Finanzbedarf

Editorial: Immer teurer!?

Der Rundfunkbeitrag für die öffentlich-rechtlichen Sender könnte in fünf Jahren kräftig steigen. Was verursacht diese Steigerung und welche Alternativen gibt es?
Von

Diskussionen um den Rundfunkbeitrag Diskussionen um den Rundfunkbeitrag
Foto: dpa
Noch ist nichts beschlossen, aber die Berechnungen der KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) gehen in eine bedenkliche Richtung: ARD, ZDF, arte und Co. könnten ab 2021 monatlich 19,40 Euro pro Haushalt kosten. Derzeit beträgt der Rundfunkbeitrag "nur" 17,50 Euro im Monat, er könnte nächstes Jahr möglicherweise sogar auf 17,20 Euro sinken, da die Zahl der Beitragszahler in den letzten Jahren durch die Umstellung von einer Geräteabgabe auf eine haushaltsbezogene Abgabe stärker gestiegen war als erwartet.

Die KEF schlägt nun vor, den Rundfunkbeitrag anders, als eigentlich nötig, 2017 nicht zu senken, um im Gegenzug die Erhöhung 2021 etwas milder ausfallen zu lassen. Doch das ist nur Augenwischerei: Erlaubt man den öffentlich-rechtlichen Sendern weiterhin, mit einer festen jährlichen Teuerungsrate zu rechnen, fällt die drittnächste Erhöhung 2025 um so üppiger aus, je mehr man die übernächste Erhöhung 2021 künstlich reduziert.

Fakt ist: Es gibt in Deutschland ein immer breiteres Medienangebot, insbesondere auch durch das Internet. In der Folge gehen die Marktanteile aller großen Sender, egal, ob öffentlich-rechtlich oder privat, kontinuierlich zurück. Zwar ist der Abwärtstrend bei den privaten Sendern etwas stärker, aber es liegt mitnichten eine Situation vor, dass die "guten" öffentlich-rechtlichen Sender auf Kosten der "bösen" privaten Zuschauer gewinnen würden. Im Gegenteil, alle verlieren. Zugleich stagniert die Sehdauer, die in den Jahrzehnten zuvor kontinuierlich gewachsen war, seit 2010 im Bereich von 221 bis 225 Minuten pro Monat.

Sinkende Marktanteile bedeuten sinkende Werbeeinnahmen

Diskussionen um den Rundfunkbeitrag Diskussionen um den Rundfunkbeitrag
Foto: dpa
Dass die privaten Sender schneller Marktanteile verlieren als die öffentlich-rechtlichen, dürfte vor allem deren Finanzierungsgrundlage geschuldet sein: Sinkende Marktanteile bedeuten sinkende Werbeeinnahmen und damit eine kleinere Finanzbasis für die Produktion des Programms. Dessen Attraktivität sinkt dadurch und die Zuschauer wenden sich ab.

Würde man künftig die Finanzen für die öffentlich-rechtlichen Sender entsprechend dem Schwund der Marktanteile reduzieren, würden auch die öffentlich-rechtlichen ganz schnell in eine solche verstärkte Abwärtsspirale laufen wie derzeit schon die privaten. Zudem würde der Zwang, Marktanteile zumindest zu halten, auch dazu führen, dass besonders viele seichte, aber massentaugliche Inhalte produziert werden, und nur wenig hochwertige, aber schwerer verdauliche Kost. Freilich wird letztere auch heute schon ins Spätabendprogramm abgeschoben. Es ist kein Zufall, dass auf der ARD der vor allem unterhaltsame "Tatort" um 20:15 läuft, die Talkshow bei Anne Will (aktuell beispielsweise: "Wer trocknet die Steueroasen aus", ein sicher sehr wichtiges, hochpolitisches Thema) hingegen erst um 21:45 Uhr. Hier drohen noch ungünstigere Sendeplätze für die wirklich wichtigen Inhalte.

Andererseits: Ist es wirklich nötig, auf ZDF_neo um 20:15 Uhr einen Krimi parallel und damit in Konkurrenz zum "Tatort" laufen zu lassen? Könnte nicht eine Kommission solche Programmdopplungen und andere möglichen Einsparquellen, insbesondere durch die immer günstigere Digitaltechnik, ermitteln, und die Sender dazu zwingen, diese Einsparpotenziale auch zu nutzen? Auch ohne dass das Programm deswegen verflacht?

Weitere Editorials