haben neben den iPhone-Besitzern auch Blackberry- und Android-Nutzer die Möglichkeit, mit ihrem Smartphone die mobilen Portale von meinVZ, SchülerVZ und StudiVZ zu nutzen. Wie wurde dieses Angebot bisher angenommen?

Wir konnten die Zugriffe weiter steigern. Unsere Entwickler arbeiten derzeit fleißig daran, Applikationen für weitere Handys zu schreiben, damit noch mehr VZ-Mitglieder mobil kommunizieren können. Zusätzlich bauen wir die Funktionalitäten für die bestehenden Anwendungen weiter aus. Für das iPhone planen wir beispielsweise alle vier Wochen ein Update. Neben allgemeinen Programmverbesserungen wird es auch neue Funktionen geben. In Kürze dürfen sich unsere Mitglieder auf einen neuen Push-Dienst freuen, der die Nutzer jederzeit darüber informieren wird, sobald es bei den Freunden Neuigkeiten gibt. Damit sind wir meines Wissens das erste soziale Netzwerk, das diese Funktion anbietet. Auch der Plauderkasten wird Bestandteil einer der nächsten Updates werden.

Es tut sich also eine ganze Menge hinter den Kulissen. Haben Sie einen Überblick, welche Funktionen von den mobilen VZ-Mitgliedern am häufigsten genutzt werden?

Diese Frage kann ich Ihnen sogar ziemlich genau beantworten. Die Status-Updates haben hier ganz klar die Nase vorne, dicht gefolgt vom Empfangen und Schreiben von Nachrichten. Ebenfalls beliebt sind das Betrachten von Nutzerprofilen sowie das Anschauen von Fotoalben. Sobald der Plauderkasten verfügbar ist, wird diese Funktion sicherlich ebenfalls an Bedeutung gewinnen.

Ebenfalls seit September gibt es eine Kooperation mit Vodafone. Mitglieder können sich beispielsweise Benachrichtigungen über neue Nachrichten und Freundschaftseinladungen per SMS auf ihre Handys schicken lassen. Bis Ende des Jahressoll der Service kostenlos sein. Was erwartet die Nutzer nach diesem Zeitraum und wie viele Mitglieder nutzen den SMS-Service bereits?

In den letzten vier Wochen haben wird rund 5,5 Millionen Kurznachrichten in alle Netze verschickt. Das ist ein deutliches Indiz, wie gut dieses Angebot von den VZ-Mitgliedern angenommen wird. Zur Fortsetzung der Kooperation mit Vodafone kann ich Ihnen leider noch nicht viel verraten. Wir sind im Moment dabei, die Details einer Fortsetzung des SMS-Dienstes mit unseren Partnern auszuarbeiten. Daneben steht auch das Thema Datentraffic auf unserer Agenda. Aus diesem Grund werden wir unseren Mitgliedern - egal bei welchem Netzbetreiber sie unter Vertrag sind - schon bald eine sehr kostengünstige Lösung anbieten, um das mobile Angebot der VZ-Netzwerke nutzen zu können. Um Ihre nächste Frage gleich vorweg zu nehmen: Um einen eigenen Handy-Tarif wird es sich dabei nicht handeln, sondern eher um eine Daten-Option, die jedes Mitglied zu seinem bestehenden Handy-Vertrag hinzu buchen kann. Damit wollen wir die mobile Nutzung unserer Portale noch weiter ausbauen.

Können Sie schon einen Starttermin nennen?

Wir wollen noch in diesem Jahr damit auf den Markt. Mehr kann ich Ihnen noch nicht verraten. Wir stecken derzeit noch in der Entwicklung. Auch die Verhandlungen mit den Netzbetreibern sind noch nicht abgeschlossen.

Ein eigener Handy-Tarif wie Ihre beiden Konkurrenten Wer-Kennt-Wen und Die Lokalisten ihn seit kurzem anbieten, steht bei Ihnen also nicht auf der To-Do-Liste - oder habe ich Sie da falsch verstanden?

Das möchte ich nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil - wir arbeiten bereits an einem Angebot, aber wir wollen ein Produkt entwickeln, was der Community-Nutzung zuträglich ist und was unsere Mitglieder in unseren Netzwerken auch unterstützt. Die mobile Erfahrung muss weiter verbessert werden. Bei den Angeboten unserer Mitstreiter sehe ich diese Verbesserung aber nicht. Die Betreiber haben dort gesehen, da ist eine Community und der kann ich jetzt einen Mobilfunk-Tarif verkaufen, der noch nicht einmal richtig attraktiv ist. Warum soll ich dann einen Wer-Kennt-Wen- oder Lokalisten-Tarif buchen? Einen richtigen Grund konnte mir bisher noch niemand nennen. Ich finde, ein Netzwerkbetreiber sollte etwas anbieten, das der Nutzung der Netzwerke entspricht und das Nutzererlebnis noch besser macht. Das sehe ich noch bei keinem der beiden Tarife.

Die mobile Nutzung der sozialen Netzwerke steht ja quasi erst am Anfang. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?

Ein wesentlicher Teil unserer Plattform schreit förmlich danach, mobil stattzufinden. Geschriebene Kommunikation findet heute auf dem Handy statt. Es ist kein Geheimnis, dass unsere nächste Herausforderung Open Social heißt - und die Öffnung der VZ-Netzwerke für Applikationen von Drittentwicklern. Der nächste logische Schritt ist demnach die Umsetzung dieser Inhalte. Eine Herausforderung ist aber auch das große Spektrum der unterschiedlichen Handys, die es auf dem Markt gibt, und welche Applikationen man auf ihnen abbilden kann. Es bleibt also spannend und vor allem unsere Mitglieder können sich auf viele Neuheiten freuen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Berger-de Léon.

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