Telekom-Vectoring kann Förderung der Glasfaser blockieren
Roland Schäfer, der Präsident Deutscher Städte- und Gemeindebund, äußert sich zur Gigabit-Gesellschaft
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Die Telekom baut fleißig ihr Breitbandnetz in Deutschland aus und setzt dabei vorwiegend auf Vectoring.
Doch dabei scheint das Bonner Unternehmen keine Rücksicht auf manche Breitbandziele der Städte oder Gemeinden zu nehmen.
Zumindest hat Roland Schäfer, der Präsident Deutscher Städte- und Gemeindebund, ein solches Bild von der
Telekom auf der Herbstkonferenz der Deutschen Breitbandinitiative gezeichnet.
In seinem Vortrag zur "Gesellschaftlichen Notwendigkeit für und Benefit von Gigabit-Versorgung" ging er zudem darauf ein,
warum er einen Technologiemix (Vectoring) zur Zeit für die bessere Lösung hält.
Laut Schäfer hängt Deutschland in puncto Breitband-Versorgung in Europa zurück. In den ländlichen Gebieten sind derzeit 30 Prozent mit einem Internet-Anschluss, der bis zu 50 MBit/s im Downstream bietet, versorgt. Im Vergleich zum Vorjahr kann nur ein geringer Zuwachs von 3,8 Prozent verzeichnet werden. In den Großstädten sieht es schon etwas anders aus - hier haben immerhin etwa 86 Prozent einen 50-MBit/s-Internet-Zugang. Ein Problem, das Schäfer dabei sieht, ist, dass unzufriedene Bewohner damit drohen könnten, auf Grund von Breitband-Mangel in die gut versorgten Städte zu ziehen.
Glasfaserausbau in zweiter Linie
Roland Schäfer, der Präsident Deutscher Städte- und Gemeindebund, äußert sich zur Gigabit-Gesellschaft
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Der Gigabit-Ausbau sollte Schäfer zufolge in zweiter und nicht in erster Linie erfolgen.
Es sei erst einmal ist wichtig, die weißen Flecken zu schließen und dann kann in den Glasfaserausbau investiert werden.
Generell will auch er, dass der Breitbandausbau - auch mit Glasfaser - vorangetrieben wird,
allerdings habe das auch Nachteile. Die teure Glasfaser stehe dem günstigeren Technologie-Mix gegenüber.
Schäfer betont: "Unsere Angst ist, dass erst die Großstädte und Industriegebiete mit Glasfaser versorgt werden.
Wir bleiben auf dem Land auf der Strecke. Deshalb wollen wir lieber einen Technologiemix (Vectoring),
um erst einmal eine flächendeckende Versorgung in unseren Bereichen hinzubekommen."
Der Deutschen Städte- und Gemeindebund unterstützt damit den Ausbau des Technologiemix,
um überhaupt eine schnelle Internet-Versorgung in den weniger versorgten Gebieten zu erhalten.
Dafür sowie für den Glasfaser-Ausbau werden Fördergelder benötigt. Ohne diese ist das Breitbandziel der Politik
- mit einer flächendeckende Versorgung von bis zu 50 MBit/s im Downstream bis 2018
- sowie eine Gigabit-Gesellschaft in der Zukunft nicht umsetzbar.
Doch bei diesen wichtigen Fördergeldern macht laut Schäfer die Telekom dem Deutscher Städte- und Gemeindebund manchmal einen Strich durch die Rechnung. Schäfer betont: "Es kann zu Problemen mit der Förderung kommen, wenn die Telekom mit Vectoring in einen Ausbau-Bereich reingeht. Die Chance, mit Fördermitteln den Glasfaserausbau in diesem Bereich voranzutreiben, ist damit vertan, da der Bereich dann als ausgebaut gilt." Daher kann der Glasfaserausbau, der auch für den Weg die Gigabit-Gesellschaft wichtig wäre - nicht mehr mit Fördergeldern bezahlt werden. Laut Schäfer müsste man die Telekom dazu verpflichten können, eine Aussage darüber zutreffen, ob noch in diesen Bereichen weiße Flecken zurückbleiben werden, wenn Vectoring ausgebaut wird. Außerdem betrachtet Schäfer Vectoring als reine Übergangstechnologie, die "besser ist als gar nichts zu haben" und verlangt generell von der Telekom eine verbindliche Aussage zum Breitbandausbau.
Erst kürzlich hatten wir auch darüber berichtet, dass sich die Telekom gegen die EU-Pläne zum Glasfaserausbau sträubt.