Editorial: Versionswildwuchs
Android-Vorteil wird zum Nachteil
Foto: Google
Das Android-Versionswirrwarr ist allgemein bekannt: Aktuell werden noch
viele Smartphones mit Android 9 oder gar Android 8 verkauft,
obwohl Android 10
bereits vor viereinhalb Monaten offiziell
vorgestellt wurde. Insbesondere, wenn Käufer sich nicht das allerneueste
Smartphone besorgen, sondern mit dem Top-Modell des Vorjahres vorlieb
nehmen, müssen sie sich auch mit älteren Android-Versionen begnügen.
So wird beispielsweise das
Samsung Galaxy S9 und
S9+ immer noch mit
Android 9 ausgeliefert. Immerhin soll das Update auf Android 10
noch diesen Monat erscheinen.
Um den Versions-Wildwuchs zumindest etwas abzumildern, hat Google angekündigt, nach dem 31. Januar keine neuen Smartphonemodelle mit alten Android-Versionen mehr zu zertifizieren. Nur: Das ändert nichts am Verkauf bereits zertifizierter Handymodelle mit alten Android-Versionen. Gerade in Spezialmärkten, zum Beispiel Geräte für Senioren oder besonders robuste Outdoor-Geräte, gibt es längere Produktzyklen mit entsprechend alten Android-Versionen im Markt. Je älter die Android-Version, desto schlechter ist dann auch die Versorgung mit Sicherheitsupdates.
Vorteil wird zum Nachteil
Android-Vorteil wird zum Nachteil
Foto: Google
Hier entwickelt sich die Offenheit des Android-Systems zunehmend zum
Fluch: Zwar kann das System von den Herstellern auf sehr viele
unterschiedliche Plattformen adaptiert werden, aber schon nach wenigen
Jahren "vergessen" die Hersteller die alten Geräte. So überlegen sich
die Kunden beim nächsten Smartphone-Kauf, ob sie nicht doch etwas mehr
Geld ausgeben und zu Apple gehen sollen. Denn diese stellen zwar ebenfalls
jedes Jahr eine neue iOS-Version vor, updaten aber sofort zur Vorstellung
des neuen Betriebssystems auch drei oder vier Jahre alte iPhones.
Google könnte eine derart gute Update-Politik ebenfalls erzwingen, wenn sie nur wollten: Sie könnten nicht nur die Zertifizierung neuer Smartphone-Modelle mit alten Android-Versionen unterbinden, wie geschehen. Sie könnten auch die Zertifizierung eines Smartphones auch generell davon abhängig machen, dass sich der Hersteller verpflichtet, diese Smartphone mindestens zweimal auf die neueste Android-Version upzudaten und mindestens vier Jahre lang Sicherheits-Updates auszuliefern. Und zeigt sich in einigen Jahren, dass bestimmte Hersteller zwar solche Zusagen geben, sie aber nicht einhalten, könnte Google die Zertifizierung neuer Modelle der Update-säumigen Hersteller ganz pausieren. Ich bin mir sicher, dass diese ganz schnell nachrüsten werden!