Honor 9X Pro im Hands-on: Fokus auf Huawei-Dienste
Das Honor 9X Pro wurde vor wenigen Tagen vorgestellt und ist ein weiteres Smartphone ohne Google-Dienste. Das ist Fakt. Der chinesische Smartphone-Hersteller ist genau wie seine Mutter Huawei weiterhin vom US-Bann betroffen und darf nicht mit Google-Diensten ausgeliefert werden. Auch wenn das Mittelklasse-Smartphone dadurch für viele weniger interessant ist, wird es dennoch in Deutschland ab Ende März verkauft werden.
Honor möchte mit dem Smartphone zeigen, was der Hersteller kann: Ein gut ausgestattetes Smartphone zu einem günstigen Preis anbieten.
Das Honor 9X Pro wird nach UVP 249 Euro kosten. Damit macht Honor richtig, was das Unternehmen beim Honor 9X falsch gemacht hat.
Denn das Modell spaltete die Gemüter. Im Vergleich zum Vorgänger Honor 8X hatte sich nämlich bei der europäischen Version nicht besonders
viel getan und stieß mit einem Preis von rund 300 Euro sauer auf. Daran änderten auch die vorhandenen Google-Dienste nichts, die Honor nutzen durfte,
weil das Gerät vor dem US-Bann zertifiziert wurde.
Das Honor 9X Pro hat keine Aussparung im Display
Bild: teltarif.de
Beim 9X Pro wurde nachgebessert. Allerdings wird gleichzeitig offenbar,
was Honor noch nicht kann: Ein gleichwertiges Software-Ökosystem wie Google bieten, mit dem der Nutzer keine
Abstriche hinnehmen muss.
Das Honor 9X Pro ist aus diesem Grund auch nicht dafür gedacht, den breiten Markt zu erreichen, weshalb es zunächst in begrenzter Stückzahl über den hauseigenen Kanal vertrieben wird. Es soll also nur die Nutzer ansprechen, die mit einem Gerät ohne Google-Dienste kein Problem haben und bereit sind, das Smartphone auf anderem Wege für sich zu konfigurieren.
Nachfolgend lesen Sie, wie sich das Honor 9X Pro (alle technischen Spezifikationen finden Sie im Datenblatt) im Hands-on geschlagen hat.
Honor 9X Pro im Hands-on
Optisch macht das Honor 9X Pro eine gute Figur. Die Displayränder des 6,59-Zoll-IPS-LCD-Panels sind angenehm schmal, was für die Preiskategorie
des Smartphones nicht üblich ist. Besonders oben sind sie schmal, weil das Display gänzlich Notch- oder Lochfrei ist. Die Selfiekamera
fährt nämlich als Pop-Up aus dem Gehäuse heraus. Funktioniert das zwar nicht so flott wie bei einem OnePlus 7T Pro,
ist die Geschwindigkeit noch angemessen. Die Entsperrung per Gesichtserkennung wird nicht angeboten. Positiv ist, dass das 16-Megapixel-Pop-Up-Modul
einen physisch stabilen Eindruck macht.
Die schimmernde Rückseite der Farbvariante "Phantom Purple"
Bild: teltarif.de
Schnappschüsse, die wir gemacht haben, zeigen den Vorteil von der AI-Kamera (AI = Künstliche Intelligenz) beispielsweise für soziale Netzwerke: Mit fast 35 kann
man sicherlich noch wie 25 durchgehen.
Das Gewicht von 206 Gramm liegt spürbar in der Hand, es ist aber nichts, was man bis zum Ausreizen kritisieren müsste. Phablets sind eben selten
Leichtgewichte. Man hat allerdings leicht das Gefühl, der Schwerpunkt neigt sich in Richtung Selfiekamera. Das merkt man auch, wenn das Smartphone beispielsweise beim Videostreaming einhändig im Querformat gehalten wird. Wir haben das Handling diesbezüglich mit einem Samsung Galaxy S10+ verglichen, das etwas ausbalancierter ist.
Der Homebutton an der rechten Gehäuseseite des Honor 9X Pro übernimmt gleichzeitig die Funktion des optischen Fingerabdrucksensors. Der Knopf ist gut mit dem Daumen zu erreichen.
Die Pop-Up-Kamera des Honor 9X Pro
Bild: teltarif.de
Die Performance haben wir im Rahmen des Hands-ons nicht mit Laborwerten bestimmt. Der Praxis-Test lieferte bislang aber keinen nennenswerten Schwächen.
Das betrifft sowohl Alltägliches wie Browsing, Multitasking, viele offene Apps im Hintergrund und das Switchen zwischen Programmen.
Auch im Gaming-Test mit Asphalt 9: Legends, das sich über die AppGallery installieren lässt (hier der Verweis auf die App im Google Play Store), konnte das Smartphone neben gelegentlichen Mikro-Rucklern weitgehend mit einer flüssigen Darstellung punkten.
Software, Kamera und Fazit
Das Testgerät lief noch mit der Benutzeroberfläche EMUI 9.1.1 auf Basis von Android Pie. Ein Update auf Android 10 ist zu erwarten.
Unter den Huawei Mobile Services (HMS) läuft die AppGallery. Das ist Huaweis offizielle Schnittstelle zwischen Smartphone-Nutzer und verfügbaren Apps.
Wir haben den Store ein wenig durchforstet. Dort befinden sich neben vielen unbekannten Apps auch schon zahlreiche bekannte, die wir
beispielhaft installiert haben (s. Bild). Nicht nur das ist positiv, sondern auch Huaweis Ankündigung, wichtige Apps wie beispielsweise Facebook
und WhatsApp über einen "offiziellen" Umweg verfügbar zu machen. Facebook und WhatsApp befinden sich zwar nicht als Apps mit entsprechendem Download-Icon
in der AppGallery, ein integrierter Download-Link folgt aber auf die offizielle Seite des Herstellers. Die App wird als APK so über den
vorinstallierten Browser geladen. Auf diese Weise soll das Sicherheitsrisiko minimiert werden, wenn Apps aus externen Quellen geladen werden.
Heruntergeladene Apps aus der AppGallery (l.) und WhatsApp-Download-Links (r.)
Bild: Honor, Screenshot: teltarif.de
Huaweis beziehungsweise Honors Ansporn ist jedoch die offizielle Verfügbarkeit von wichtigen Apps direkt als Icon in der AppGallery anzuzeigen, wie es auch
von den App-Stores von Google und Apple bekannt ist. Über die integrierte "E-Mail"-App ist es sogar möglich, sich mit dem Gmail-Konto einzuloggen.
Das funktioniert aber nicht wie bei den anderen Möglichkeiten wie Hotmail oder Yahoo direkt in der App, sondern mit dem Hinweis,
dass der Nutzer zur Bestätigungsseite von Google weitergeleitet wird. Letztlich wird für die Anmeldung wieder der Huawei-eigenen Browser vollzogen.
Kamera
Ausgefahrene Pop-Up-Kamera von hinten und Blick auf die Hauptkamera
Bild: teltarif.de
Ausgefallene Kamera-Spezifikationen verbreiten sich seit Xiaomi, Honor und Konsorten mehr und mehr auch in den unteren Preissegmenten.
Das Honor 9X Pro ist mit einer Triple-Kamera ausgestattet (48, 8 und 2 Megapixel). Wir haben den Automatik-Modus unter die Lupe genommen
und ein paar Schnappschüsse gemacht.
Die können sich auch grundsätzlich sehen lassen. Beim Hereinzoomen ist Bildrauschen jedoch nicht zu übersehen, wodurch stellenweise Details verloren gehen. Auch erscheint es so, als läge ein Schleier auf der Darstellung. Genaueres muss ein ausführlicher Test ans Tageslicht bringen.
- Haupt-Kamera: Gute Lichtverhältnisse Bild 1
- Haupt-Kamera: Gute Lichtverhältnisse Bild 2
- Haupt-Kamera: Gute Lichtverhältnisse Bild 3
Fazit des Hands-ons
Für 249 Euro bekommt der Käufer ein technisch gut ausgestattetes Smartphone, das sich trotz der fehlenden Google-Dienste nicht verstecken muss. Das Stöbern in der AppGallery hat gezeigt, dass dort bereits einige bekannte Apps über offiziellem Weg heruntergeladen werden können. Mit ziemlicher Sicherheit wird der chinesische Multi-Konzern künftig noch ausbauen. Das Honor 9X Pro ist empfehlenswert, wenn Nutzer über die fehlenden Google-Dienste hinwegsehen können und offen für eine Alternative sind.
Positiv ist, dass Huawei seriöse Download-Links, beispielsweise für WhatsApp und Facebook, direkt erreichbar über die AppGallery bereitstellt. Dieser Schritt soll das Risiko senken, an sicherheitsbedenkliche APKs von Drittanbietern zu geraten. Die Hoffnung ist also groß, dass auf diesem Wege bald auch andere für europäische Nutzer relevante Apps verfügbar gemacht werden können.