aufpassen

Neue Auslands-Tarife bergen auch neue Kostenfallen

Risiken und Nebenwirkungen der neuen Roaming-Tarife
Von Marie-Anne Winter

E-Plus bietet seinen Kunden – auch denen der Flatrate-Marke Base – übergangsweise von 1. Juli bis zum 30. September einen Sondertarif mit dem Namen Holiday Special. Damit können die Kunden für 25 Cent pro Minute plus einem einmaligen Verbindungsentgelt von 75 Cent pro Anruf im Ausland mit dem Handy telefonieren, eingehende Gespräche kosten nur die 25 Cent pro Minute - das ist ein echter Vorteil gegenüber dem ReiseVersprechen.

Nachteil ist allerdings, dass dieses Angebot in zehn europäischen Länder gilt und dann auch noch auf die E-Plus-Partnernetze in diesen Ländern beschränkt ist. Erfreulich ist dagegen, dass die Kunden mit diesem Angebot in den zehn Ländern auch günstiger SMS versenden können. Für das Versenden einer Kurznachricht in diesen Ländern berechnet E-Plus im Holiday Special 19 Cent.

Zum 1. August stellt das Unternehmen die Anschlüsse all derjenigen Kunden um, die bisher schon den so genannten International-Tarif des Anbieters nutzen. Darin fallen in der Regel Minutenpreise von 79 Cent in Partnernetzen und 99 Cent in anderen Netzen für Handy-Telefonate in europäischen Ländern an. Mit der Umstellung sinken diese innerhalb der EU auf 58 Cent pro Minute für abgehende und 28 Cent pro Minute für ankommende Anrufe - und das unabhängig vom genutzten Netz. Dafür werden Gespräche in andere europäische Länder und Nordamerika teurer, hier werden nun 1,49 Euro pro Minute für abgehende und 69 Cent für ankommende Gespräche berechnet.

Aufpassen müssen die Kunden, die vor über einem Jahr einer Umstellung in den Roaming-Tarif E-Plus International widersprochen haben, denn der für diese Kunden geltende so genannte Standard-Roaming-Tarif wird jetzt von E-Plus als Sondertarif betrachtet und nicht automatisch umgestellt. Hier gelten weiterhin unterschiedliche Preise in Partner- und anderen ausländischen Mobilfunknetzen, die zum Teil sehr weit auseinander liegen. Es kann vorkommen, dass man mit dem E-Plus-Partner im jeweiligen Reiseland günstiger telefoniert, als es mit den neuen Konditionen der Fall wäre, es kann aber auch sehr viel teurer werden, wenn man im falschen Netz roamt. Hier ist ein Blick in die Preisübersicht der E-Plus-Roaming-Partner [Link entfernt] unerlässlich.

Neue Tarife gibt es ab dem 1. August auch für die Prepaid-Kunden bei E-Plus und den E-Plus-Discountern. Diese profitieren nicht nur von den EU-Vorgaben, sondern auch von Preissenkungen den beiden anderen Länderzonen und einem einheitlichen SMS-Preis von 39 Cent.

o2: EU-Option oder My Europe Top?

o2 lässt sich von den vier deutschen Mobilfunkern am längsten Zeit mit der Umstellung seiner Roaming-Preise. Erst am 29. August will der Münchener Netzbetreiber die Anschlüsse aller seiner Kunden, die keine der beiden aktuellen Auslandsoptionen gebucht haben, an die neuen Bestimmungen anpassen. o2 bietet aktuell die so genannte EU-Option und My Europe Top an. Kunden mit Laufzeitvertrag können mit der EU-Option ohne weitere Kosten Handy-Telefonate in 32 europäischen Ländern – neben den EU-Staaten auch Norwegen, die Schweiz und die Türkei – für 59 Cent pro Minute führen. Dieser Minutenpreis gilt auch für ankommende Gespräche und ist in diesem Fall doppelt so teuer wie der EU-Roaming-Tarif.

Die My-Europe-Top-Option kostet 8 Euro für vier Wochen. Dafür telefonieren die Nutzer in 17 ausgewählten europäischen Ländern für 39 Cent pro Minute. Im Grundpreis enthalten sind 100 Inklusivminuten für eingehende Anrufe in diesen Ländern, danach fallen auch hierfür 39 Cent pro Minute an. Vorsicht: Wer seine gebuchte My-Europe-Top-Option nicht verlängert, wird automatisch in die EU-Option umgestellt. Bei angenommenen Anrufen im Ausland zahlen Nutzer der EU-Option mehr als im Standard-Roaming-Angebot.

Bei o2 gehören auch Norwegen und die Schweiz zur EU

Bei o2 gehören Norwegen und die Schweiz zur günstigen Euro-Zone, nicht aber die Türkei. Beim neuen Standard-Roaming-Angebot muss man aber bei dem SMS-Preisen aufpassen, denn SMS kosten je nach Ländergruppe bis zu 59 Cent pro Nachricht. Für o2-Prepaid-Kunden werden SMS in den neuen EU-Tarifen ab Ende August noch teurer: Hier kostet schon eine SMS im EU-Ausland 49 Cent pro Minute, in der teuersten Ländergruppe 4 werden sogar rasante 99 Cent berechnet. Bei den LOOP-Roaming-Preisen gehört die Schweiz in die teurere Ländergruppe 2, bei der für ankommende Anrufe 99 Cent pro Minute berechnet werden, abgehende Telefonate kosten mindestens 1,29 Euro. Die Türkei ist sogar in der Ländergruppe 3.

Fazit

Auch durch die Einführung der EU-Tarife sind die Preise für Handygespräche im Ausland nicht wirklich transparenter geworden, zumindest wenn man auch andere Reise-Ziele in die Betrachtung einbezieht. Die Vorteile des EU-Tarifs werden fast durchgängig durch Verschlechterungen in anderen Bereichen erkauft. Kostenfallen gibt es nach wie vor, einige sind durch die neuen EU-Tarife erst entstanden, etwa durch Änderungen der Ländergruppen.

Wem die Roaming-Tarife seines Mobilfunkanbieters zu teuer sind, kann sich für den Urlaub eine Prepaid-Karte eines Discount-Anbieters für das Ausland zulegen. Wie unser jüngster Vergleich gezeigt hat, sind hiermit schon Gespräche aus dem Ausland nach Deutschland für 39 Cent plus 19 Cent pro Anruf möglich. Weitere Tipps zum Sparen bei der Handy-Nutzung im Ausland finden Sie über unsere Infoseite.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"

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