Musik-Flatrates

Experten zweifeln am Spotify-Modell

Kritiker bezweifeln, dass Kunden an Musik-Abos interessiert sind
Von Thorsten Neuhetzki

Experten zweifeln am Spotify-Geschäftsmodell Experten zweifeln am Spotify-Geschäftsmodell
Foto: dpa
Was in Schweden offenbar sehr gut funktioniert, stößt bei Analysten global eher auf Skepsis: Das Geschäftsmodell von Spotify. Spotify bietet, wie zahlreiche andere Dienste, Musik per Internet im Abo an. Der Kunde leiht sich die Musik bei Spotify nur, kann sie als Stream oder auf vielen Smartphones auch offline abspielen. Kündigt er sein Abo, kann er die Musik nicht mehr hören. Im Gegenzug bekommt er jedoch einen Flatrate-Zugang zu vielen Millionen Musik-Titeln, solange er zahlt.

Experten zweifeln am Spotify-Geschäftsmodell Experten zweifeln am Spotify-Geschäftsmodell
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Nach Angaben der Musikwoche hat Spotify (zusammen mit anderen Streaming-Diensten) in Schweden offenbar jüngst einen kräftigen Umsatzsprung aufs Parkett gelegt: Das Musikgeschäft in Schweden wuchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30,1 Prozent auf umgerechnet gut 52 Millionen Euro. Davon entfallen mehr 33 Millionen Euro auf den Digitalmarkt, was einem Plus von 60,5 Prozent entspricht, während der physische Bereich ein Minus von 21,7 Prozent verkraften musste. Den Löwenanteil des Digitalmarktes strich dabei wohl Spotify auf seinem Heimatmarkt ein: Streamingerlöse stiegen auf fast 29,5 Millionen Euro- ein Plus von 79,4 Prozent. Downloaderlöse hingegen gaben um 14 Prozent nach.

Zielgruppe ist eine "kleine, kleine Untergruppe des Gesamtmarktes"

Trotzdem lässt Analyst Mark Mulligan laut der Financial Times Deutschland (FTD) wenig Positives an Spotify. Der Anbieter lebe in seiner eigenen kleinen Blase, ließ er das Blatt wissen. Der Dienst sei abgekoppelt von den wirtschaftlichen Realitäten der digitalen Musik. Laut FTD hatte Spotify im Januar drei Millionen zahlende Kunden. Dabei sieht es nicht überall so gut aus wie in Skandinavien: In den USA ist Rhapsody nach Angaben der Wirtschaftzeitung der führende Dienst. Rhapsody hatte im Januar das Europageschäft von Napster übernommen. Analyst Mulligan bezweifelt in der FTD, dass Dienste wie Spotify eine ausreichend große Masse an Kunden finden. "Es ist eine kleine, kleine Untergruppe des Gesamtmarktes", sagte er.

In Deutschland ist Spotify erst seit wenigen Monaten auf dem Markt. Das Feld bestellt haben hier vor allem Napster und simfy, die inzwischen nur noch einer von vielen Diensten sind. simfy ist durch die Einschränkung seines Gratis-Angebotes bei den Nutzern sehr in die Kritik geraten. Doch letztlich müssen die Diensteanbieter wohl eher auf Abo-Kunden setzen, als darauf, dass die Werbewirtschaft ihnen die Gratisdienste finanziert. simfy versucht dies nun über Kooperationen. Bezahlkunden von GMX und web.de können die Komplettleistungen von simfy seit gestern für 5,99 Euro monatlich buchen. Das ist deutlich weniger als die üblichen 9,99 Euro.

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