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Neue Auslands-Tarife bergen auch neue Kostenfallen

Risiken und Nebenwirkungen der neuen Roaming-Tarife
Von Marie-Anne Winter

Die hohen Preise bei Handy-Gesprächen im Ausland sorgten lange Jahre für Unmut bei Mobilfunk-Kunden und der zuständigen EU-Kommission. Schon im Jahr 2000 standen die europäischen Mobilfunker unter dem Verdacht, die Preise bei Auslandstelefonaten durch illegale Preisabsprachen auf künstlich hohem Niveau zu halten. Es gab Razzien bei den verdächtigten Unternehmen, einzelne Verfahren wurden eingeleitet, etwa gegen KPN, aber auch T-Mobile wurde verdächtigt und gegen Vodafone und o2 wurden entsprechende Klagen vorbereitet. Es war sogar vom Raubrittertum der Mobilfunk-Konzerne die Rede, die mit hohen Auslandspreisen moderne Wegelagerei in den Mobilfunknetzen betrieben.

Zwar legten einige Anbieter in den vergangenen Jahren neue Angebote für Telefonate im Ausland vor, doch der EU-Kommission waren die Preis-Anpassungen der europäischen Mobilfunker zu zögerlich. Daher verordnete sie neue Obergrenzen für die Minutenpreise von Auslandsgesprächen. Die neuen Euro-Tarife müssen die Mobilfunker bis spätestens Ende August umsetzen und ihren Kunden anbieten.

Neue Euro-Tarife nicht immer günstiger

Doch wie unser Vergleich der neuen Angebote gezeigt hat, sind die Euro-Tarife nicht immer günstiger als die alternativen Angebote der Netzbetreiber. Alle vier Netzbetreiber in Deutschland haben ihre Standardtarife für Handy-Telefonate im Ausland gerade mal knapp unter das vorgegebene EU-Höchstmaß abgesenkt. Dafür sind einige Ziele, die bisher relativ günstig waren, in teurere Ländergruppen gewandert. Hier zeigt sich, dass der Wettbewerb, den die EU nach eigenem Bekunden entfachen wollte, eher in versteckten Preiserhöhungen stattfindet - auch wenn im EU-regulierten Bereich tatsächlich einiges einfacher geworden ist.

Bei Vorreiter T-Mobile, der als erster Anbieter bereits seit dem 1. Juli neue Roaming-Tarife im Angebot hat, befinden sich beim Angebot T-Mobile Weltweit unter anderem Norwegen, die Schweiz und auch die Türkei in der teureren Ländergruppe 2. Für ankommende Gespräche werden 69 Cent pro Minute berechnet, Gespräche aus diesen Ländern nach Deutschland bzw. in EU-Länder kosten 1,49 Euro pro Minute. Wer häufiger in diesen Ländern unterwegs ist, hat allerdings auch nichts von der Option Relax Holiday, die ebenfalls nicht für diese Ziele nutzbar ist. SMS kosten bei T-Mobile Weltweit generell 39 Cent, Prepaid-Kunden müssen 49 Cent pro Kurznachricht zahlen.

Für 10 Euro erwirbt der Kunde mit Relax Holiday für den Zeitraum von vier Wochen 30 Inklusivminuten für Telefonate in den meisten EU-Staaten (nicht Rumänien und Bulgarien) und Kroatien. Relax Holiday hat aber auch andere Macken: Erstens werden die Inklusivminuten auch auf eingehende Anrufe im Ausland angerechnet. Zweitens kann diese Option nur alle vier Wochen neu gebucht werden. Wer seine Inklusivminuten schon in den ersten Urlaubstagen aufbraucht, muss danach zu den teureren Weltweit-Preisen telefonieren. Außerdem können nur Relax- und Basix-Vertragskunden die Option bestellen, nicht aber Prepaid-Kunden.

ReiseVersprechen bestraft Kurztelefonate

Auch Vodafone stellt die Roaming-Preise für seine Kunden mit dem World-Tarif noch im Juli um, allerdings erst gegen Ende des Monats. Auch die Düsseldorfer bewegen sich dabei hart an der Grenze der EU-Vorgaben und berechnen wie Wettbewerber T-Mobile im EU-Ausland 58 Cent pro Minute für abgehende Gespräche und eingehende Verbindungen mit 28 Cent pro Minute. Vorteil Vodafone: Bei nicht angenommenen Anrufen in EU-Ländern, die auf die Mailbox umgeleitet werden, fallen für die Kunden zunächst keine Kosten an, erst beim Abhören der Mailbox läuft der Gebührenzähler.

Diese Regelung gilt auch für das grundgebühr- und mindestumsatzfreie ReiseVersprechen, den alternativen Roaming-Optionstarif, den Vodafone zum 18. Juli noch aufwertet: Das ReiseVersprechen gilt nicht nur für die anderen 26 EU-Länder sondern auch für die Schweiz, die Türkei, Albanien, Australien, Neuseeland, Ägypten und Japan, und zwar in allen dort vorhandenen Netzen und nicht nur in Vodafone-Partnernetzen – übrigens neuerdings auch für Datendienste. Anrufe aus einem der 33 ReiseVersprechen-Länder kosten denselben Minutenpreis wie ein Telefonat in Deutschland kosten würde – plus 75 Cent pro Anruf. Für eingehende Anrufe werden einmalig 75 Cent für maximal eine Stunde berechnet plus 20 Cent pro Minute bei noch längerer Gesprächsdauer. Kundenfreundlich ist, dass Prepaid-Kunden mit dem Tarif CallYa Comfort das ReiseVersprechen automatisch erhalten.

Unvorteilhaft ist das ReiseVersprechen bei sehr kurzen Telefonaten - die Auskunft "Bin gut gelandet" sollte man damit lieber als SMS versenden. Was man auch nicht vergessen sollte: Im Zuge der neuen Euro-Tarife verteuern sich die anderen Länderzonen für Vodafone-World. Wer seinen Urlaub in Afrika, Asien oder Südamerika verbringt, zahlt künftig drauf: Hier berechnet Vodafone bis zu 5,12 Euro pro Minute für abgehende Anrufe und bis zu 1,53 Euro für eingehende Verbindungen. Bei CallYa-Roaming bezahlt man sogar bis zu 5,63 Euro für abgehende Gespräche, ankommende Gespräche kosten bis zu 1,84 Euro. Bei T-Mobile sind es das maximal 2,99 bzw. 1,49 Euro pro Minute. SMS kosten bei Vodafone World 41 Cent aus den Partnernetzen, ansonsten 46 Cent.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"

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