Editorial: Scheinbar alles für fast nichts
Von den neuen Allnet-Flat angeboten profitieren vor allem Viel-Telefonierer.
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2007 erschienen in größerer Zahl Handy-Flatrates für alle nationalen
Mobil- und Festnetze für knapp unter 100 Euro im Monat, beispielsweise
bei BASE und o2.
Bereits 5 Jahre später sind die Preise unter 20 Euro angekommen:
Vorige Woche starteten der neue
E-Plus-Ableger
Yourfone und die Drillisch-Marke
DeutschlandSIM eine Flatrate für
19,90 Euro monatlich. Inklusive sind nicht nur Standard-Telefonate
in alle nationalen Netze, sondern auch der mobile Internet-Zugang mit,
je nach Tarif und Netz, 200 bis 500 MB. Überschreitet man das
Limit, wird das Tempo gedrosselt. Bei der Deutschland-SIM sind zudem
noch 100 SMS monatlich inklusive.
Von den neuen Allnet-Flat angeboten profitieren vor allem Viel-Telefonierer.
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Möglich gemacht haben diese drastische Entwicklung nicht nur die
stark gesenkten
Mobilfunk-Terminierungsentgelte. Denn die
Mobilfunker verdienen viel Geld mit den weiteren Dienstleistungen
außerhalb der nationalen Gespräche. Eine Stunde in ein europäisches
Nachbarland zu telefonieren, kostet bei den neuen Angeboten fast so
viel wie die monatliche Flatrate-Grundgebühr. Auch mit Anrufen zu
Servicenummern und beim
Roaming wird viel Geld verdient. Es ist, wie
im Supermarkt: Nicht mit dem günstigen Sonderangebot, das die Kunden
in den Laden lockt, sondern mit den weiteren Produkten wird die
Marge verdient.
So verwundert es wenig, dass die günstigen All-Net-Flatrates jeweils an einen 24-Monats-Laufzeitvertrag gekoppelt sind. Immerhin ist eine monatliche Laufzeit für 5 Euro extra im Monat erhältlich. Auch andere Serviceleistungen - Papierrechnung, Zahlung per Überweisung, Hotline-Anrufe usw. - dürften überwiegend kostenpflichtig sein.
Dennoch spricht für Vieltelefonierer wenig gegen die neuen günstigen All-Net-Flatrates: Sie sind bereits in drei Netzen verfügbar (allen außer T-Mobile), und die gesparten Grundgebühren dürften in den meisten Fällen die zusätzlichen Service-Kosten mehr als wettmachen. Die stark regulierten Leistungen wie Anrufe zu Servicenummern oder Roaming bekommt man zudem bei anderen Verträgen in der Regel auch nicht günstiger.
Jedoch sollten sich Verbraucherschützer angespornt fühlen, dass die Schere zwischen den Einnahmen aus Standardverbindungen (die dank intensiven Wettbewerbs weiterhin schnell fallen) und den Einnahmen aus Sonderverbindungen (wo kaum Wettbewerb herrscht und die Preise, von Regulierung abgesehen, sich kaum bewegen) nicht noch größer wird.