Rückblick - Ausblick

10 Jahre UMTS-Auktion: Milliarden-Poker um die mobile Zukunft

Das mobile Internet kommt - aber später als erwartet
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

"Um das Jahr 2005 kam dann die Trendwende", erklärt o2-Chef Schuster. Letztlich waren es neuartige auf einander abgestimmte Kombinationen von Software und Hardware, die dem mobilen Internet den entscheidenden Schwung gaben. Wichtige Impulse lieferte ab 2002 der Blackberry-Dienst und ab 2007 das iPhone von Apple. Auf einmal schien es ganz einfach, mit einem Smartphone ins Internet zu gehen, Informationen abzurufen, E-Mails zu lesen und Anwendungen zu nutzen, die auf das Netz zugreifen.

"Ohne UMTS hätte es den Datenmarkt nie gegeben", sagt E-Plus-Sprecher Heitmann. "Aber eigentlich kommt der Markt erst jetzt richtig in Schwung, zehn Jahre später. Der Durchbruch zum Massenmarkt im mobilen Datengeschäft ist in Sicht." Die UMTS-Netze erreichen inzwischen je nach Betreiber 59 bis 81 Prozent der Bevölkerung, in der Fläche gibt es eine Abdeckung von insgesamt etwa 70 Prozent. In den Netzen tummeln sich nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 26 Millionen UMTS-Geräte, Ende 2009 nutzten 19 Millionen Teilnehmer regelmäßig UMTS, mehr als doppelt so viel wie zwei Jahre zuvor. Antennenmast für HSPA+ Antennenmast für HSPA+
Bild: E-Plus

Das "Universal Mobile Telecommunications System", wie die Abkürzung UMTS aufgelöst wird, ermöglichte zunächst eine Datenübertragung bis maximal 384 kBit/s. Schneller wurde es mit der UMTS-Erweiterung HSDPA - deren Download-Übertragungsraten bis 3,6 oder 7,2 MBit/s machen das mobile Internet so schnell wie eine übliche DSL-Verbindung im Festnetz. Vereinzelt werden auch schon Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 28,8 MBit/s angeboten und ein Ende der Beschleunigung ist nicht abzusehen - im Gegenteil: Der UMTS-Nachfolger LTE steht schon in den Startlöchern. Der Standard "Long Term Evolution" (LTE) verspricht Geschwindigkeiten bis 300 MBit/s. Die Versteigerung der dafür geplanten Frequenz-Lizenzen ging im Mai allerdings sehr viel bescheidener über die Runden. Die deutschen Netzbetreiber haben dafür zusammen gerade mal 4,4 Milliarden Euro ausgegeben, noch nicht einmal ein Zehntel der Ausgaben für die UMTS-Lizenzen.

Der LTE-Aufbau hat bereits begonnen

Damals wie heute gilt aus Sicht der Bundesnetzagentur: "Wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot an verfügbaren Frequenzen, dann ist die Versteigerung das gesetzliche Regelverfahren." Auf diese Weise, so erklärt Behördensprecher Cord Lüdemann, "werden die leistungsfähigsten Anbieter ermittelt".

Bis Ende dieses Jahres sollen die ersten LTE-Netze verfügbar sein. Die Telekom Deutschland hat bereits im Juni mit der Errichtung von LTE-Basisstationen begonnen. Zuerst sollen bisher unterversorgte Landstriche mit dem schnellen Standard ausgebaut werden. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. o2 baut derzeit LTE-Netze in München und Halle, E-Plus hat verkündet, LTE auf den 2,1-GHz-Frequenzen auszubauen, und Vodafone will sein Netz bis 2013 flächendeckend mit LTE ausrüsten. Aber UMTS wird parallel dazu noch lange Zeit Bestand haben.

Die Verbraucher dürfen hoffen, dass die Mobilfunkbetreiber aus den vergangenen zehn Jahren gelernt haben und in Zukunft günstigere Daten-Tarife anbieten. Eine im Juli veröffentlichte Umfrage der Marktforscher Fittkau & Maaß ergab, dass noch immer zwei von drei Handy-Besitzern (67,9 Prozent) wegen hoher Kosten auf die Internet-Nutzung mit dem Mobiltelefon verzichten. Daran dürfte auch der verpatzte Start der teuren UMTS-Dienste einen wesentlichen Anteil haben.

vorherige Seite:

Weitere Artikel aus dem Themenmonat "Mobile Kommunikation"

Weitere Artikel zu LTE