Österreich: TV & Radio über 5G Broadcast ohne SIM-Karte
Vom Wiener Kahlenberg startet im September ein Testversuch mit 5G Broadcast
Foto: ORS
Österreich strebt offenbar den mittelfristigen Ausstieg aus dem terrestrischen Digitalfernsehen DVB-T2 an. Nachfolger soll 5G Broadcast werden. Der Österreichische Rundfunk (ORF), dessen Sendertochter ORS und Privatsender forderten ungewohnt einträchtig ein 5G-Broadcast-Netz auf den Frequenzen zwischen 470 und 700 MHz, die auch künftig dem Rundfunk vorbehalten sein sollen, heißt es in der Tageszeitung "Standard". Die ORS wolle mit dem Aufbau 2023 beginnen. Im September 2019 zu den österreichischen Medientagen plant sie einen Testbetrieb zusammen mit einem Mobilfunkunternehmen vom Wiener Kahlenberg. In Deutschland laufen entsprechende Tests bereits in Bayern und künftig auch in NRW.
Auflagen bei Frequenzauktion
Vom Wiener Kahlenberg startet im September ein Testversuch mit 5G Broadcast
Foto: ORS
Die österreichischen Rundfunkanbieter verlangen Auflagen für die künftigen 5G-Mobilfunkbetreiber in der Frequenz-Auktion. Sie sollen – von der SIM-Karte unabhängige – Empfangseinrichtungen für 5G-Broadcast in jenen Endgeräten nicht sperren dürfen, die sie mit ihren Mobilfunkverträgen anbieten. Das bedeutet: Der Zugang zu 5G Broadcasting soll über Smartphones, Tablets sowie künftige Set-Top-Boxen, Fernseher und Radios mit Empfangstool für 5G Broadcast ohne SIM-Karte und Vertrag möglich sein.
Die große Auktion für drei Frequenzbänder (700/1500/2100) soll - wie in Deutschland - 2019 anlaufen, 2020 sollen die Frequenzen vergeben werden.
Privatradioverband fordert diskriminierungsfreien Zugang zu 5G
Der Privatsenderverband VÖP forderte laut "Standard" in seiner Stellungnahme zur 5G-Konsultation zudem "regulatorische Maßnahmen, die eine faire und funktionierende Zusammenarbeit zwischen Mobilfunknetzen, Rundfunk- und Inhalteanbietern und dem Anbieter oder den Anbietern von 5G-Broadcast-Netzen sicherstellen". Die ORF-Sendertochter ORS fordere zudem die "Verpflichtung" künftiger 5G-Mobilfunker, mit 5G-Rundfunknetzbetreibern "auf Basis fairer, angemessener und nichtdiskriminierender Bedingungen vertraglich zu kooperieren und eine Koppelung dieser Netze und Dienste – sowohl in Bezug auf lineare als auch nichtlineare Angebote – zuzulassen".
Die ORS selbst wolle eine 5G-Broadcast-Plattform betreiben und für den nahtlosen Übergang von linearem Fernsehen und Video auf Abruf mit Mobilfunkern zusammenarbeiten. Sie habe schon die bisherigen Rundfunksenderstandorte für diese Technologie, die im Gegensatz zum kleinzelligen Mobilfunk hohe Masten mit großer Reichweite braucht.
ORF will auch Radio über 5G Broadcast ausstrahlen
Bisher plant der Österreichische Rundfunk, neben Fernsehen auch Radio im künftigen 5G Broadcast-Standard auszustrahlen und den aktuellen digital-terrestrischen Radiostandard DAB+ zu überspringen. Inzwischen halten Experten diese Haltung für ein Risiko. Während beim Fernsehen tatsächlich 5G Broadcast den Standard DVB-T2 ablösen könnte, setzt sich beim Radio - auch aufgrund europäischer Regulierungsmaßnahmen - der Standard DAB+ zunehmend durch. In Österreich starten die Privatradios zudem Ende Mai einen nationalen Multiplex. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es dem ORF aufgrund dieser Entwicklungen dauerhaft gelingt auf DAB+ zu verzichten.