LG G3 im Test: Das Smartphone, das aus Metall bestehen will
Vor wenigen Wochen wurde das LG G3 offiziell vorgestellt. Das neue Flaggschiff des südkoreanischen Herstellers verfügt über ein edel aussehendes Gehäuse, ein hochauflösendes Display sowie eine schnelle Kamera. Es kostet 549 Euro in der 16-GB-Version und 599 Euro mit 32 GB internem Speicher.
Das Gerät kommt in den Farben Schwarz, Weiß und Gold. Später soll es auch in den Farbvarianten Violett und Pink erhältlich sein. Das G3 soll dank seines QHD-Displays (Quad High Definition), des Akkus und der Kameratechnik in der Oberliga der Smartphones mitspielen und gegen das HTC One (M8), das Samsung Galaxy S5 oder das Sony Xperia Z2 konkurrieren können. Ob LG die im Juni gemachten Versprechen einhalten kann, haben wir für Sie getestet.
Brushed-Metal-Look-Gehäuse und QHD-Display
Das LG G3 hat ein 5,5-Zoll-Display
Bild: teltarif.de
Das LG G3 verfügt wider Erwarten über kein komplettes Gehäuse aus Metall.
Die Hülle des 146,3 mal 74,6 mal 8,9 Millimeter großen Gerätes wirkt wie Metall.
Jedoch besteht sie aus Kunststoff, der eine leichte Metallbeschichtung hat.
Die Ecken und Kanten sowie die Geräterückseite sind abgerundet. Es liegt bequem in der Hand
und ist weniger rutschig als gedacht. Vom Design her erinnert uns das LG G3 stark an das
HTC One (M8). Dass das Gehäuse aus Kunststoff besteht, ist spürbar. Insgesamt ist es gut verarbeitet.
Das Gehäuse zeigt sich als relativ stabil. Die Rückseite lässt sich schwer eindrücken, nicht zuletzt durch die Metallbeschichtung. Durch die Werkstoffkombination ist das Gerät relativ leicht (149 Gramm). Auch Einbußen bei der Sendestärke werden durch das Kunststoffgehäuse vermieden.
Die Rückseite sowie das Display des LG G3 sind kaum empfindlich für Kratzer.
An der Seite befinden sich keine Knöpfe
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Eventuelle Beschädigungen der Akkuabdeckung werden zusätzlich durch das Metallmuster kaschiert.
Bei großen Schäden ist auch die Rückseite austauschbar - dies fällt positiv auf.
Das Display ist etwas ins Gehäuse eingelassen, so dass eine minimale Erhöhung um dieses herum vorhanden ist. Während der Bedienung stört der Höhenunterschied nicht.
Der Rear-Key-Button
Am Geräterand befinden sich keine Bedienelemente. Wie bereits beim LG G2 findet die Bedienung über die Softbuttons am unteren Bildschirmrand und den Rear-Key-Button auf der Rückseite statt. Der Rear-Key-Button ist praktisch und gut positioniert. Er ist deutlich besser spürbar als beim G2, weshalb man ihn auch ohne hinzuschauen schnell findet. Unvorteilhaft wird es, wenn Tastenkombinationen für weitere Funktionen (zum Beispiel für einen Screenshot) gedrückt werden müssen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Lautstärkeregler und die Kameralinse dicht beieinander liegen. Rutscht der Nutzer mit seinem Finger ab, könnte er die Kameralinse verdecken oder verschmieren. Ein Austausch der Positionen von Kameralinse und Blitz würde dem entgegenwirken.
Unten befinden sich der micro-USB- und der Kopfhöreranschluss
Bild: teltarif.de
Auf der Geräterückseite befindet sich außerdem noch der Dual-Flash sowie der Laser-Auto-Fokus. In dem Kameratest werden wir im Verlauf unseres Testberichtes auf beides näher eingehen.
Der Klinken- und der Micro-USB-Anschluss sind auf der Unterseite des Gerätes eingebaut. Diese Positionierung empfinden wir als störend, wenn man mit dem Smartphone über Kopfhörer Musik hören möchte. Dann kann das Kopfhörerkabel in der Hosentasche leicht umknicken. Das Umdrehen des Gerätes ist keine Lösung, da man so nicht an die Lautstärkeregler kommt. Aus diesem Grund hat LG an den mitgelieferten Kopfhörern eine Fernbedienung zur Lautstärkeregelung sowie Start- bzw. Stop-Button integriert.
So schneiden Display, Prozessor und Leistung ab
Das QHD-Display ist 5,5 Zoll (14 Zentimeter in der Diagonale) groß und nimmt 76 Prozent der Gerätevorderseite ein.
Die Auflösung des Displays ist 2 560 mal 1 440 Pixel. Die Pixeldichte liegt
bei 538 ppi und hat damit einen höheren Wert als vergleichbare Modelle. Erkennen
lässt sich der Unterschied aber erst, wenn man die Displays direkt vor das Auge hält.
Die Bilder werden auf dem Quad-HD-Display klar und scharf dargestellt, die Farben sind kontrastreich
und farbtreu. Ein Unterschied zu einem Full-HD-Display ist mit bloßem Auge nicht erkennbar. Bei Gegenlicht sowie beim
Kippen des Gerätes bleibt der Blickwinkel weitgehend stabil. Wird das Gerät vertikal gekippt, ist
ein leichter Grauschleier erkennbar.
Die Benutzeroberfläche des LG ist klar, die Symbole deutlich. Leider ist die Schrift nicht ganz scharf
Bild: teltarif.de
Im Vergleich zum iPhone 5S oder Samsung Galaxy S5 ist das Display in der Automatikeinstellung dunkler. Um eine vergleichbare Displayhelligkeit zu erreichen, muss diese manuell sehr hoch eingestellt werden. So ist auch das Betrachten des Displays bei starker Sonneneinstrahlung möglich. Das helle Display geht allerdings zu Lasten des Akkus. Die schwarze Schrift erhält bei einigen hellen Hintergrundbildern vereinzelt eine weiße Umrandung. Dadurch wirken die Bezeichnungen der Apps leicht unscharf. Alternativ vorhandene Schriftarten waren nicht wesentlich schärfer. Bei dunklen Hintergründen setzt LG eine weiße Schrift ein. Diese wirkt klarer und schärfer.
Internetseiten lassen sich gut auf dem großen Display darstellen
Bild: teltarif.de
Das Touchdisplay zeigt sich als sehr berührungsempfindlich und genau.
So kann man mit dem G3 beispielsweise gut auf den Internetseiten surfen, die nicht für mobile Endgeräte optimiert
sind - mit dem Finger kann man hier auch ohne Stift genau die Elemente auf der Webseite treffen.
Aber auch mit normalen Baumwollhandschuhen hat die Bedienung im Test funktioniert. Selbst mit nassen Fingern konnten wir das Touchdisplay bedienen.
Prozessor und Leistung
Das G3 von LG ist mit dem Snapdragon 801 ausgestattet. Dieser ist ebenfalls im HTC One (M8) verbaut. Die vier Kerne sind auf 2,5 GHz getaktet. Unser Testmodell (16 GB, davon stehen dem Nutzer aber nur 10,38 GB zur Verfügung) hat einen Arbeitsspeicher mit einer Kapazität von 2 GB; der Arbeitsspeicher des G3-Modells mit 32 GB internem Speicher soll sogar 3 GB groß sein. In unserem Test zeigte sich, dass bereits die Größe von 2 GB sehr gut für Multitasking und Spiele-Apps ausreicht. Im Benchmark-Test hat das LG G3 unter Antutu 29 677 Punkte erreicht, bei 3D Mark waren es 15 142. Damit schneidet das LG G3 schlechter als das HTC One M8 (Antutu: 35 500, 3D Mark: 18 762) sowie das Glaxy S5 (Antutu: 36 198, 3D Mark: 18 492) ab. Dies entspricht auch unserem Empfinden während des Tests. Während des alltäglichen Gebrauchs ist die Leistung des Prozessors nicht negativ aufgefallen. HD-Filme laufen flüssig. Und auch das sehr schnelle Wechseln zwischen Anwendungen bringt das G3 nicht zum Absturz oder Haken. Bei aufwendigen Spielen gerät das G3 aber ab und zu ins Stocken, ebenso bei gleichzeitiger Nutzung von zu vielen, den Prozessor auslastenden Anwendungen.
Die interne Speicherkapazität lässt sich problemlos mittels micro-SD-Karte um bis zu 2 TB erweitern, sobald diese Kartengröße kommerziell verfügbar ist. Dies sollte auf jeden Fall genügend Platz für Fotos, Videos, aber auch Musik und Filme bieten. Nutzer, die keine so großen Speicherkarten zuhause haben, können auch die Standard-micro-SD-Karten mit 32 GB einsetzen.
Funktionen der Kamera und die Qualität der Fotos
Der Laser-Auto-Fokus findet verschiedene Fokussierungspunkte
Bild: teltarif.de
Die Kamera mit dem Bildstabilisator OIS+ auf der Rückseite des G3 löst, wie bereits beim G2, mit 13 Megapixel auf.
Verbessert wurde die Reaktionszeit des Auslösers, die nun deutlich schneller ist. Möglich ist dies
unter anderem durch den Laser-Auto-Fokus, der Objekte schneller fokussiert. Das Foto entsteht
unmittelbar nach dem Auslösen, wenn die Kamera-App eingeschaltet ist. Besonders im Vergleich zu den Flaggschiffen der Konkurrenten
fällt die kurze Zeit für die Fokussierung des Auto-Fokus-Lasers und das Auslösen der Kamera auf.
Zwar kann man letzteres beispielsweise auch beim Sony Xperia Z2 durch das manuelle Fotografieren erreichen; in unserem Test fiel uns diese Funktion dennoch sehr positiv auf.
Die Kamera-App bietet vergleichsweise wenige Funktionen. Neben Panoramaaufnahmen gibt es noch Dual-Aufnahmen
sowie den magischen Fokus. Letzterer gestattet ein nachträgliches Scharfstellen verschiedener Bildbereiche. Die Einstellungen innerhalb der Anwendung sind überschaubar.
So lassen sich nicht einmal die ISO-Stufen einstellen.
Der Dual-LED-Blitz soll laut Hersteller für eine bessere und natürlichere Ausleuchtung sorgen. Dies können wir nicht ganz bestätigen. Die Bilder mit Dual-LED-Blitz wirken zwar besser als mit einem einfachen LED-Blitz, dennoch ist die Ausleuchtung nicht natürlich. Bei schlechten Lichtverhältnissen muss sich das G3 nicht hinter der Konkurrenz verstecken. So sind die farbigen Quadrate in unserem Testszenario deutlich erkennbar. Allerdings herrscht bei diesen Lichtbedingungen ein Grundrauschen im Bild vor. Bei guten Lichtverhältnissen liefert das G3 ordentliche Fotos ab. Es gibt keine Bildfragmente und auffällige Farbausläufe an den Quadraten.
Unsere beiden Testfotos haben wir für Sie unbearbeitet zum Download bereitgestellt, damit Sie sich ein eigenes Bild von der Qualität machen können:
Die 2,1-Megapixel-Frontkamera reicht für Videotelefonie aus. Für die Dual-Aufnahmen-Funktion wäre eine bessere Frontkamera wünschenswert. Die Funktion Gesture-Shutter ist sinnvoll und sehr praktisch - vor allem bei Selfies. Durch eine Geste wird das Auslösen der Frontkamera bewirkt. Das G3 kann Videos in 4K-Qualität aufnehmen.
Telefonie, besondere Funktionen und Fazit
Bereits vorinstalliert ist das Betriebssystem Android 4.4.2 (Kitkat) sowie die herstellereigene Nutzeroberfläche mit Anwendungen von LG. Die Anzahl der Apps von LG hält sich dabei in Grenzen, was sehr angenehm ist.
Die Bedienoberfläche des G3 ist gut organisiert und strukturiert. Sie ist nicht ganz so verspielt wie beim Samsung Galaxy S5 und nicht ganz so klar gegliedert wie beim Nexus. Eine gute Kombination für den normalen Nutzer. Im Vergleich zum G2 hat sich allerdings wenig verändert.
Ebenfalls angenehm gelöst ist die Dual-Window-Funktion. Diese haben bereits mehrere Hersteller bei ihren Tablets integriert. LG hat auf Grund der Displaygröße das G3 ebenfalls mit der Funktion ausgestattet. Eine weitere Funktion, die dem Nutzer durch die Displaygröße ermöglicht wird, ist die individuelle Größenanpassung der Tastatur.
Und auch die SmartNotice ist in dem G3 wiederzufinden. Das Widget erinnert an offensichtlich vergessene Notifications, beispielsweise einen verpassten Anruf oder an die Mitnahme des Regenschirms, wenn mit Regen zu rechnen ist. Und auch die Funktion "Intelligenter Bildschirm", bei der das Bildschirm länger aktiv bleibt, wenn der Nutzer darauf schaut, gefällt uns sehr gut.
Telefonie, Sprachqualität, Akku und Konnektivität
Der Akku ist austauschbar
Bild: teltarif.de
Telefonieren ist mit dem G3 recht angenehm. Der Anrufer ist klar verständlich.
Stimmverzerrungen oder ähnliches konnten wir in unserem Test nicht feststellen.
Auch der Angerufene konnte eine gute Klangqualität während des Telefonates bestätigen.
Der Akku ist austauschbar und hat eine Kapazität von 3 000 mAH. Durch die von LG entwickelte "3A (adaptive) Optimization" soll der Akku geschont und damit der erhöhte Stromverbrauch des Displays ausgeglichen werden. Bei normaler Nutzung und hell leuchtendem Display hält der Akku nicht mal einen Tag durch. Laut Hersteller soll der Akku im 4G-Netz 600 Stunden im Standby-Modus durchhalten; die Sprechzeit soll bis zu 1 260 Minuten betragen
Das G3 ist LTE-fähig und unterstützt theoretische Surfgeschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s im Downstream und 50 MBit/s im Upstream. Ansonsten gelangt man mit den üblichen Mobilfunkstandards oder per WLAN-ac ins Internet.
Sound und Lautsprecher
Die 1-Watt-Lautsprecher sind an der unteren Geräterückseite positioniert. Leider ist der Sound bei aufgedrehter Lautstärke sehr blechern. Der Bass klingt ebenfalls schwach und nicht voll. Beim Musikhören über die integrierten Lautsprecher muss das Gerät also auf das Display gelegt werden, da sonst der Sound etwas gedämpft wird. Zum Steuern des Musikprogramms wird allerdings wieder das Display benötigt. Die Lautsprecherpositionierung ist daher nicht die optimale Lösung. Auch wenn das Gerät auf dem Lautsprecher liegt, ist der Sound dennoch laut genug.
Extras und Zubehör
Die Rückseite sieht aus wie gebürstetes Metall
Bild: teltarif.de
LG ermöglicht beim G3 das kabellose Aufladen des Akkus via Qi-Ladestation. Einige Händler verkaufen die Ladestation zusammen mit dem
G3 im Bundle.
Ein weiteres Zubehör speziell für das G3 ist das QuickCircle Case. Auf der Frontabdeckung befindet sich eine kreisrunde Aussparung. In Kombination mit den speziellen Einstellungen des G3 können hier bei geschlossener Hülle einige Apps im Sichtfenster geöffnet werden, beispielsweise die Uhr. Um die Qi-Ladestation weiterhin nutzen zu können, muss das speziell dafür ausgelegte QuickCircle Case genommen werden.
Fazit: Sehr gutes Smartphone, aber wenige Verbesserungen zum Vorgänger
Im Großen und Ganzen ist das LG G3 insgesamt ein gutes Smartphone. Der erste Eindruck des LG G3 war sehr gut und positiv. Nach einigen Tagen in Gebrauch fielen uns aber einige Punkte auf, die unsere erste Euphorie etwas gedämpft haben. So fallen zwar das Display und die bereits vom LG G2 bekannten Ausstattungsmerkmale immer noch positiv auf, dennoch hatten wir uns von dem neuen LG-Flaggschiff etwas mehr erhofft. Trotz der 3A (adaptive) Optimization hält der Akku auf Grund des hochauflösenden Displays nicht lange durch. Und auch ein stärkerer Prozessor wäre für das G3 wünschenswert gewesen. Das LG G3 könnte vor allem für Nutzer interessant sein, die keinen Wert auf ein spezielles Business-Smartphone oder ein Hochleistungs-Spiele-Gerät legen.