Internetsucht-Studie: Die Flucht in eine virtuelle Welt
Internet kann süchtig machen
Sergej Khackimullin - Fotolia.com
Ledige und arbeitslose Männer sind laut einer
Studie besonders gefährdet, sich so sehr in den Tiefen des Internets zu
verlieren, dass sie den Bezug zur Realität verlieren. Krankhafte
Internetnutzung äußere sich vor allem darin, dass die Betroffenen ihr
soziales Leben vernachlässigten, sagte die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), in Berlin.
Darunter litten dann die Arbeit oder der Schulbesuch, mitunter auch
einfache Dinge wie Essen und Waschen. "Das geht bis zur körperlichen
Verwahrlosung."
Internet kann süchtig machen
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Nach einer jetzt neu ausgewerteten Erhebung kommen 0,7 Prozent
aller 25- bis 64-Jährigen in Deutschland nicht mehr von
Online-Spielen oder Sozialen Netzwerken los. Mit 1,0 Prozent sei der
Anteil bei Männern mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen (0,4 Prozent), teilte Dyckmans mit. "Die Betroffenen flüchten in eine virtuelle Welt. Dort bekommen sie Anerkennung und Belohnung."
Zahlen zeigen Handlungsbedarf
Insgesamt gelten in Deutschland rund 560 000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren als "internetsüchtig", wie aus einer bereits im August vorgelegten Studie der Universitäten Lübeck und Greifswald hervorgeht. Unter ihnen sind 250 000 Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Hier ist das Geschlechterverhältnis nahezu ausgeglichen. 2,5 Millionen Menschen nutzen laut Studie das Netz auf problematische Weise und drohen in eine Abhängigkeit abzurutschen.
"Die Zahlen zeigen ganz akut einen Handlungsbedarf", sagte Dyckmans. Es müsse ein besonderes Augenmerk auf die Prävention gelegt und dabei die ganze Familie einbezogen werden. "Da gibt es gute Erfolge." Auch müsse Internetsucht als Krankheit klassifiziert und in das internationale Diagnoseverzeichnis aufgenommen werden, forderte sie.
Onlinespiele zweitbeliebteste Internetbeschäftigung
Der Begriff der Internetsucht ist wissenschaftlich umstritten. Einige Psychologen sehen in einer exzessiven Internetnutzung keine eigenständige Störung, sondern lediglich das Symptom einer psychischen Erkrankung wie der Depression. Andere fordern hingegen, maßlose Internetnutzung als eigenständige Krankheit einzuordnen. Bislang ist Internetabhängigkeit von der Weltgesundheitsorganisation nicht als Verhaltenssucht anerkannt.
Laut Studie geht die große Mehrheit der 14- bis 24-Jährigen (77,3 Prozent) ins Netz, um zu chatten, Fotos zu posten und Mitteilungen zu kommentieren. Bei den Älteren zwischen 25 und 64 Jahren ist das Interesse an Sozialen Netzwerken wie Facebook geringer (45,1 Prozent). Die zweitbeliebteste Internetbeschäftigung sind Onlinespiele.