Ausblick

Telekom: Wirklich gute Erfahrung im Telekom-Shop?

Einmal im Jahr lädt der Händ­ler­ver­trieb der Telekom die Fach­presse ein. "Kunden zu Fans machen" klingt viel­leicht abge­griffen, beschreibt aber das Konzept recht gut.
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Georg Schmitz-Axe, Leiter Telekom Partner, stellt die neuen T-Shirts mit dem Telekom-Slogan vor. Georg Schmitz-Axe, Leiter Telekom Partner, stellt die neuen T-Shirts mit dem Telekom-Slogan vor.
Foto: Deutsche Telekom
Man kann seinen Fest­netz- oder Internet-Vertrag im Internet, am Telefon oder vor Ort in einem Laden abschließen. Die Deut­sche Telekom nennt ihre Händler "Partner" und möchte sich im kommenden Jahr stärker ins Zeug legen.

Dazu startet eine "Coaching-Offen­sive", d.h. das Shop-Personal soll an insge­samt über 5000 Coaching­tagen auf den neusten Stand gebracht und besser geschult werden. Diese Schu­lungen finden nicht nur "online" statt (soge­nanntes E-Lear­ning), sondern auch in Präsenz­ver­anstal­tungen, wo die Verkäufer und Laden­chefs die Schul­bank drücken und nicht nur über Produkte, sondern auch Grund­lagen von Verkaufs­gesprä­chen und den Umgang mit den Kunden geschult werden.

Kunden sollen Fans sein

Georg Schmitz-Axe, Leiter Telekom Partner, stellt die neuen T-Shirts mit dem Telekom-Slogan vor. Georg Schmitz-Axe, Leiter Telekom Partner, stellt die neuen T-Shirts mit dem Telekom-Slogan vor.
Foto: Deutsche Telekom
Der Spruch "Kunden zu Fans machen" mag "abge­griffen" klingen, ist aber lang­fristig der einzige Weg, Kunden bei der Stange zu halten. Und es ist eine Binsen­weis­heit, dass zufrie­dene Kunden viel­leicht einen größeren Tarif wählen oder eine weitere Karte buchen oder ein neues Handy oder ein anderes Zubehör kaufen, und ihren Vertrag oder Tarif auch im Bekannten- oder Freun­des­kreis empfehlen.

Deswegen sind diese Trai­nings ("Coachings") auf die Mitar­beiter der Shops ausge­richtet: „Wir haben fest­gestellt, dass es einen signi­fikant gestie­genen Bedarf für Verkauf­strai­ning ('Sales Coaching') gibt“, so Georg Schmitz-Axe, Leiter Telekom Partner. Im Rahmen eines Pres­sege­sprächs betonte er, dass gezielt das "Erlebnis in den Shops" (was der Kunde empfindet, wenn er oder in den Laden geht) im Mittel­punkt stehen soll: "Wichtig ist das Kunden­gespräch."

Auch für die Mitar­beiter ist das Verkaufs­gespräch wichtig, für die Chefs kommt noch die Moti­vation ihrer Mitar­beiter und die notwen­dige Psycho­logie (Führungs­ver­halten) dazu, damit das Arbeits­klima zwischen Chefs und Mitar­bei­tern im Laden stimmt.

"Net Promoter Score" wird wichtig

Bestimmte Kunden möchten persönlich beraten werden. Bestimmte Kunden möchten persönlich beraten werden.
Foto: Deutsche Telekom
Verkaufs­manager und Kosten­rechner wollen natür­lich immer wissen, wo und wie sie stehen. Wie viele Verträge oder Karten hat Händler X in welcher Zeit geschaltet? Wie viel Umsatz macht der Kunde? Ist eine Stei­gerung möglich? Doch diese Werte sind nicht immer ziel­füh­rend.

Jetzt kommt bei den Telekom-Läden der soge­nannte der "Net Promoter Score (NPS)" dazu. Dabei werden Kunden nach dem Besuch im Laden befragt, ob sie die Telekom im Bekannten- und Freun­des­kreis weiter­emp­fehlen würden oder nicht.

Der NPS-Wert kann von 0-10 reichen. Wenn der Kunde mindes­tens 9 von 10 Punkten vergibt, "dann ist das eine echte Empfeh­lung". Flächen­deckend soll jeder Kunden­besuch erfasst werden. Dabei gehe es nicht um die Menge von Besu­chen oder Verkäufen, sondern auch um die Qualität.

Diese NPS-Befra­gung läuft in den ersten Läden schon und erste Ergeb­nisse liegen vor. Spätes­tens ab April 2023 sollen die Kunden aller Partner-Händler für Privat- und Geschäfts­kunden "befragt" werden.

Wachs­tums­chance Glas­faser

Die Telekom möchte - wie berichtet - beim Glas­faser­ausbau in 2023 noch stärker aktiv werden und peilt rund 2,5 Millionen Haus­halte an. Darin stecke für den Handel "ein großes Poten­zial, um Kunden zu begeis­tern." Der Handel soll seitens der Telekom auch mit Werbe­aktionen und Infor­mationen zur Technik und zum Netz­ausbau unter­stützt werden.

Rück­blick: 2022 viel aufge­holt

Im Rück­blick auf das Jahr 2022, stellte Schmitz-Axe fest, dass das Jahr 2021 "schwierig" gewesen sei, 2022 konnte wieder auf das Niveau von 2019 aufge­holt werden, etwa bei Breit­band-Anschlüssen (im Fest­netz) um etwa 30 Prozent, aber auch beim Mobil­funk (um etwa 15 Prozent).

Gut bei den Kunden ange­kommen seien die "Fami­lien­karten", wo zu einem bestehenden Vertrag weitere Karten dazu gebucht werden können, um eine "Familie" mit Mobil­funk zu versorgen. Auch Geschäfts­kunden hätten sich verstärkt für Telekom-Produkte inter­essiert und neue Verträge abge­schlossen oder bestehende erwei­tert.

Poten­zial für neue Shops

Die Telekom will auch 2023 ihre Partner-Shops optisch und tech­nisch aufrüsten. Die Mitar­beiter bekommen neue Klei­dung mit dem Telekom-Logo.

Schmitz-Axe berich­tete, dass die Zahl der "eigenen" Shops (unter Telekom Regie) und der privat geführten Telekom-Partner Shops in etwa gleich sei. Es gebe noch Regionen in Deutsch­land, die sich für einen neuen Shop eignen könnten, damit die Kunde in erreich­barer Nähe einen Ansprech­partner haben.

Händler können Kunden anspre­chen, wenn diese zustimmen

Beim Kauf eines Handys oder Abschluss eines Vertrages werden die Kunden befragt, ob sie mit Infor­mationen und Werbung per Telefon, E-Mail oder Brief­post einver­standen wird, das ist die soge­nannte "KEK" (Kunden­ein­ver­ständ­nis­erklä­rung). Falls Kunden zuge­stimmt haben, dürfen regio­nale Händler ihre Kunden direkt anspre­chen, was bei einer bestimmten Ziel­gruppe gut ankommt.

Schmitz-Axe weiß, das viele Händler Angst haben, von Call-Centern ihre lokalen Kunden "wegge­schnappt" zu bekommen. Deswegen habe man sich entschieden, dass die Partner-Händler ihre regio­nalen Kunden direkt anspre­chen können, sofern eine KEK vorliegt.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wer sich auskennt oder auszu­kennen glaubt, macht um Shops einen großen Bogen, weil ein gewisses Risiko besteht, "über­beraten" zu werden. Wer sich nicht auskennt, sucht einen Rat, im Freun­des­kreis, im Internet oder auch im Laden.

Der Händler möchte natür­lich möglichst viel verkaufen, denn nur davon kann er seine Miete und seine Kosten bezahlen und am Ende über­leben. Es ist also ein Balan­ceakt. Doch wenn die Händler ihre Kunden nicht ernst nehmen oder "über­vor­teilen", spricht sich das heute sehr schnell herum. Also haben die Händler ein großes Inter­esse an zufrie­denen Kunden.

Die Telekom befragt ihre Kunden, wie das Erlebnis im Shop war, zieht daraus ihre Schlüsse und bewertet den Händler. Damit haben die Kunden eine Chance, mit ehrli­chen Antworten Schwach­stellen zu benennen, und können im Ernst­fall den Laden auch jeden ohne Kauf­abschluss wieder verlassen.

Wer noch alte unge­nutzte Handys daheim hat, kann sie in einem Laden zum Recy­cling abgeben oder bekommt sogar noch etwas dafür.

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