Tele2: Handy-Tarife wechseln Namen zu "Amiva"
Amiva soll kein weiterer Discounter werden, erklärt das Unternehmen, sondern "nahbar und menschlich" sein und bleiben. "Amiva" ist der neue Markenname der bisherigen "Tele2"-Mannschaft. Das Unternehmen heißt weiterhin Stroth Telecom. "Stroth" steht für die Abkürzung der Vornamen des Management-Teams.
Es war einmal Tele2
Die Amiva-Gründer: Steffen von Alberti, Roland Zimmer und Thorsten von der Stück (v.l.n.r.)
Foto: Diana Hinz, dianima.art / Stroth Telecom
Angefangen hatte es mit einem Management-Buyout bei Tele2 Deutschland: Ende 2020 hatten Steffen von Alberti, Roland Zimmer und Thorsten von der Stück das Unternehmen, das ihnen als jahrelange Mitarbeiter ans Herz gewachsen war, dem schwedischen Tele2-AB-Konzern abgekauft. Sie wollten völlig unabhängig sein und Mobilfunk auf ihre eigene Art machen: "Weg vom Billiganbieter, hin zu gesellschaftlicher Verantwortung."
Spendentarife aufgelegt
Aus diesem Grund wurden direkt nach der Loslösung vom schwedischen Mutterkonzern verschiedene "Spendentarife" ins Leben gerufen. Sie sollen Menschen verbinden und gleichzeitig soziale und ökologische Projekte unterstützen. Für jeden neu abgeschlossenen Mobilfunkvertrag überweist Amiva monatlich einen Euro an eine von vier gemeinnützigen Organisationen: Deutschland Forstet Auf gUG, Deutschland summt! (Stiftung für Mensch und Umwelt), Tafel Deutschland e.V. und SOS-Kinderdorf e.V..
Im ersten Jahr seien so schon etwa 35.000 Euro zusammen gekommen, berichtet Amiva. Ende 2022 sei es schließlich auf fast das Dreifache angestiegen. „Wir möchten, dass dieser Betrag weiterwächst, deshalb hoffen wir, dass nach dem Markenwechsel noch viel mehr Menschen Teil von Amiva werden. Für den Einzelnen ist es nur ein kleiner Beitrag, in der Gemeinschaft kommt viel zusammen“, rechnet Roland Zimmer vor.
Stroth/Amiva beliefert WEtell
Vielleicht hat die Purpose-Idee des Amiva-(Stroth)-Großkunden WEtell durchgefärbt. Der nachhaltig-ökologisch orientierte Service-Provider im Gemeinschaftseigentum bezieht von Amiva/Tele2 die SIM-Karten und die gesamte dazugehörende Logistik wie Kundendatenverwaltung einschließlich Rechnungslegung.
Mobilfunk-Mitarbeiter lernen die Natur kennen
Zur Amiva: Neben Fragen der Mobilfunktarife und Netze lernten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in einem Bienenworkshop oder haben unter Anleitung von Förstern in 2022 insgesamt 2022 Bäume gepflanzt.
Für Bestandskunden ändert sich nichts
Das Team hinter der Marke "Amiva" kann auf die Erfahrung von 25 Jahren "Tele2 Deutschland" zurückgreifen. Die Mobilfunkangebote im Netz von Vodafone laufen weiter. Bisherige Tele2-Mobilfunkkunden müssen gar nichts tun, sie telefonieren einfach unter dem Markennamen "Amiva" weiter und sehen auf ihren künftigen Rechnungen oder Kunden-E-Mails ein neues Logo.
Amiva wird inhabergeführt und überschaubar bleiben, verspricht das Führungsteam. Die Marke bietet Monatstarife an, wo die Kunden jederzeit entscheiden können, ob sie weiterhin Teil der Amiva-Community sein möchten. „Für uns geht es nicht darum, jemanden, der uns noch gar nicht kennt, zwei Jahre lang an uns zu binden“, so Steffen von Alberti.
Dem allgemeinen Trend entsprechend will Amiva an seinem "ökologischen Fußabdruck" arbeiten und zertifizierte Klimaschutzprojekte unterstützen, um den CO2-Ausstoß weiter zu minimieren.
Um die Marke bekannter zu machen, wird es "auf allen relevanten Kanälen" Werbekampagnen mit "emotionalen Kurzgeschichten"geben ("Wie man mit kleinen Dingen Großes bewirken kann").
Wer ist Amiva?
Amiva bietet Mobilfunktarife im Netz von Vodafone an, teilweise auch im Netz von Telefónica (o2), das Netz der Telekom ist derzeit nicht im Programm.
Amiva möchte nach eigener Aussage einen "nachhaltigen Strategiewechsel" in der Telekommunikations-Branche erreichen, der auf den Werten Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung, Transparenz, Nahbarkeit und Kommunikation auf Augenhöhe mit Kunden und Mitarbeitenden beruht.
Was wird aus Call-by-Call?
Tele2 war in Deutschland einer der Pionier des Call-by-Call (Sparvorwahlen) mit der Vorwahl 010-13. Dieser Dienst läuft unter der Marke 01013 weiter und kann von allen Original-Telekom-Festnetz-Kunden genutzt werden, indem vor die zu wählende Rufnummer (z.B. 030-123456) die Sparvorwahl vorangestellt wird (z.B. 01013-030-123456), danach ertönt eine Preisansage, jetzt kann bei Bedarf kostenfrei aufgelegt werden. Die Abrechnung erfolgt über die monatliche Telefonrechnung der Telekom.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wer jeden Cent dreimal umdrehen muss, schaut beim Mobilfunkanbieter auf den Preis und denkt sich "Service brauche ich nicht, ich weiß es eh besser als die Mitarbeiter an der Hotline". Für den dürften spendenorientierte Tarife weniger attraktiv sein. Es gibt aber auch unzählige Kunden, für die ist Telekommunikation weiter ein Buch mit sieben Siegeln. Anbieter, die ihre Kunden fair behandeln und langfristig denken, haben durchaus eine Chance. Und diese Kunden sind dann auch gerne bereit, mit ihrem monatlichen Beitrag etwas "Gutes" zu tun, solange die Geschichte transparent bleibt.
Der Netzbetreiber Vodafone sollte sich an seinem Kunden Stroth/Amiva ein Beispiel nehmen: Mit monatlich kündbaren Tarifen kann der Kunde jederzeit wechseln. Das wird er aber nicht tun, wenn er oder sie mit dem Anbieter zufrieden ist.
Der nachhaltig orientierte Service-Provider WEtell bietet den "Überschall"-Tarif mit 5G.