Themenspezial: Verbraucher & Service Probleme

teltarif hilft: Kein o2-Kabel-Internet für Ukraine-Flüchtling

Ein über o2 beauf­tragter Voda­fone-Kabel-Internet-Anschluss mit privat gekauftem Router konnte bei einem ukrai­nischen Flücht­ling wochen­lang nicht geschaltet werden. teltarif.de musste helfen.
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Wer als Flücht­ling nach Deutsch­land kommt, braucht Internet, und zwar nicht für den Kontakt mit Familie und Freunden, sondern auch für die Kommu­nika­tion mit deut­schen Behörden. Oft sind es daher profes­sio­nelle oder ehren­amt­liche Helfer, die den Flücht­lingen den Weg in die deut­sche Tele­kom­muni­kati­ons­land­schaft weisen. Im Oktober berich­tete teltarif.de beispiels­weise über einen Fall, bei dem sich ein Flücht­ling DSL ins Flücht­lings­heim bestellt hatte, wo der Anschluss aber nicht geschaltet werden konnte. Die Telekom kassierte trotzdem fleißig dafür.

Im Ideal­fall sind es Freunde oder Verwandte, die sich in Deutsch­land um die Neuan­kömm­linge kümmern, die beispiels­weise aus der Ukraine hierher geflohen sind. Kürz­lich musste teltarif.de erneut in einem verzwickten Fall vermit­teln.

Tele­fon­kon­ferenz für Kunden­num­mern-Chaos

Probleme bei Schaltung eines Vodafone-Kabelanschlusses über o2 Probleme bei Schaltung eines Vodafone-Kabelanschlusses über o2
Bild: Kabel Deutschland, Bearbeitung: teltarif.de
Im November meldete sich der Schwie­ger­sohn einer Dame, die aus der Ukraine nach Deutsch­land gekommen war, bei unserer Redak­tion. Er versuchte bereits seit Anfang August erfolglos, für seine Schwie­ger­mutter einen Kabel-Internet-Anschluss mit 50 MBit/s Down­load in der neuen Konstel­lation bei o2 via Voda­fone als Kabel­netz­betreiber zu bestellen bzw. in Betrieb nehmen zu lassen.

Bei der Bestel­lung habe es wohl Probleme mit der o2-Website gegeben, sodass scheinbar mehrere Kunden­num­mern für die Schwie­ger­mutter erstellt wurden. Nach wochen­langen Klärungs­ver­suchen und mehreren Eska­lationen zwischen o2 und dem Dienst­leister Solu­tion 30 GmbH (Außen­dienst bzw. Kabel­netz-Betrieb von Voda­fone) sei schließ­lich heraus­gekommen, dass die Solu­tion 30 völlig andere Kunden­num­mern von o2 via Voda­fone-Schnitt­stelle über­tragen bekommt.

Nach einer einstün­digen Tele­fon­kon­ferenz zwischen Solu­tion 30 und o2-Technik, die der Schwie­ger­sohn initi­iert hatte, hieß es, alles hätte jetzt seine Rich­tig­keit, da jeder seine eigenen internen Kunden­num­mern verwende, und man könne jetzt einen Tech­niker­termin verein­baren, welcher auch am 17.08.2022 gegen 17:30 Uhr statt­fand. Der Solu­tion-30-Tech­niker habe dabei an der Multi­media­dose erfolg­reich seine galva­nische Abnah­memes­sung sowie eine Einwahl mit Speed­test im Voda­fone-Kabel­netz durch­führen können.

Verzö­gert Voda­fone die o2-Frei­schal­tungen vorsätz­lich?

Daraufhin sei eine bereits privat erwor­bene FRITZ!Box 6660 ange­schlossen worden, die dabei auch sofort eine Verbin­dung zum Voda­fone-Netz herstellen konnte und dabei sogar eine Internet-Band­breite von 1 MBit/s als Service­kanal zur Akti­vie­rung bereit­gestellt habe. Noch am selben Abend habe der Schwie­ger­sohn "prozess­kon­form" die MAC-Adresse der FRITZ!Box tele­fonisch an o2 zur Akti­vie­rung bei Voda­fone durch­gegeben. Laut o2-Technik/Akti­vie­rungs­hot­line reagiere Voda­fone norma­ler­weise inner­halb von vier Stunden und akti­viere das Gerät bzw. würde die MAC-Adresse im Netz frei­geben, sodass dann die volle gebuchte Band­breite zur Verfü­gung stehen sollte.

Aller­dings meinte der o2-Mitar­beiter bei dem Tele­fonat laut dem Bericht des Schwie­ger­sohns auch, dass es in letzter Zeit immer wieder Verzö­gerungen mit Bezug­nahme auf ein fiktives Akti­vie­rungs­datum gebe, welches meis­tens drei Wochen nach Buchung des Anschlusses liege. Dies sei im Falle des Tech­niker­ter­mins vom 17.8.2022 laut o2 dann am 06.09.2022 gewesen. Laut dem o2-Mitar­beiter sei dies derzeit "leider eine trau­rige Praxis von Voda­fone, um die Fremd­anbieter-Anschal­tungen im Voda­fone Kabel­netz mutmaß­lich vorsätz­lich zu verzö­gern und dadurch die Kunden zu verär­gern und zum Wechsel zu Voda­fone zu bewegen".

Im Fall der Schwie­ger­mutter sei aber auch nach dem 06.09.2022 nichts passiert. Nach erneuter Rück­frage bei o2 sei über­raschen­der­weise heraus­gekommen, dass o2 ständig über die Voda­fone-Schnitt­stelle Mittei­lungen wie "Tech­niker-Einsatz noch erfor­der­lich", "Kunde nicht anzu­treffen", "Kunden­adresse nicht auffindbar/exis­tiert nicht" erhalten habe. Dadurch sei die Inbe­trieb­nahme des Anschlusses durch Voda­fone "gera­dezu sabo­tiert bzw. boykot­tiert" worden. Die Schwie­ger­mutter wohne jedoch in einem Mehr­fami­lien­haus, in dem über ein Dutzend anderer Kabel­kunden im Voda­fone-Netz problemlos ange­bunden sei. Des Weiteren habe es auch mehrere Versuche von Solu­tion 30 mit der Familie gegeben, einen weiteren Tech­niker­termin zu verein­baren, was die Familie aller­dings verwei­gert hatte, da sie sich sicher war, dass kein weiterer Tech­niker-Einsatz vor Ort in der Wohnung notwendig sei.

Seit dem 06.09.2022 habe der Schwie­ger­sohn insge­samt über 20 Stunden mit der o2-Hotline und teil­weise auch weiterhin mit Solu­tion 30/Voda­fone erfolglos tele­foniert, um das Problem zu lösen. o2 hat dann am Freitag, den 04.11.2022 tele­fonisch mitge­teilt, dass der Auftrag inzwi­schen aufgrund der verwei­gerten Tech­niker-Einsätze stor­niert worden sei.

Es kommt Bewe­gung in die Sache

Nachdem teltarif.de den Fall weiter­geleitet hatte, kam Mitte November Bewe­gung in die Sache. Der Schwie­ger­sohn teilte mit, er habe noch einmal aufgrund eines Anrufs von Solu­tion 30 indi­rekt mit Voda­fone Kontakt gehabt. Dabei sei der Familie noch einmal versi­chert worden, dass Solu­tion 30 gegen­über Voda­fone eben­falls einige Male mitge­teilt hat, dass der Tech­niker­ein­satz bereits statt­gefunden hat und daher nicht mehr notwendig sei. Man wollte der Familie auch Screen­shots dieser Mittei­lungen an Voda­fone zur Verfü­gung stellen.

Der aktu­elle Stand sei, dass die Familie einem Tech­niker­termin für den 18. November zuge­stimmt habe, um dem Ganzen dadurch nochmal eine Chance zu geben. Aller­dings sei hierzu auch schon mitge­teilt worden, dass dabei erneut ein "Akti­vie­rungs­termin" nach dem Tech­niker­termin für Anfang bis Mitte Dezember notwendig wäre.

Ein erneuter Tech­niker-Besuch

Wie geplant sei dann der Solu­tion-30-Tech­niker im Auftrag von Voda­fone am Nach­mittag des 18. November erschienen, aller­dings ohne sich vorher wie verein­bart tele­fonisch zu melden. Nach einigen Diskus­sionen mit ihm und im Anbe­tracht der Eska­lati­ons­stufe, die auch bei Solu­tion 30 bereits erreicht war, habe er dann "wider­willig bei Voda­fone ange­rufen, um die MAC-Adresse der FRITZ!Box durch­zugeben". Laut der Aussage von Voda­fone sollte der Anschluss dann bis zum Abend inner­halb von ca. drei Stunden laufen. Sons­tige Arbeiten seien an der Multi­media-Dose nicht mehr erfor­der­lich gewesen. Dennoch sei alles erneut über­prüft "und für in Ordnung befunden" worden. Der Anschluss lief jedoch vier Tage später am 22. November immer noch nicht.

"Lusti­ger­weise" habe der Schwie­ger­sohn am 22. November noch einen Anruf "von einem unwis­senden o2-Mitar­beiter" erhalten, der in die Proble­matik über­haupt nicht invol­viert gewesen sei und ledig­lich erneut die MAC-Adresse erfragen wollte. Diese habe der Schwie­ger­sohn ihm mitge­teilt und eine erneute Frist zur Akti­vie­rung gesetzt, die o2 aber nicht einge­halten habe.

Akti­vie­rung erst im Dezember

Das mit dem "Akti­vie­rungs­termin" im Dezember hat sich dann aller­dings bewahr­heitet. Am 13. Dezember schrieb o2 an unsere Redak­tion:

Ich möchte Sie auch noch wissen lassen, dass der o2 Anschluss von Frau [...] seit dem 08.12.2022 funk­tio­niert und dass mein Kollege aus dem Kunden­ser­vice mit dem Bevoll­mäch­tigten [dem Schwie­ger­sohn] gespro­chen und ihm die Umstände, die zu verspä­teten Schal­tung geführt haben, erklärt hat. Hinter­grund dieser verspä­teten Schal­tung sind notwen­dige Tech­niker­ter­mine vor Ort, die zwei Mal nicht verein­bart werden konnten, was zu je einer Stor­nie­rung des Auftrags geführt hat. Schließ­lich konnte der aktu­elle Anschluss am 08.12.2022 akti­viert werden, als dem Tech­niker­termin am 18.11.2022 zuge­stimmt wurde. Die entstan­denen Miss­ver­ständ­nisse bedauern wir sehr und kommen der Kundin mit einer Grund­gebüh­ren­befreiung für die nächsten vier Monate entgegen.
Einen Tag später bestä­tigte uns der Schwie­ger­sohn das wie folgt:
Vielen Dank für ihre Nach­richt! Ja, das ange­führte Gespräch können wir bestä­tigen. Auch dass der Anschluss seit dem 08.12.2022 endlich läuft. Die Gutschrift haben wir bereits schrift­lich per E-Mail bestä­tigt bekommen. [...] Vielen Dank für ihren Einsatz!
Wenn ein Tech­niker den neuen Kabel­anschluss nicht akti­vieren will, ist das schon ärger­lich genug. Wenn dann aber auch noch verspro­chene Kombi-Rabatte wegfallen sollen - dann muss teltarif.de helfen: Voda­fone-Tech­niker schal­tete kein o2-Kabel.

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