Skurril

Wirt müsste für Telekom-Anschluss eine Million Euro zahlen (Update)

Ein Wirt aus Oderbrück im Oberharz staunte nicht schlecht, als er sich bei der Telekom ein Angebot für einen Breitband-Anschluss einholte. Der Anschluss seiner abgelegenen Berghütte würde einen siebenstelligen Betrag kosten.
Von mit Material von dpa

Teurer Telekom-Anschluss: Über eine Million Euro Teurer Telekom-Anschluss: Über eine Million Euro
Bild: Telekom
Der Wirt einer abgelegenen Berghütte im Harz müsste für den Anschluss an das schnelle Internet gut eine Million Euro zahlen. Das geht aus dem schriftlichen Angebot hervor, das die Telekom dem Gastronomen unterbreitet hat.

Die Berghütte liegt idyllisch im Harz - in aller Abgeschiedenheit. Schnelles Internet ist hier utopisch. Der Plan der Landesregierung, Niedersachsen flächendeckend mit der schnellen Datenautobahn zu versorgen, dürfte im Fall der Berghütte bei Oderbrück im Oberharz nicht aufgehen.

Für den Anschluss müssten mehrere Kilometer Glasfaserkabel verlegt und diverse technische Einrichtungen installiert werden, sagte eine Telekom-Sprecherin zur Begründung für den hohen Preis. Der Wirt Timo Zacher betreibt seit Anfang dieses Jahres bei Oderbrück im Oberharz ein kleines Gasthaus. Die Fertigstellung der Leitung nach Oderbrück, das 800 Meter über dem Meeresspiegel und kilometerweit von der nächsten Ansiedlung entfernt liegt, werde etwa sechs Monate dauern, heißt es in dem Angebot. Es sei utopisch, eine Million Euro für einen Internet-Anschluss aufzubringen, sagte der 32-Jährige. Über das Angebot der Telekom hatte zuerst die "Goslarsche Zeitung" berichtet.

Der Breitband-Ausbau im ländlichen Raum sei - anders als in dicht bewohnten Gebieten - grundsätzlich relativ aufwendig und teuer, sagt Stefanie Halle von der Telekom in Bonn. Der Fall in Oderbrück sei wegen der außergewöhnlichen Lage aber ein ganz extremes Beispiel. "Es müssten nicht nur rund acht Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden." Es sei auch die Einrichtung eines Hauptverteilers und anderer technischer Vorrichtungen erforderlich. Und dies sei teuer. "Wir verlangen aber nur, was definitiv an Kosten entstehen würde", sagt Halle.

Internet per Satellit offenbar keine Alternative

Teurer Telekom-Anschluss: Über eine Million Euro Teurer Telekom-Anschluss: Über eine Million Euro
Bild: Telekom
Nach einem weiteren Bericht der Zeitung folgte auf die erste Meldung wohl eine Welle von guten Ratschlägen für Timo Zacher, wie er über andere Zugangswege doch noch zu einem Breitbandanschluss kommen könnte.

Ein paar tausend Euro würde er für einen schnellen Internet-Anschluss ja gerne zahlen, sagt Zacher, der das im Nationalpark Harz gelegene kleine Hostel Anfang dieses Jahres eröffnet hat. Es sei nämlich nicht leicht, den Betrieb ohne direkten Internet-Zugang aufrecht zu erhalten. Dies betreffe Zimmer-Buchungen und Waren-Bestellungen, aber auch die eigentlich vorgeschriebenen online-Meldungen zum Kurbeitrag an die Gemeinde oder zur Übernachtungsstatistik an die zuständigen Behörden. "Eine Million Euro ist aber utopisch", sagt Zacher.

Das Internet über Mobilfunk sei wegen des schlechten Empfangs in Oderbrück keine Alternative, sagt Zacher. Das sieht auch Nationalpark-Sprecher Friedhart Knolle so. In vielen Teilen des Nationalparks Harz gebe es nach wie vor keinen Empfang. Auch der Internet-Anschluss über Satellit funktioniere allenfalls quälend langsam, sagt Zacher. Die Homepage seines Hostels "The Cabin" könne er jedenfalls nur auf Umwegen nutzen. Sie läuft über einen Verwandten in Braunschweig. "Und bei Bedarf, etwa bei Buchungen, müssen wir dann telefonieren."

Die Behörden machen dem jungen Gastwirt wenig Hoffnung auf Besserung. Der Landkreis Goslar strebe zwar eine bestmögliche Versorgung des Kreisgebietes mit schnellem Internet an, sagt Sprecher Maximilian Strache. Schnelles Internet sei schließlich ein wichtiger Standortfaktor. Doch wenn alle abgelegenen Einzelhäuser in die Versorgung einbezogen würden, gäbe es eine Kosten-Explosion.

Die niedersächsische Landesregierung habe sich zwar eine möglichst flächendeckende Internetversorgung zum Ziel gesetzt, erläutert Stefan Wittke, der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Es gebe allerdings keine gesetzliche Verpflichtung zum Legen einer Leitung. Und so könne es sein, dass einzelne Gebäude unversorgt blieben, wenn die Kosten zu hoch seien.

In unserem umfangreichen Tarif-Vergleich können Interessenten auch die Tarife für alternative Zugangswege miteinander vergleichen:

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