Einfach

Keyhole-Verfahren: Glasfaser noch einfacher verlegen

Der Ausbau mit schnellem Internet "hakt" auf der letzten Meile. Wie bekommt man die Glas­faser schneller und kosten­güns­tiger in die Häuser? Viel­leicht mit dem Keyhole Verfahren.
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Beim Ausbau des Landes mit schnellem Internet herrscht seit langem Einig­keit: Es muss Glas­faser her und zwar bis ins Haus, auf englisch "fibre to the home" (FTTH). Das Verlegen dieser Leitungen ist nicht ganz einfach, beson­ders dann, wenn die Häuser nicht unmit­telbar im Orts­zen­trum oder nahe der Vermitt­lungs­stelle stehen.

Die in Deutsch­land übliche Methode zum Verlegen von Leitungen ist das Aufgraben von Straßen und Wegen. Da werden die Leitungen hinein­gelegt, dann wird die Leitung viel­leicht noch mit spezi­ellen Form-Steinen und Tras­sen­bän­dern gesi­chert, das Loch mit Sand verfüllt und bei Bedarf mit Teer oder Pflaster wieder verschlossen.

Das ist aufwendig, dauert und kostet viel Geld. Kein Wunder, dass viele Anbieter lange mit dem Ausbau gezö­gert haben, viele Anwohner keine Lust auf länger gesperrte oder verdreckte Straßen und Wege haben und somit ist meis­tens gar nichts passiert.

Auf der Suche nach Alter­nativen

Ein riesiger Bohrer fräst ein kreisförmiges Loch in den Asphalt. Ein riesiger Bohrer fräst ein kreisförmiges Loch in den Asphalt.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
Inzwi­schen haben sich die Anbieter von Tele­kom­muni­kati­ons­netzen und die Tief­bau­firmen Gedanken gemacht, wie man den Aufbau der Netze verein­fachen und beschleu­nigen und damit auch güns­tiger machen könnte. Ein Verfahren ist das Tren­ching, bei dem mit einer Art Riesen­kreis­säge ein Schlitz in die Straße oder den Weg gefräst wird und in 60 cm oder tiefer eine Leitung verlegt wird. Das geht schnell und ist schick, solange bis die Straße später erneut aufge­rissen werden muss, um Gas, Frisch-Wasser oder Abwasser zu verlegen oder andere Leitungen, wie Strom Telefon oder Internet zu plat­zieren oder zu repa­rieren. Dann ist das Risiko hoch, dass die andere Firma die falschen Leitungen erwischt und beschä­digt. Spätes­tens dann findet - vom Kunden unbe­merkt - ein Tauziehen um die Frage "Wer ist Schuld" und vor allen Dingen "Wer zahlt den Schaden?"

Der Vorgarten ist heilig

Aufwendig sind die Leitungen von der Straße hinein ins Haus des Kunden. Die Methode "Garten von der Straße bis zur Haus­wand aufgraben" stößt nicht bei jede Garten­besitzer auf Gegen­liebe. Da gibt es es längt schlauere Verfahren wie die fern­steu­erbare Erdra­kete. Das ist eine Art mecha­nischer Maul­wurf, der sich unter­irdisch unter Rosen­beeten und gepflegtem Rasen hindurch­wühlt und die Ober­fläche nicht beein­träch­tigt.

Keyhole, wie funk­tio­niert es?

Nach der Fräsung wird der "Deckel" aus Teer oder Beton vorsichtig herausgehoben. Nach der Fräsung wird der "Deckel" aus Teer oder Beton vorsichtig herausgehoben.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
Bei der Telekom wurde mit "Keyhole" (auf deutsch "Schlüs­sel­loch") der Firma Tracto-Technik bei dem FTTH-Ausbau in Emme­rich (Nieder­rhein) erprobt. Mit einem zylin­der­för­migen Bohr­fräse wird auf der Straße ein kreis­rundes Loch aus dem Asphalt geschnitten und dieser "Deckel" anschlie­ßend heraus­gehoben und vorsichtig abge­legt.

Nun kommt ein Riesen­staub­sauger ins Spiel, der die Erde darunter heraus­sagt, wobei der klas­sische Press­luft­hammer mithelfen muss, wenn der Unter­grund zu hart sein sollte. Es bildet sich ein tiefes, rundes Loch, in das ein Spezi­alzy­linder hinein­gesenkt wird. Dieser Zylinder hat Öffnungen, durch die ein Bohr­gestänge in Rich­tung Haus und Keller oder Garage gesteuert werden kann. Der unter­irdi­sche Bohr­kopf sendet Peil­signale, die mit einem Spezi­alemp­fänger auf der Ober­fläche empfangen werden und somit den Weg des Bohrers im Garten anzeigen.

Fern­gesteuert bohren

In das leer gesaugte Loch wird der Bohrzylinder abgesenkt, der dann seitlich zum Haus die eigentliche Anschlussleitung bohrt. In das leer gesaugte Loch wird der Bohrzylinder abgesenkt, der dann seitlich zum Haus die eigentliche Anschlussleitung bohrt.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
Diese Bohrungen können ziem­lich präzise vorher­gesagt werden. Im Video der Telekom auf dem YouTube Kanal Telek­omnetz sieht man, wie der Bohrer nur wenige Zenti­meter ober­halb des geplanten Markie­rungs­punktes durch die Wand bricht. Nun wird an der Bohr­spitze ein Leer­rohr-Schlauch befes­tigt und der Bohrer Stück für Stück wieder in sein Ausgangs­loch zurück gezogen, das Leer­rohr landet im Kabel­graben und kann mit der Glas­faser "einge­blasen" werden. Eine "Muffe" verbindet die Glas­faser Haupt­lei­tung mit der Abzwei­gung zum jewei­ligen Kunden. Das Keyhole-Bohr­gerät wird heraus­gehoben und wieder verfüllt, am Ende der Teer/Beton-Deckel wieder einge­fügt und mit Bitumen vergossen. Auftrag erle­digt.

Die Telekom hat das Verfahren erst­malig in Emme­rich probiert und will es - bei Erfolg - später viel­leicht in größerem Rahmen einsetzen. Andere Netz­bauer dürften früher oder später folgen oder nutzen das Verfahren bereits.

Hier finden Sie schnelle Internet-Anschlüsse.

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