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Kurio Tab Advance: Was taugt das Kinder-Tablet im Test?

Das Kinder-Tablet Kurio Tab Advance kommt vorkonfiguriert für Kinder: Es bietet eine wirksame Inhaltskontrolle durch die Eltern und es sind viele Apps für Kinder vorinstalliert. Wir haben das Kurio-Tablet unter die Lupe genommen.
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Tablets und Smartphones haben in der Regel einen unlimitierten Zugang zum Internet - und sind ohne elterliche Aufsicht damit ungeeignet für kleinere Kinder, da aufgrund dieser Offenheit auch Gewaltdarstellungen, Pornografie, Terrorpropaganda und andere für Kinder keineswegs geeignete Inhalte abrufbar sind. Es gab und gibt daher immer wieder Ansätze, für Kinder und Jugendliche vorkonfigurierte Geräte auf den Markt zu bringen, die ein gefahrloses Surfen ermöglichen.

Eines dieser Unternehmen ist KD Interactive, das mit seinen Geräten der Kurio-Reihe kindgerecht eingerichtete Hardware auf den Markt bringt, mit der eine wirksame Kontrolle der Kinder-Accounts möglich sein soll. Die Kurio Watch ist eine Smartwatch, mit dem Kurio Smart hat der Hersteller ein Windows-Convertible im Sortiment. Die Tablet-Reihe nennt sich Kurio Tab. Kinder-Tablet Kurio Tab Advance im Test Kinder-Tablet Kurio Tab Advance im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Der neueste Vertreter der Tablet-Serie ist das Kurio Tab Advance, das im Oktober auf den Markt kam. Es ist im Online-Handel ab 120 Euro verfügbar, beispielsweise bei MyToys, ToysRus oder im Online-Shop der Müller-Drogerie. Wir hatten die Möglichkeit, uns das Kinder-Tablet vor dem offiziellen Verkaufsstart anzusehen. Empfohlen wird es für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Die Verpackung des Kurio Tab Advance Die Verpackung des Kurio Tab Advance
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Ausstattung und Zubehör des Kurio Tab Advance

Das Kurio Tab Advance ist ein äußerlich eigentlich ganz normal aussehendes 7-Zoll-Tablet in Schwarz, auf dem Android 6.0 Marshmallow läuft. Das Display hat eine Auflösung von 1024 mal 600 Pixel. Der Cortex-A7-Quad-Core Prozessor stammt von Mediatek und wird von 1 GB RAM unterstützt. Das Tablet insgesamt wird in China gefertigt.

Die 16 GB Speicherplatz lassen sich per microSD-Karte um bis zu 32 GB erweitern. Mit dem Internet nimmt das Tablet ausschließlich per WLAN-n Kontakt auf (nur per 2,4-GHz-Band), der ac-Standard wird nicht unterstützt, ein Mobilfunk-Zugang fehlt, Bluetooth 4.0 ist aber an Bord. Die Frontkamera löst mit 0,3 Megapixel auf, die Hauptkamera mit 2 Megapixel. Der Akku hat eine Kapazität von 2580 mAh.

Kinder-Tablet mit Verpackung und Zubehör Kinder-Tablet mit Verpackung und Zubehör
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Außer der Zugangskontrolle für bis zu acht Nutzerprofile sind auf dem Kurio Tab Advance diverse Wissens- und Spiele-Apps für Kinder vorinstalliert. Die Wissens-Apps werden ab dem Datum der ersten Einrichtung kostenlos und einmal wöchentlich ein Jahr lang mit neuen Inhalten versorgt. Wissensgebiete sind Mathematik, IT, Naturwissenschaften und Technik.

Dem Tablet liegt ein Micro-USB-Kabel sowie ein separates Netzteil bei, der versprochene USB-Adapter und Ständer wurde vermutlich bei unserem Testgerät vergessen. Schon beim Öffnen des Pakets umwehte uns ein sehr unangenehmer chemischer Geruch, der von der beigelegten roten Silikonschutzhülle stammte. Der Gestank war so stark, dass wir schon nach wenigen Minuten Kopfschmerzen bekamen und die Hülle schnell wieder in die Verpackung steckten. Wie man auf die Idee kommen kann, ein vielleicht sogar gesundheitsschädliches Zubehör einem Kinder-Tablet beizulegen, erschließt sich uns nicht. Die Sprecherin der Presseagentur von Kurio schrieb uns auf Anfrage zu der Sache:

Die Schutzhüllen entsprechen den gängigen Vorschriften und wurden auf deren Grundlage getestet, u. a. EN71 1-3, REACH Annex 17. Ich habe auch in verschiedene Kartons bei uns vor Ort noch einmal "reingeschnuppert", wobei uns da nichts aufgefallen ist. Daher kann ich mir nur vorstellen, dass es eine Art "Vorproduktion" war, denn diese Samples hatte ich vor dem eigentlichen Launchtermin erhalten und an Tester versendet. Bei den mir aktuell vorliegenden Produkten ist mir nichts aufgefallen und bisher sind keine anderen Anmerkungen bei mir eingegangen.

Verarbeitung, Display, Lautsprecher & Nutzungskontrolle

Besonders hochwertig ist das Kurio Tab Advance nicht verarbeitet: Als wir versuchten, es zu verbiegen, knirschte es hörbar, tatsächlich verbiegen lässt es sich aber nicht. Die matte Rückseite ist schön griffig und lässt sich nicht leicht zerkratzen. Gespart hat Kurio allerdings beim Display: Dieses zieht Fingerabdrücke magisch an.

Die Gummihülle roch bei unserem Gerät sehr stark nach Chemie Die Gummihülle roch bei unserem Gerät sehr stark nach Chemie
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Auch die Bilddarstellung wirkt etwas billig: Menüs und Icon-Kanten wirkten etwas unscharf. Besonders blickwinkelstabil ist das Display auch nicht: Hält man es nur wenig schräg vor das Gesicht, wirkt die Darstellung sofort dunkler. Das ist unschön, wenn zwei oder mehrere Kinder gleichzeitig auf das Display schauen wollen.

Ebenfalls keinen Preis gewinnt der eingebaute Lautsprecher, der bei Musik praktisch gar keine Bässe überträgt und auch ansonsten sehr intransparent, fast breiig klingt. Wer die musikalische Entwicklung und das Gehör des Sprösslings fördern will, muss zum Tablet also entweder gute Kopfhörer oder einen vernünftigen Bluetooth-Lautsprecher erwerben. Speicherkartenslot des Kinder-Tablets Speicherkartenslot des Kinder-Tablets
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Ersteinrichtung und Konfiguration der Nutzungskontrolle

Bei der Ersteinrichtung des Kurio Tab Advance läuft zunächst alles wie gehabt: Unter Android wird die Verbindung mit einem WLAN hergestellt und ein Google-Konto eingerichtet. Anschließend wird der Administrator des Tablets (also die Eltern) aufgefordert, das Tablet mit Passwort, Pin oder Entsperrgeste zu sichern. Denn wenn die Sprösslinge einen Vollzugriff auf das Gerät haben, sind alle nachfolgenden Konfigurationsschritte und Nutzungseinschränkungen wirkungslos. Die Eltern sollten sich also ein Passwort oder eine PIN ausdenken, die das Kind nicht leicht erraten kann, beispielsweise weil es die Eingabe bei den Eltern schon mal auf einem anderen Gerät (Smartphone der Eltern) beobachten konnte.

Die Einrichtung des Kinder-Tablets startet Die Einrichtung des Kinder-Tablets startet
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die zentrale Steuerungs-App nennt sich "Kurio Genius - Parental Control". Hier müssen die Eltern zunächst für jedes Kind ein Benutzerkonto anlegen und - bei mehreren Kindern - für jedes Benutzerkonto ein Passwort setzen. Anschließend erfolgt die Nutzungskontrolle in vier Bereichen. Im Bereich "App-Verwaltung" wird festgelegt, auf welche Anwendungen das Kind zugreifen darf. Kurio hat hier bereits Browser, Dateimanager, Mailprogramm, Google-App, Google Drive, Kontakte, Kalender, Messenger, News-/Wetter- und Kartendienste sowie Google Play und digitale Shops gesperrt.

Einrichtung des Eltern-Accounts Einrichtung des Eltern-Accounts
Screenshot: teltarif.de
Die Zeitsteuerung erlaubt den Eltern, einen Slot für die Tablet-Nutzung festzulegen, separat lässt sich die Spielzeit einschränken. Der Web-Zugriff kann nicht nur insgesamt erlaubt und verboten werden, auch ein thematischer Web-Filter und eine Web-Liste lassen sich anlegen. In den Profileinstellungen können die Eltern den Kindern erlauben oder verwehren, den USB-Port für Datenübertragung zu verwenden oder den Google Play Store zu nutzen.

Kinder-Modus und -Apps, Leistung, Akkulaufzeit & Fazit

Nach der Konfiguration ist es erforderlich, den Button "Benutzer wechseln" zu drücken, den Menüpunkt gibt es auch separat im Android-Menü. Erst dann wechselt das Tablet vom Eltern-Modus in den Account des Kindes und alle Schutzmaßnahmen werden aktiviert. Beim Zurückwechseln in den Eltern-Modus wird natürlich das Passwort, die PIN oder die Entsperrgeste abgefragt.

In seinem eigenen Account kann das Kind dann nur auf die Apps zugreifen, die zuvor von den Eltern freigegeben wurden. Vorinstalliert sind die Apps ABC Suchspaß, Berry Rush, Brain it on, BunBunBam, Clay Jam, CosmoColor, Draw Your Game, Kidoz Store, Leon, Kingokids, Maily, Maya, Kurio Watch Messenger, Monster Messenger, diverse Motion-Sport-Apps, Pango, Subway Surf, The Smurfs, Toon Goggles, Weihnachts-Puzzle und Wiz Lab.

Der Homescreen verweist prominent auf die Account-Verwaltung Kurio Genius Der Homescreen verweist prominent auf die Account-Verwaltung Kurio Genius
Screenshot: teltarif.de
Empfehlenswert ist, dass die Eltern dem Kind nicht einfach das vorkonfigurierte Tablet mit allen Kinder-Apps in die Hand drücken, sondern ihren Erziehungsauftrag wahrnehmen und jede App vorher einzeln prüfen. Denn erstens sind manche Apps auf Englisch gehalten und zweitens muss nicht jede App einen pädagogisch wertvollen Zweck verfolgen. In "Subway Surf" wird beispielsweise gezeigt, wie Kinder in der Metro Kopenhagen Züge besprühen und dann vor einem Polizisten über die Gleise flüchten. Ob man dies seine Kinder - auch nur zum Spaß - spielen lassen will, sollten Eltern selbst entscheiden.

Außerdem verweisen manche der Kinder-Apps ständig auf soziale Netzwerke: Die Sprösslinge werden dazu angehalten, ihre Highscores auf Facebook oder anderen Netzwerken zu posten, was natürlich einen Account bei dem entsprechenden Netzwerk voraussetzt. Facebook darf laut den Nutzungsbedingungen beispielsweise erst ab 13 Jahren genutzt werden. Konfiguration eines Kinder-Accounts Konfiguration eines Kinder-Accounts
Screenshot. teltarif.de

Leistung und Akku

Bei der Bedienung des Touchscreens sind uns keine Ruckler oder Verzögerungen aufgefallen. Wenngleich der Prozessor nicht gerade zur Spitzenklasse gehört, funktioniert das Wischen durch Homescreens und Menüs verzögerungsfrei. Auch die Bedienung der vorinstallierten Kinder-Apps funktionierte ruckelfrei, allerdings dauerte das Laden einzelner Spiele mitunter eine Minute oder länger.

Magere Akkulaufzeit: Nicht mal drei Stunden Magere Akkulaufzeit: Nicht mal drei Stunden
Screenshot: teltarif.de
Anspruchslosere Spiele sind mit dem Kurio Tab Advance problemlos spielbar. Als wir das von uns verwendete Benchmark 3DMark ausführten, erzielten wir im Unlimited-Test zwar keine Rekordmarke, die Grafik-Tests liefen allerdings mit einer Bildrate zwischen 16 und 26 Bildern pro Sekunde ab, die durchschnittliche Bildrate lag bei 21 Bildern pro Sekunde. Es gab also kleinere Ruckler und Stockungen, aber ansonsten liefen die Benchmarks einigermaßen flüssig.

Ebenfalls nicht besonders stark ist der 2580-mAh-Akku des Kurio Tab Advance. Schon bei der regulären Nutzung des Geräts merkten wir, dass schon nach wenigen Stunden Schluss ist, einen ganzen Nutzungstag hält das Kinder-Tablet nicht durch. Dies wurde durch unseren Akku-Benchmarktest bestätigt, der eine gemischte Nutzung aus Websurfen, Fotobetrachtung und Abspielen kurzer Videoclips simuliert: bereits nach zwei Stunden und 46 Minuten war der Akku erschöpft. Kinder müssen sich zum nachmittäglichen Freundesbesuch also sicherheitshalber immer das Ladegerät oder eine separate Powerbank mitnehmen.

PRO
  • für Kinder vorkonfiguriert
  • viele kindgerechte Apps ab Werk
  • günstiger Preis
CONTRA
  • preiswerte Verarbeitung
  • Display und Sound nicht berauschend
  • Leistung für anspruchsvolle Spiele zu schlecht

Fazit: Gute Idee mit Mängeln

Eigentlich ist ein speziell für Kinder konfiguriertes Tablet eine super Idee. Und die Nutzerkontensteuerung sowie die Einrichtungsmöglichkeiten für die Eltern hat Kurio beim Kurio Tab Advance gut umgesetzt. Die Prüfung einzelner Apps kann das Gerät den Eltern natürlich nicht abnehmen. Aber mit der richtigen Konfiguration kann man das Tablet bedenkenlos Kindern in die Hand geben.

In technischer Hinsicht macht das Tablet (wahrscheinlich auch anspruchsvolleren Schulkindern) keinen Spaß: Das Display ist zu körnig, der Sound aus den Lautsprechern eine Zumutung und nicht mal drei Stunden Akkulaufzeit sind ein weiteres Hemmnis, das Kurio Tab Advance uneingeschränkt zu empfehlen. Wenn die Kinder das 120-Euro-Tablet kaputt machen oder verlieren ist zwar nicht viel Geld kaputt - aber etwas mehr Ansprüche dürfte auch ein Kinder-Tablet schon erfüllen.

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