S/PRI 4.0: Glasfaser-Anschlusswechsel sollen schneller gehen
Damit der Netzwechsel besser funktioniert: Neue S/PRI-Schnittstelle
Foto: Pixabay
Damit ein Kunde seinen Internetanbieter wechseln kann, müssen die Provider
im Hintergrund miteinander kommunizieren.
Schließlich soll die Abschaltung und Wiederaufschaltung am selben
Tag, möglichst mit nur
einer kurzen Unterbrechung geschehen. Daran ist
in der Regel neben dem alten und dem neuen Anbieter auch die Telekom beteiligt, Leitungen müssen bestellt und abbestellt werden.
Um das besser realisieren zu können, hat die Branche nun eine neue Schnittstelle mit dem Namen S/PRI 4.0 eingeführt, die
Abläufe vereinfacht hat.
"Die S/PRI-Schnittstelle stellt in der Version 4.0 einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft dar", erläutert VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Der Verband war zusammen mit dem Bundesverband Glasfaser (Buglas) an der Entwicklung der Schnittstelle beteiligt. "Der NGA-Ausbau in Deutschland geht auch weiterhin mit verschiedenen FTTX-Anschlusstechnologien weiter. Zum Teil werden dabei bestehende Netze von verschiedenen Unternehmen weiter ausgebaut, zum Teil kommen neue Netze hinzu. Die Zahl der NGA-Netze verschiedener Errichter und Betreiber wird somit weiter zunehmen. Gleichzeitig steigt bei vielen Unternehmen das Interesse an hochleistungsfähigen Vorleistungsprodukten deutlich an. Damit entstehen Many-to-Many-Angebots- und Nachfrageprozesse.“ Genau diese können mit S/PRI 4.0 standardisiert und automatisiert abgewickelt werden. In der neuen Version gilt die Schnittstelle für die Bitstream Einspeisung (BSA) und berücksichtigt die Produktgruppen FTTB BSA, FTTC BSA, FTTH BSA, also Glasfaser-Anschlüsse bis in die Wohnung, bis in den Keller aber auch VDSL. Eine Prozessierung von COAX und HFC-Produkten (TV-Kabel-Netze) ist ebenfalls möglich.
Open-Verpflichtung wird zu mehr Nachfrage führen
Damit der Netzwechsel besser funktioniert: Neue S/PRI-Schnittstelle
Foto: Pixabay
Bei Glasfaser-Ausbauprojekten ist Open-Access eine Verpflichtung für die ausbauenden Anbieter.
Sie müssen die von ihnen errichteten Leitungen also auf Nachfrage anderen Anbietern
zur Verfügung stellen, damit diese eigene Produkte über die Leitungen realisieren können.
"In der Summe wird damit die Zahl der Unternehmen, die Wholesale anbieten,
stark zunehmen", heißt es von Buglas-Geschäftsführer
Wolfgang Heer. Gleichzeitig würden
Provider künftig nicht mehr nur bei einem, sondern bei vielen Anbietern nachfragen. Auch hier helfe S/PRI 4.0 weiter.
Auch die Deutsche Telekom und 1&1 waren in dem Arbeitskreis involviert. Die Zertifizierung der Schnittstelle vermeidet aus ihrer Sicht die Entwicklung einer eigenen Schnittstelle oder Anpassung an die eines Partners und senkt damit die Kosten für weitere Schnittstellenanbindungen erheblich. Die Telekom selbst verwendet indes für ihre Vorleistungsprodukte, die zumeist auf Basis der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) angeboten werden, die WITA-Schnittstelle. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) fordert heute in einer Stellungnahme, dass die Telekom als großer Anbieter von Vorleistungen sich dazu entschließen sollte, auf S/PRI umzustellen.
Die Kunden können also hoffen, dass es mit der neuen Schnittstelle künftig Glasfaser-Leitungen nicht nur von dem ausbauenden Anbieter, sondern auch von Providern gibt. Bisher ist das Angebot hier eher verhalten, wenn man von wenigen Einzelfällen absieht.
Einen kleinen Überblick, wo in Deutschland die Anbieter echte Glasfaserleitungen verlegen, haben wir schon 2014 in einer Bilderstrecke dokumentiert.