Im Interview

teltarif-Interview: callmobile-Geschäftsführer Hartmut Herrmann

Der freenet-Manager über seinen neuen Tarif, die Vodafone-Drossel und die Konkurrenz
Von Marc Kessler

callmobile hat - wie berichtet - am Dienstag seinen neuen clever9-Tarif mit 10 monatlichen Frei-Minuten in alle Netze präsentiert, der nun im Vodafone- statt wie bisher im Telekom-Deutschland-Netz realisiert wird. Angeboten wird darüber hinaus eine Daten-Flatrate mit 500 MB ungedrosseltem Datenvolumen (10-kB-Takt) für günstige 9,95 Euro. Am Montag startet zudem der speziell für junge Leute konzipierte Community-Tarif cleverYoung.

teltarif.de hatte die Gelegenheit, mit callmobile-Geschäftsführer Hartmut Herrmann, der gleichzeitig Chef von klarmobil und freenetMobile ist und damit das "No-Frills-Geschäft" der freenet AG betreut, über das neue Tarifkonzept und die weiteren Pläne des Unternehmens zu sprechen. "Dass callmobile ausschließlich das T-Mobile-Netz nutzte, hat uns gestört", sagte Herrmann bei seinem Besuch in unserem Berliner Büro. "Wir wollen in unserem Segment die besten Produkte an den Mann bringen - und Datenprodukte sind heute ein 'must have' ".

Rufnummernmitnahme zum clever9 für Neu- und Bestandskunden bald möglich

clever9-Tarif Der neue clever9-Tarif bei callmobile
Screenshot: teltarif.de
Man wolle callmobile als Marke wieder stärker positionieren, sagt Herrmann. callmobile ziehe im Gegensatz zu klarmobil vor allem eine risikoscheue Prepaid-Klientel an. Da man stets mit "bester D-Netz-Qualität" geworben habe, habe ein Netzwechsel ins o2-Netz nicht zur Debatte gestanden. Und: "Mit der Telekom wäre die Datenflat so nicht darstellbar gewesen", sagt der callmobile-Chef. Daher sei man mit clever9 schließlich ins Vodafone-Netz gewechselt.

Für Bestandskunden des alten clever9-Tarifs soll es bald eine Lösung geben: Sie sollen, falls sie in den neuen clever9 wechseln wollen, eine interne Rufnummernportierung vornehmen können. Die Kunden erhalten dann eine neue SIM-Karte, behalten aber ihre alte Nummer. Dieser Wechsel soll Mitte bis Ende September möglich sein, da Vodafone laut Herrmann die Rufnummern­portierung technisch erst einrichten muss. Ab diesem Zeitpunkt soll dann auch die generelle Rufnummern­mitnahme zum clever9 für Neukunden möglich sein.

"Kann Drosselung ab 1. Januar nicht auschließen"

Hartmut Herrmann im teltarif-Interview callmobile-Geschäftsführer Hartmut Herrmann,
callmobile-Pressesprecherin Stefanie Polster
und teltarif-Redakteur Marc Kessler
im Gespräch (v.l.)
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Foto: teltarif.de
Vodafone wird möglicherweise - wie von uns bereits berichtet - ab 1. Januar kommenden Jahres die Geschwindigkeit für von Prepaid-Discountern angebotenen Handy-Internet-Flatrates auf einfachen UMTS-Speed (384 kBit/s) begrenzen. Aktuell dementiert der Düsseldorfer Netzbetreiber dies jedoch noch. Wie sieht es hier bei callmobile aus?

Hartmut Herrmann stellt eindeutig klar: "Ich kann eine Drosselung ab 1. Januar nicht ausschließen". Allerdings würde Herrmann eine solche Drosselung wohl nicht klaglos hinnehmen: "Wir würden notfalls auch auf ein anderes Netz umschwenken". Wie vom Service-Provider Drillisch gegenüber unserer Redaktion kommunziert, ist auch Herrmanns Kenntnisstand, dass Bestandskunden mit bestehender Datenoption von einer möglichen Drosselung ab Januar nicht betroffen wären.

Aktuell, sagt der callmobile-Geschäftsführer, "haben wir theoretisch sogar volle Netzleistung", im Vodafone-Netz also bis zu 14,4 MBit/s - wenn diese HSDPA-Performance auch nur punktuell zur Verfügung stehe und kaum ein Endgerät diese Geschwindigkeit unterstütze. Allerdings ist auch der freenet-Manager davon überzeugt, dass es künftig eine Priorisierung bei Datenprodukten geben wird: "Ich sehe auch den Trend, dass ich als Kunde künftig für die entsprechende Leistung mehr bezahlen muss", sagt Herrmann.

Kontopflegegebühr ist "eine Fahrkarte"

Hartmut Herrmann im teltarif-Interview Hatte gute Laune: Hartmut Herrmann
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Foto: teltarif.de
Wir sprachen Hartmut Herrmann auch auf die nach wie vor vorhandene Kontopflegegebühr von 1 Euro pro Monat an, die immer dann anfällt, wenn Kunden weniger als 6 Euro Rechnungsumsatz in einem Zeitraum von drei Monaten machen. Hier spricht der Discounter-Chef Klartext: "Wenn der Kunde nur die Möglichkeit haben will, einen Dienst nutzen zu können, soll er für den Service halt 1 Euro berappen. (...) Das ist quasi eine Fahrkarte."

Künftig wird es - zunächst bei klarmobil - auch eine Micro SIM zur Nutzung mit dem Apple iPad geben. Diese wird in Kombination mit den Tarifen klarmobil Flat 500 und Flat 5000 angeboten; bei der Bestellung kann dann zwischen normaler SIM und Micro-SIM gewählt werden. Wie eine Lösung für Bestandskunden aussehen wird, ist zur Zeit noch offen.

Herrmann: 7,5-Cent-Discounter sind "pervers"

Der neue clever9-Tarif mit 10 kostenlosen Allnet-Minuten pro Monat sei auch ein Ergebnis des extremen Preiswettkampfs auf dem Prepaid-Markt. Herrmann: "Unsere extrem preisaggressiven Tarife sind auch ein Ausfluss des Preisdumpings." Die Preise von 7,5-Discountern wie discoPlus seien schon "pervers", sagt der freenet-Mann. Herrmann wörtlich: "Es ist pervers, ein Produkt anzubieten, das unter dem Terminierungsentgelt liegt." Solche Produkte stellten eigentlich eine Null-Marge dar, bei denen der Anbieter nur über Provisionen des Netzbetreibers - beispielsweise für die Menge der geschalteten Karten im Netz - Geld verdiene.

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