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ViacomCBS: US-Medienkonzern will keine Fusion

ViacomCBS steht aufgrund von Zusam­men­schlüssen in der US-Medi­enbranche unter Druck, mit einem Wett­bewerber zu verschmelzen. Fusi­ons­gerüchten erteilte CEO Bob Bakish nun aber eine Absage. Der Konzern möchte lieber aus eigener Kraft wachsen.
Von Björn König

Foto: Brendan McDermid/Reuters ViacomCBS-Chefin Shari Redstone und CEO Bob Bakish (2 v.r.) wollen vorerst keine Fusion
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Der US-Medi­enkon­zern ViacomCBS gilt in der Branche eher als Leicht­gewicht und tut sich sicht­lich schwer, zu Mitbe­wer­bern wie Disney oder WarnerMedia aufzu­schließen. Nicht ohne Grund kommen immer wieder Fusi­ons­gerüchte um ViacomCBS auf, doch nun gibt es offenbar ein deut­liches Dementi von niemand gerin­gerem als dem CEO selbst. ViacomCBS-Präsi­dent Bob Bakish äußerte sich im Rahmen der Wall Street Journal Tech Live Confe­rence (Paid) zur künf­tigen stra­tegi­schen Ausrich­tung des Medi­enkon­zerns und erläu­terte, wo weitere Schwer­punkte gesetzt werden.

Fokus auf orga­nisches Wachstum

Foto: Brendan McDermid/Reuters ViacomCBS-Chefin Shari Redstone und CEO Bob Bakish (2 v.r.) wollen vorerst keine Fusion
Foto: Brendan McDermid/Reuters
Wohin konkret die Reise für ViacomCBS geht, hängt maßgeb­lich auch von der Entwick­lung des Strea­ming-Dienstes Para­mount+ ab. Laut Bakish befände man sich hier noch in einer frühen Phase und sehe das eigent­liche Wachstum noch vor sich. Eine wesent­liche Frage war in diesem Zusam­men­hang auch, wie Comcast und ViacomCBS weiter zusam­men­arbeiten können. Vor allem die Skalier­bar­keit der Strea­ming-Dienste Peacock und Para­mount+ spielt dabei eine zentrale Rolle. Beide Anbieter gehören im Vergleich zu Disney, Netflix und HBO Max aktuell eher zu den "Under­dogs".

Klar ist aller­dings, dass die Rech­tebi­blio­thek bei ViacomCBS deut­lich komplexer als bei Wett­bewer­bern aufge­stellt ist. Viele Inhalte müssen von Vertrags­part­nern auf die eigene Platt­form zurück­geholt werden, außerdem ist Content aus dem US-Port­folio von CBS nicht gene­rell in Europa oder anderen Märkten weiter­ver­wendbar. Zu nennen wären hier beispiels­weise die Nach­richten- und Infor­mati­ons­ange­bote von CBS.

Bei Abozahlen abge­schlagen

Obwohl für Bob Bakish eine Fusion als Mittel besserer Skalier­bar­keit aktuell nicht infrage kommt, spre­chen die Zahlen nach wie vor für deut­lichen Hand­lungs­bedarf. Noch im zweiten Quartal kamen beide Strea­ming-Platt­formen von ViacomCBS (Para­mount+ sowie Show­time) ledig­lich auf eine kumu­lierte Nutzer­zahl von über 42 Millionen Abon­nenten, Netflix und Disney hingegen 209 bzw. 116 Millionen aktive Nutzer. Aus eigener Kraft dürfte dieses Ziel für ViacomCBS kaum zu errei­chen sein, zumal der Streamer noch längst nicht in allen Ziel­märkten vertreten ist.

Span­nend wird also umso mehr, wie sich die Koope­ration mit Comcast in Europa bewährt. Mit Span­nung dürften viele Markt­beob­achter dabei insbe­son­dere auf den neuen SVoD-Dienst "SkyShowtime" blicken, welcher die Ange­bote von ViacomCBS inklu­sive Para­mount+, Show­time und Sky-Content bündelt. Zwar ist das neue Angebot inhalt­lich durchaus wett­bewerbs­fähig, doch die Konkur­renz aus Disney, Netflix und womög­lich bald HBO Max bleibt hart. Gerade in Süd- und Osteu­ropa werden Haus­halte mit nied­rigerer Kauf­kraft als in West­europa kaum drei oder vier Strea­ming-Dienste abon­nieren.

Share­holder Value

"Es bleibt unser Ziel, Mehr­wert für die Aktio­näre von ViacomCBS zu gene­rieren", unter­streicht Bakish im Inter­view noch­mals nach­drück­lich. Der beste Weg zu diesem Ziel bleibe konti­nuier­liches und nach­hal­tiges Wachstum im Bereich Strea­ming. Aller­dings ließ er ein Hinter­tür­chen offen. Nämlich die Antwort auf die Frage, wie man dieses Wachstum errei­chen wolle, wenn es eben bei den Abon­nen­ten­zahlen trotz weiterer Inves­titionen nicht nach oben geht.

Spätes­tens auf der nächsten Haupt­ver­samm­lung werden die ViacomCBS-Aktio­näre auch mit Blick auf die Bilanz und den Akti­enkurs sicher­lich unan­genehme Fragen stellen. Ob sich die Anteils­eigner mit diffusen Plänen zu orga­nischem Wachstum bei Para­mount+ zufrie­den­geben, ist zumin­dest mehr als frag­lich. Insbe­son­dere an ViacomCBS betei­ligte insti­tutio­nelle Inves­toren wie BlackRock, Goldman Sachs oder Vanguard könnten das Unter­nehmen letzt­end­lich gegen den Willen des Manage­ments in eine Fusion drängen.

ViacomCBS stellte sich erst kürz­lich im Bereich Strea­ming inter­national neu auf.

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