SIM-Karten abgefangen und missbraucht - dann Schockrechnung
Im Rahmen unserer Recherchen wollten wir von drei ausgewählten Providern wissen, wie sie den Versand von SIM-Karten handhaben. Vodafone beschrieb uns folgende Verfahren:
Handelt es sich um einen Neuvertrag, versenden wir eine scharfe SIM, PIN/SuperPIN sowie die entsprechende Hardware in einem Paket. Der Kunde muss sich bei Auslieferung über das PostIdent-Verfahren ausweisen. Der DHL-Postbote liefert die Zustellung ausschließlich nach Abgleich der Kundendaten durch Vorlage des Personalausweises aus, worüber er den Kunden identifiziert.
Handelt es sich um einen Bestandskunden, der z.B. seinen Vertrag verlängert hat oder einen Zusatzvertrag abgeschlossen hat versenden wir eine unscharfe SIM, PIN/SuperPIN sowie die Hardware in einem Paket. Zum Freischalten der neuen SIM muss der Kunde beim Intelligent Voice Response System anrufen und die alte SIM-Karten-Seriennummer oder das Kundenkennwort angeben.
Handelt es sich um einen Kartentausch, versenden wir eine unscharfe Karte mit der SIM und PIN/SuperPIN in einem Brief. Zum Freischalten der neuen SIM muss der Kunde beim Intelligent Voice Response System anrufen und die alte SIM-Karten-Seriennummer oder das Kundenkennwort angeben.
Auf Wunsch des Kunden versenden wir aber auch eine scharfe Karte, dann allerdings versenden wir PIN/SuperPIN und SIM in zwei getrennten Schreiben über zwei unterschiedliche Post-Hubs, damit die Briefe gezielt nicht zusammenlaufen.
Sofern Kunden glauben, von einem Diebstahl betroffen zu sein, sollten sich diese unverzüglich mit unserer kostenlosen Kundenhotline unter der 0800-1721212 in Verbindung setzen.
Andere Provider und der SIM-Karten-Versand
Bild: teltarif.de
Drillisch informierte uns darüber, das alle 16 Marken eine 24/7-Sperr-Rufnummer haben, und zwar die 06181-7074044. Eine Sperre sei auch in der Servicewelt möglich. Bei Neuschaltung einer SIM-Karte komme bei allen Marken zunächst eine Validierungsmail. Die SIM werde zwar aktiviert, aber getrennt von der PIN verschickt. Wenn EU-Leistungen im Tarif inkludiert seien, werde von Drillisch per PostIdent o.ä. verschickt.
Die Freenet-Group teilte uns auf Anfrage mit: SIM-Karten würden in aktiviertem Zustand versendet, der Kunde erhalte aber zwei Briefe. PIN und PUK befänden sich in einem anderen Umschlag. Manchmal würden beide Briefe auch zeitversetzt oder von verschiedenen Versandzentren aus abgeschickt. Dies kann die teltarif.de-Redaktion nicht ganz bestätigen. Eine bereits aktivierte SIM-Karte für einen o2-Free-Tarif von mobilcom-debitel wurde mit SIM und PIN in einem Brief an unseren Redakteur verschickt. Es könnte also sein, dass Netzbetreiber-Tarife bei mobilcom-debitel anders behandelt werden als eigene Tarife.
Fazit: Zumindest auf Anfrage sollten Provider tätig werden
Unsere Geschichte eines doppelten SIM-Karten-Diebstahls ist sicherlich ein besonders krasser Fall. Nach Angaben von 1&1 handelt es sich offenbar allerdings nicht um ein weit verbreitetes Phänomen. Auf der einen Seite gibt es praktikable Sicherungsmaßnahmen, mit denen man den Missbrauch einer gestohlenen SIM-Karte eindämmen kann. Vermutlich sitzen aber bei den Providern Manager, die den zu erwartenden Schaden mit den Ausgaben für mehr Sicherheit vergleichen - und dann zum Ergebnis kommen, dass die höhere Sicherheit zu teurer ist.
Die Provider sollten allerdings bedenken, was ein tatsächlich eintretender Fall beim Kunden für Auswirkungen haben kann. Selbst wenn eine falsche Rechnung innerhalb von einigen Tagen storniert wird, kann es sein, dass auf dem Girokonto des Kunden Überziehungszinsen anfallen. Besonders nervig ist natürlich die Tatsache, dass der Kunde den Vertrag nicht nutzen kann, bis eine neue SIM eintrifft und dass die Diebe vielleicht sogar mit der bekannten Rufnummer des Kunden Schindluder treiben.
Alles Wichtige zur SIM-Karte als Grundlage der mobilen Kommunikation erfahren Sie auf unserer speziellen Ratgeberseite.