Themenspezial: Verbraucher & Service Vertrags-Zwang

Trotz Routerfreiheit: Diese Provider zwingen Kunden einen Router auf

Obwohl niemand mehr zur Nutzung eines Provider-Routers gezwungen werden darf, versenden die Anbieter fleißig zwangsweise mit dem Vertrag gekoppelte Geräte, kassieren Versandkosten und fordern den Router zurück. Doch es gibt auch Anbieter ohne Gängelung.
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GMX, Web.de und 1&1

Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Internet-Provider in ihren Shops andere Vertriebsmodelle haben als online. Im Rahmen dieses Artikels haben wir uns auf die Online-Vermarktung konzentriert und zusammengetragen, welche der von uns ausgewählten Provider ihren Kunden vertraglich einen Router aufzwingen, der dann allerdings nicht genutzt werden muss.

Recht günstig sind die DSL-Tarife von GMX und Web.de, die von 1&1 realisiert werden. "DSL-Modem inklusive, auf Wunsch mit HomeServer" schreiben die Provider auf ihren Webseiten. Klickt man dann die Tarife an, sieht man, dass ein DSL-Modem ohne WLAN-Funktion im Preis inbegriffen ist. Ohne Modem und damit gegebenenfalls günstiger werden die Tarife allerdings nicht angeboten. Interessant ist auch, wie GMX und Web.de die freiwilligen Hardware-Tarif-Optionen "WLAN-Router" für monatlich 2,99 Euro beziehungsweise HomeServer für 4,99 Euro bezeichnet: "Der Preis entfällt auf die zusätzlichen monatlichen Tarifleistungen, die zusammen mit der Hardware angeboten werden." Die Hardware wird also nicht als Zusatzoption, sondern als "Tarifleistung" deklariert. Wer bei GMX und Web.de bestellt, kann das LAN-Modem nicht abwählen und so gegebenenfalls sparen. Für den Versand fallen sogar noch einmalig 9,90 Euro an.

Router bei 1und1 nicht abwählbar Router bei 1und1 nicht abwählbar
Bild: 1und1
Bei 1&1 direkt hat der Kunde einen Vorteil, den er bei GMX und Web.de nicht bekommt. Er kann die DSL-Tarife auch mit einmonatiger Mindestvertragslaufzeit erhalten. Dafür wird er allerdings bei der Hardware "bestraft": Die 1&1-Tarife mit 24-monatiger Laufzeit sind nach demselben System konzipiert wie bei Web.de und GMX: Die Grundgebühr lässt sich durch eine Abwahl des DSL-Modems nicht senken und der Kunde muss die Versandkosten von 9,90 Euro bezahlen. Entschließt er sich allerdings für die einmonatige Mindestvertragslaufzeit, muss er für das zwangsweise im Tarif enthaltene DSL-Modem einmalig 149,99 Euro zuzüglich Versandkosten bezahlen, eine monatliche Gebühr fällt für die Hardware allerdings nicht an. Der Kunde, der einen monatlich kündbaren 1&1-Tarif mit eigenem Router nutzen möchte, zahlt für diese Flexibilität also eine "Strafe" von knapp 160 Euro und hat ein DSL-Modem ungenutzt zuhause herumliegen. Auch bei den Tarifen mit einmonatiger Laufzeit ist das Modem nicht abwählbar. Bei o2 muss zwingend ein Router gewählt werden Bei o2 muss zwingend ein Router gewählt werden
Bild: o2

o2 und Vodafone

Einen anderen Weg beschreitet o2. Auch o2 bietet seinen Kunden die Wahl, einen 24-Monatsvertrag oder einen Tarif mit einmonatiger Mindestvertragslaufzeit zu wählen. Bei den DSL- und VDSL-Tarifen mit 24-monatiger Mindestvertragslaufzeit wirbt o2 sinngemäß so: "Lieber Kunde, du bekommst von uns auf jeden Fall eine Homebox 2. Die sonst übliche einmalige Miete von 49,99 Euro erlassen wir dir allerdings im Rahmen der Aktion". Nur im Kleingedruckten ist allerdings zu lesen, dass in jedem Fall 9,99 Euro für den Versand berechnet werden und dass der Router bei Vertragsende zurückzugeben ist. Schickt der Kunden den Leihrouter nicht zurück, muss er gegebenenfalls eine Strafe bezahlen. Dieses ganze Prozedere lässt sich bei der Tarifbestellung nicht abwählen.

Im Rahmen der Aktion verlangt o2 auch bei den Tarifen mit einmonatiger Laufzeit keine Miete für die zwangsweise mitgelieferte Homebox 2 - mit einer Ausnahme: Beim DSL All-in S muss der Kunde wie bei den monatlich kündbaren 1&1-Tarifen auf jeden Fall 49,99 Euro einmalig für den Router berappen, zuzüglich Versandkosten und Rückgabe-Verpflichtung.

Der Kunde kann allerdings nicht nachprüfen, ob die von o2 aufgezeigte Kalkulation stimmt und ob nicht doch Kosten für den Router gegebenenfalls in die DSL-Grundgebühr mit eingeflossen sind. o2-Kunden erfahren also auch nicht, ob die Grundgebühr für den Tarif dadurch sinken könnte, dass o2 die Homebox 2 bei der Bestellung komplett abwählbar macht.

Vodafone: ohne Router-Auswahl geht Bestellung nicht weiter Vodafone: ohne Router-Auswahl geht Bestellung nicht weiter
Bild: Vodafone
Auch Vodafone liefert den DSL-Kunden zwingend einen Mietrouter, für die EasyBoxen 804 und 904 fällt allerdings keine monatliche Miete an und sie müssen natürlich auch nicht genutzt werden. Trotzdem geht der Kunde Verpflichtungen ein: Schickt er das Mietgerät nicht 14 Tage nach Vertragsende zurück, wird eine Überlassungsgebühr für den damit zwangsweise eingetretenen Kauf des Geräts erhoben. "Die Rückgabe des Mietgeräts vor Ablauf des Vertrags stellt keine Kündigung dar und entbindet Sie nicht von der Zahlung des vereinbarten monatlichen Entgelts", schreibt Vodafone für den theoretischen Fall, dass die EasyBoxen einmal wieder Miete kosten sollten. Momentan ist dieser Passus nur auf die optionalen und kostenpflichtigen Mietrouter von AVM bei Vodafone anwendbar.

DSL-Provider ohne Zwang zum Router

Die Deutsche Telekom empfiehlt bei der Bestellung zwar die Nutzung ihrer Router und bietet die Speedport-Router entweder zur monatlichen Miete oder zum einmaligen Kauf an. Der Kunde muss die Hardware allerdings explizit auswählen und zusammen mit dem Tarif in den Warenkorb legen, ansonsten wird der DSL-Zugang ohne Hardware bestellt. Sinnlos beim Kunden herumliegende Provider-Geräte gibt es bei der Telekom also nicht. Die Telekom hat für die Information Ihrer Kunden sogar eine eigene Hilfeseite geschaltet: Welche Telekom-Router sind für einen IP-basierten Anschluss geeignet. Auf dieser Seite befindet sich auch ein Link zu AVM, unter dem kompatible FRITZ!Box-Router aufgelistet werden.

Bei easybell ist der Router abwählbar Bei easybell ist der Router abwählbar
Bild: easybell
Bei easybell prangt die Werbeaussage "freie Routerwahl" bereits prominent auf der Homepage. Der Kunde kann bei easybell eine FRITZ!Box von AVM entweder monatlich mieten oder einmalig kaufen. Nach der Verfügbarkeitsprüfung erscheint während der Bestellung eine Seite, auf der der Kunde unter dem Stichpunkt "wählen Sie Ihren optionalen WLAN-Router" auch die Option "nein, ich habe bereits einen kompatiblen Router" markieren kann. Dann wird dem Kunden auch kein Router zugeschickt.

Router bei congstar freiwillig Router bei congstar freiwillig
Bild: congstar
Auch congstar überlässt dem Kunden, ob er bei der Internet-Tarif-Bestellung einen Router auswählen möchte oder nicht. Interessanterweise taucht bei congstar die Hardware-Auswahl erst im letzten Schritt auf (nach den optional zubuchbaren Telefonie- und Auslandsoptionen), bei den meisten Providern erscheint diese als nächster Schritt nach der Verfügbarkeitsabfrage. Wie bei der Telekom und easybell können auch congstar-Kunden einfach den Tarif ohne weitere Optionen in den Warenkorb legen und bestellen.

Etwas anders sieht die Sache bei den Kabel-Internet-Providern aus. Welche Vorgaben Tele Columbus, Unitymedia, Vodafone und Co. ihren Kunden machen, lesen Sie auf der letzten Seite unseres Berichts.

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