Netzausbau

Insel der Glückseligen: Rügen macht Tempo beim Breitband-Ausbau

Auf der Ferieninsel Rügen beginnt diesen Monat der Ausbau von Breitband-Internetleitungen. Möglich wird das durch die Fördermittel des Bundes.
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Christian Pegel, Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Christian Pegel, Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung
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Ende März rollen in Mecklenburg-Vorpommern die ersten Bagger an, um den vom Bund geförderten Breitbandausbau auf dem Lande zu starten. Wie heute auf einer Fachtagung des CDU-Wirtschaftsrates in Schwerin mitgeteilt wurde, sollen dabei im Norden Rügens Glasfaserleitungen verlegt werden, um für Wirtschaft, Tourismus und Bevölkerung schnelle Internetverbindungen zu schaffen. Davon profitierten im Bereich des Zweckverbandes Neddesitz rund 1800 Haushalte und auch Unternehmen wie der Fährhafen in Mukran, sagte Rolf Hoffmann, Leiter der Fachkommission Digitale Wirtschaft und Breitbandinfrastruktur im Wirtschaftsrat der Nordost-CDU.

Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) kündigte vor den rund 80 Vertretern aus Unternehmen und Kommunen an, dass in den kommenden sechs Monaten auch in anderen Landesteilen der Breitbandausbau sichtbar an Tempo zulegen werde. "Für den Bürger beginnt der Netzausbau erst, wenn die Bagger da sind. Da sind wir aber mit 85 Prozent der Arbeiten durch", sagte Pegel unter Hinweis auf aufwendige Bewerbungs- und komplizierte Ausschreibungsverfahren. Als Hilfestellung seien Kreise und Kommunen Musterverträge ausgehändigt worden.

Mecklenburg-Vorpommern bekommt fast eine Milliarde Förderung

Christian Pegel, Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Christian Pegel, Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung
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Nach Angaben von Pegel hat das entschlossene Handeln von Land und Kreisen dazu geführt, dass ein Großteil der Milliardenförderung des Bundes in den Nordosten fließen wird und somit die noch immer großen Lücken bei der Internetversorgung geschlossen werden können. Für die bislang genehmigten 77 Projekte in Mecklenburg-Vorpommern gewähre der Bund 920 Millionen Euro. Das seien 54 Prozent der gesamten Fördersumme, die bislang vom Bund zugeteilt wurde, und auch für die 14 Vorhaben in der dritten Vergaberunde sei er zuversichtlich. Das Land sichere zudem die notwendige Kofinanzierung.

"Wir haben mit der Fördersumme einen hohen Berg erklommen. Nun kommen wir in die Niederung der Umsetzung und müssen zwei Jahre richtig ackern", sagte Pegel. Bislang verfüge erst gut die Hälfte der Nutzer über Internetanbindungen mit den angestrebten Übertragungsraten von 50 MBit/Sekunde. Für Unternehmen reiche dieses Tempo meist schon nicht mehr aus.

Mecklenburg-Vorpommern auf gutem Weg

Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, bescheinigte dem Nordosten eine gute Vorbereitung seiner Förderanträge. "Da waren einige Länder noch nicht in den Startlöchern, als Mecklenburg-Vorpommern auf die Zielgerade einbog", sagte er. Vier Milliarden Euro stelle der Bund bereit, um "weiße Flecken auf der Landkarte des schnellen Internets" zu tilgen. Allein aus Mecklenburg-Vorpommern seien Anträge für 1,7 Milliarden Euro eingegangen und zu einem Gutteil auch bewilligt worden.

Mecklenburg-Vorpommern als dünn besiedeltes Land habe Nachholbedarf, sei aber auf dem besten Weg, aufzuschließen. "Digitalisierung ist der Schlüssel zu allen Entwicklungen", betonte Bomba und appellierte an die Kommunen als Auftraggeber, mit Weitblick auf modernste Technik zu setzen. "Wenn jetzt die Erde geöffnet wird, dann sollten dort auch Glasfaserkabel verlegt werden", sagte der Bundespolitiker.

"Die Glasfaser-Breitbandnetze sind die Voraussetzung für die Zukunft unserer mittelständischen Industriebetriebe", betonte der Landesvorsitzende des CDU-Wirtschaftsrates, Andreas Mau. Neben Bereichen wie Logistik und Hafenwirtschaft, Tourismus und Gesundheitswesen seien auch Schulen und öffentliche Verwaltungen auf leistungsfähige Datennetze angewiesen. Mit Skepsis reagierte der Verband auf Bestrebungen einzelner Kommunikationsunternehmen, allein durch Ertüchtigung herkömmlicher Kupferleitungen die Übertragungsraten zu erhöhen. "Damit wird man künftigen Erfordernissen nicht gerecht und verbrennt mit Doppelarbeit viel Steuergeld", mahnte der Digitalexperte Rolf Hoffmann.

Diese Woche hatte die Deutsche Telekom bekannt gegeben, dass sie an nur einem Tag 80 000 Haushalte in Deutschland mit VDSL und mindestens 50 MBit/s neu versorgt hat.

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