teltarif-Interview: callmobile-Geschäftsführer Hartmut Herrmann
callmobile hat - wie berichtet - am Dienstag seinen neuen clever9-Tarif mit 10 monatlichen Frei-Minuten in alle Netze präsentiert, der nun im Vodafone- statt wie bisher im Telekom-Deutschland-Netz realisiert wird. Angeboten wird darüber hinaus eine Daten-Flatrate mit 500 MB ungedrosseltem Datenvolumen (10-kB-Takt) für günstige 9,95 Euro. Am Montag startet zudem der speziell für junge Leute konzipierte Community-Tarif cleverYoung.
teltarif.de hatte die Gelegenheit, mit callmobile-Geschäftsführer Hartmut Herrmann, der gleichzeitig Chef von klarmobil und freenetMobile ist und damit das "No-Frills-Geschäft" der freenet AG betreut, über das neue Tarifkonzept und die weiteren Pläne des Unternehmens zu sprechen. "Dass callmobile ausschließlich das T-Mobile-Netz nutzte, hat uns gestört", sagte Herrmann bei seinem Besuch in unserem Berliner Büro. "Wir wollen in unserem Segment die besten Produkte an den Mann bringen - und Datenprodukte sind heute ein 'must have' ".
Rufnummernmitnahme zum clever9 für Neu- und Bestandskunden bald möglich
Der neue clever9-Tarif bei callmobile
Screenshot: teltarif.de
Man wolle callmobile als Marke wieder stärker positionieren, sagt Herrmann. callmobile ziehe im Gegensatz zu
klarmobil vor allem eine risikoscheue Prepaid-Klientel an. Da man stets mit
"bester D-Netz-Qualität" geworben habe, habe ein Netzwechsel ins o2-Netz nicht zur
Debatte gestanden. Und: "Mit der Telekom wäre die Datenflat so nicht darstellbar gewesen", sagt der
callmobile-Chef. Daher sei man mit clever9 schließlich ins Vodafone-Netz gewechselt.
Für Bestandskunden des alten clever9-Tarifs soll es bald eine Lösung geben: Sie sollen, falls sie in den neuen clever9 wechseln wollen, eine interne Rufnummernportierung vornehmen können. Die Kunden erhalten dann eine neue SIM-Karte, behalten aber ihre alte Nummer. Dieser Wechsel soll Mitte bis Ende September möglich sein, da Vodafone laut Herrmann die Rufnummernportierung technisch erst einrichten muss. Ab diesem Zeitpunkt soll dann auch die generelle Rufnummernmitnahme zum clever9 für Neukunden möglich sein.
"Kann Drosselung ab 1. Januar nicht auschließen"
callmobile-Geschäftsführer Hartmut Herrmann,
callmobile-Pressesprecherin Stefanie Polster
und teltarif-Redakteur Marc Kessler
im Gespräch (v.l.)
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Foto: teltarif.de
Vodafone wird möglicherweise - wie von uns bereits berichtet - ab 1. Januar
kommenden Jahres die Geschwindigkeit für von Prepaid-Discountern angebotenen Handy-Internet-Flatrates auf
einfachen UMTS-Speed (384 kBit/s) begrenzen. Aktuell dementiert der
Düsseldorfer Netzbetreiber dies jedoch noch. Wie sieht es hier bei callmobile aus?
Hartmut Herrmann stellt eindeutig klar: "Ich kann eine Drosselung ab 1. Januar nicht ausschließen". Allerdings würde Herrmann eine solche Drosselung wohl nicht klaglos hinnehmen: "Wir würden notfalls auch auf ein anderes Netz umschwenken". Wie vom Service-Provider Drillisch gegenüber unserer Redaktion kommunziert, ist auch Herrmanns Kenntnisstand, dass Bestandskunden mit bestehender Datenoption von einer möglichen Drosselung ab Januar nicht betroffen wären.
Aktuell, sagt der callmobile-Geschäftsführer, "haben wir theoretisch sogar volle Netzleistung", im Vodafone-Netz also bis zu 14,4 MBit/s - wenn diese HSDPA-Performance auch nur punktuell zur Verfügung stehe und kaum ein Endgerät diese Geschwindigkeit unterstütze. Allerdings ist auch der freenet-Manager davon überzeugt, dass es künftig eine Priorisierung bei Datenprodukten geben wird: "Ich sehe auch den Trend, dass ich als Kunde künftig für die entsprechende Leistung mehr bezahlen muss", sagt Herrmann.
Kontopflegegebühr ist "eine Fahrkarte"
Hatte gute Laune: Hartmut Herrmann
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Foto: teltarif.de
Wir sprachen Hartmut Herrmann auch auf die nach wie vor vorhandene Kontopflegegebühr von 1 Euro pro Monat an, die immer dann anfällt, wenn
Kunden weniger als 6 Euro Rechnungsumsatz in einem Zeitraum von drei Monaten machen. Hier spricht der
Discounter-Chef Klartext: "Wenn der Kunde nur die Möglichkeit haben will, einen Dienst nutzen zu können, soll er
für den Service halt 1 Euro berappen. (...) Das ist quasi eine Fahrkarte."
Künftig wird es - zunächst bei klarmobil - auch eine Micro SIM zur Nutzung mit dem Apple iPad geben. Diese wird in Kombination mit den Tarifen klarmobil Flat 500 und Flat 5000 angeboten; bei der Bestellung kann dann zwischen normaler SIM und Micro-SIM gewählt werden. Wie eine Lösung für Bestandskunden aussehen wird, ist zur Zeit noch offen.
Herrmann: 7,5-Cent-Discounter sind "pervers"
Der neue clever9-Tarif mit 10 kostenlosen Allnet-Minuten pro Monat sei auch ein Ergebnis des extremen Preiswettkampfs auf dem Prepaid-Markt. Herrmann: "Unsere extrem preisaggressiven Tarife sind auch ein Ausfluss des Preisdumpings." Die Preise von 7,5-Discountern wie discoPlus seien schon "pervers", sagt der freenet-Mann. Herrmann wörtlich: "Es ist pervers, ein Produkt anzubieten, das unter dem Terminierungsentgelt liegt." Solche Produkte stellten eigentlich eine Null-Marge dar, bei denen der Anbieter nur über Provisionen des Netzbetreibers - beispielsweise für die Menge der geschalteten Karten im Netz - Geld verdiene.