Ab Oktober: Telekom erhöht Preise für Festnetz-Anschlüsse
Steigende Preise sind aktuell ein großes Thema, im Telekommunikationssektor bislang allerdings kaum. Die Zeichen standen hier eher auf Senkung oder Verbesserung des Angebotes zum gleichen Preis. Bis auf die Telekom. Der in Bonn ansässige Telekommunikationsanbieter erhöht zum 1. Oktober 2022 erneut die Preise für analoge Telefonanschlüsse im Festnetz (sog. "MSAN"-Anschlüsse). Bei diesen Anschlüssen steht bei den Kunden in der Regel noch ein altes Telefon, vielleicht sogar noch mit Wählscheibe.
Call Start wird 2 Euro teurer
Kunden mit alten Analog-Anschlüssen haben in diesen Tagen Post bekommen: Die Telekom erhöht die Preise.
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Konkret steigt der Telekom-Einsteiger-Tarif "Call Start" von monatlichen 21,95 Euro auf 23,95 Euro. Der neue Preis gilt ab dem 1. Oktober 2022. Wer noch einen älteren "Call Start (4) / Standard (m)" Tarif aus dem Jahr 2008 gebucht hat, kommt bei der Telekom etwas günstiger weg, hier steigen die monatlichen Preise von 18,95 Euro auf 20,95 Euro .
Alle von der Preisänderung betroffenen Kunden sollten in diesen Tagen einen oder sogar zwei Briefe bekommen haben. Den Kunden im "Call Start (4) / Standard (m) Tarif" von 2008 waren zunächst irrtümlich die höheren Preise angekündigt worden.
Minutenpreise unverändert
Immerhin: Außer den monatlichen Grundgebühren ändert sich nichts, die Verbindungspreise bleiben unverändert. Das sind beispielsweise 2,9 Cent pro Minute ins deutsche Festnetz. Unverändert teuer bleiben Verbindungen zu Mobilfunkanschlüssen, die mit 21,9 Cent pro Minute berechnet werden. Hier empfiehlt sich Call-by-Call zu nutzen, günstige Angebote starten bei 1,75 Cent pro Minute (z.B. 01052). Andere Anbieter verlangen 3 bis 4 Cent die Minute. Bei der Benutzung von Call by Call sollte allerdings immer auf die Tarifansage geachtet werden!
Bei Anbieterwechsel fällt Call-by-Call weg
Wer aus Frust über die hohen Preise der Telekom über einen Anbieterwechsel nachdenkt, sollte sich das genau überlegen. Alternative Festnetzanschlussanbieter berechnen ihren Kunden für Anrufe zum Handy teilweise noch höhere Minutenpreise! Und Call-by-Call ist bei alternativen Anbietern nicht möglich.
Rabatt-Optionen prüfen
Wer zusätzlich einen Mobilfunkanschluss der Telekom besitzt, sollte prüfen, ob nicht der MagentaEins-Rabatt möglich ist. Dann wären Gespräche vom Festnetz zu Mobilfunk inklusive, sprich kostenfrei. Auch hier können alternative Anbieter selten mithalten, entweder bieten sie gar keine Flatrate zu Mobilfunk an oder nur zum eigenen oder "befreundeten" Netz.
Was ist der technische Hintergrund?
Von dieser Preiserhöhung der Telekom (die letzte war 2019) sind erneut nur Kunden betroffen, die noch einen analogen Telefonanschluss haben, der nur zur Sprachtelefonie (und theoretisch auch für SMS im Festnetz) genutzt wird. Für diese analogen Telefonapparate hat die Telekom im Verteilerkasten an der Straße oder in der nächsten Vermittlungsstelle eigene Modems (MSAN) installiert, welche die analogen Signale dieser Apparate in IP-Signale umwandeln.
Lust auf Internet?
Die Telekom würde diesen Kunden liebend gerne einen "richtigen" internetfähigen Anschluss verkaufen, den es unter dem Namen "Magenta Zuhause Start" für nur wenig mehr gibt: Für 24,95 Euro pro Monat ist ein ADSL-Zugang zum Internet mit maximal 16 MBit/s down und 2,4 MBit/s up enthalten, ferner ein Datenvolumenpaket von 100 GB - bei Mehrverbrauch wird auf 384 kBit/s gedrosselt, ein im Festnetz eher unübliches Angebot.
Hat der Kunde auf "Magenta zuhause Start" umgestellt, muss ein Router installiert sein oder kostenpflichtig erworben werden. An diesen können das Telefon und etwaige Computer angeschlossen werden. Aber nicht alle Router "verstehen" Impulswahl, möglicherweise muss der Telefonapparat umprogrammiert oder ausgetauscht werden. Mit der Zeit könnte der Kunde "Spaß am Internet" bekommen und würde - so die Kalkulation der Telekom - dann seinen Internetanschluss auf höhere Geschwindigkeiten und mehr Möglichkeiten (und höhere monatliche Tarife) umstellen.
Gibt es Alternativen ohne die Telekom?
Wer die Preiserhöhung nicht hinnehmen möchte, könnte seinen Telekom-Festnetz-Anschluss aufgeben und einen Mobilfunkanschluss buchen, beispielsweise eine günstige Prepaid-Karte und ein einfaches Handy dazu. Doch ist dieses Handy in der Regel nur zu Mobilfunktarifen erreichbar, die gerade in der Zielgruppe mit analogem Festnetzanschluss sehr teuer sind.
Denkbar wären auch "zuhause" Angebote von Tele2 (Stroth) oder Vodafone "zuHause" oder ein o2-Mobilfunkanschluss mit Festnetznummer (früher o2-Genion" genannt), welche die bisherige Festnetznummer auf eine SIM-Karte im Vodafone- oder im o2-Netz umleiten können.
Nachteil dieser Lösungen: Abgehend wird entweder gar nichts ("unbekannt") oder eine Mobilfunkrufnummer signalisiert. Wer diese Nummer sieht und zurück rufen möchte, zahlt wieder hohe Tarife zum Mobilfunk.
Spezialfall Sipgate
Haben die Senioren einen kundigen Berater im Umfeld, könnte auch ein Anschluss bei Sipgate infrage kommen. Das ist das einzige uns bekannte Mobilfunkangebot für Privatkunden, das auch abgehend eine Festnetznummer signalisieren kann. Bestellung und Einrichtung erfolgt rein übers Internet, für Kunden ohne massive technische Kenntnisse kaum zu schaffen.
Migration zu anderem Anschluss im Haus?
Wohnt der betroffene Kunde in einem Mehrfamilienhaus, vielleicht sogar mit der eigenen Familie, könnte man den Festnetzanschluss auch sonderkündigen und die Aufschaltung auf einen bereits bestehenden Telefonanschluss mit Internet-Anschluss als zusätzliche Rufnummer beantragen. Dann wird im Router des vorhandenen Anschlusses diese Nummer hinzugefügt und so eingerichtet, dass ankommend und abgehend nur das Telefon des "neuen" Teilnehmers klingelt.
Dabei entsteht das Problem, dass vom bisher genutzten Telefon eine neue Telefonleitung zum Router im Haus gelegt werden müsste, die nicht mit dem Telekom-Netz verbunden sein darf. Oder es wird bei dieser Gelegenheit ein DECT-fähiges Schnurlos-Telefon angeschafft, was es auch mit seniorengerechten großen Tasten gibt. Sollte die DECT-Signal-Reichweite zu gering sein, kann ein DECT-Repeater weiterhelfen. Auch hier ist fachkundiger Rat notwendig.
Sofern der neue Gastgeber-Anschluss eine Flatrate zu Festnetz und Mobilfunk hat, muss nur noch privatrechtlich die Frage der Kostenbeteiligung geklärt werden. Anrufe zu teuren Rufnummern wie 0900 lassen sich beispielsweise beim Anbieter selbst oder im Router generell sperren.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Bei den alten "Analoganschlüssen" der Telekom gibt es nur Telefonie und vielleicht die eine oder andere SMS, aber sonst nichts. Im Prinzip muss eine ähnliche Technik wie für die leistungsfähigeren Internet-Anschlüsse vorgehalten werden. Da wäre es für die Telekom günstiger, allen Kunden daheim einen Router hinzustellen und so den Einstieg ins Internet zu erleichtern und neue Produkte, Dienste und so weiter schmackhaft zu machen.
Andererseits stehen die analogen Anschlüsse eher bei älteren, vielleicht auch alleinstehenden Menschen, die oft nur von einer kleinen Rente leben müssen und schon jetzt mit extrem steigenden Energiekosten konfrontiert werden. Da hätte die Telekom durchaus durchatmen und auf diese Preiserhöhung verzichten können, alleine schon aus sozialen Überlegungen. Aber bei der Telekom wird spitz gerechnet. Und was sich nicht rechnet, fliegt früher oder später raus.
Die Kunden sind enttäuscht, doch ein Wechsel zu einem anderen Anbieter will gut überlegt sein: Ist dieser genauso zuverlässig, wie das bisherige Angebot? Die Sparmöglichkeit mit Call by Call für Fern-, Mobilfunk- und Auslandsgespräche würden wegfallen, denn Call by Call bietet niemand sonst an. Das könnte die ersparten 2 Euro im Monat schnell auffressen. Je mehr die Kunden Call by Call nutzen, desto größer stehen die Chancen, dass dieses Angebot weiterhin bestehen bleibt.
Als letzte echte Sparmöglichkeit bliebe der Umzug der Rufnummer zu einem bereits bestehenden Anschluss im Haus, wenn das möglich und - wie oben beschrieben - technisch auch umsetzbar ist.
Mit unserem Telefontarif-Vergleich können Sie den besten Telefonanschluss finden: Angebote mit oder ohne Internet und mit Festnetzflatrate.