Umsetzung

Euro-Tarif: Gute Noten für deutsche Netzbetreiber

Tarifverschiebung bei E-Plus wurde augenscheinlich nicht berücksichtigt
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa

Die von der EU verfügte drastische Preissenkung für das Telefonieren mit dem Handy im Ausland wird von den meisten Mobilfunkbetreibern laut EU-Kommission respektiert. "Insgesamt sind wir mit der Umsetzung der entsprechenden Verordnung zufrieden", sagte ein Sprecher heute in Brüssel. Die Betreiber müssen den sogenannten Eurotarif seit 30. Juli anbieten und spätestens ab 30. August auch tatsächlich auf diesen Tarif umstellen können. Er darf für im Ausland geführte und eingehende Gespräche nicht mehr als 49 Cent pro Minute beziehungsweise 24 Cent betragen. Allerdings beruht die Einschätzung der EU-Kommission lediglich auf Angaben der Netzbetreiber, die sich zum Teil als überholt erweisen.

Drei der vier großen Mobilfunkanbieter in Deutschland bekamen von der EU-Kommission gute Noten für ihre Antwort auf die Preisbegrenzung. E-Plus, T-Mobile und Vodafone hätten mit der Aktivierung des Eurotarif deutlich früher als zum 30. August begonnen: T-Mobile ab 1. Juli, Vodafone ab 29. Juli und E-Plus ab 1. August. Allerdings hat E-Plus vor kurzem bekannt gegeben, entgegen früheren Ankündigungen Vertragskunden statt zum 1. August erst zum 31. August umzustellen, so dass die Einschätzung der EU-Kommission nach dem aktuellen Stand wohl etwas anders ausfallen müsste. Insgesamt liegen die Tarife der deutschen Anbieter ebenso wie die Tarife der meisten anderen Anbieter in der EU aber genau oder fast genau an den erlaubten Obergrenzen.

Die deutsche Telefónica-Tochter o2, die nach ursprünglicher Darstellung der EU-Kommission "keine Angaben" machte, stellte später durch einen Sprecher klar, sie habe die Kommission sehr wohl pünktlich informiert. Die EU-Behörde berichtigte bereits ihre Webseite. o2 wird den Angaben des Sprechers zufolge wie bereits angekündigt Ende August den Eurotarif aktivieren - präzise im Zeitplan der EU- Verordnung.

Reding: Preise um bis zu 70 Prozent gesunken

Nach Angaben von EU-Kommissarin Viviane Reding profitieren bereits rund 50 Prozent der Verbraucher in der EU von erheblich - teilweise um bis zu 70 Prozent - gesenkten Tarifen. Lediglich "in einigen wenigen Fällen" werde versucht, die Auswirkungen der Verordnung durch "unübersichtliches oder möglicherweise sogar wettbewerbsfeindliches Verhalten hinauszuzögern". Brüssel hatte 95 Mobilfunkbetreiber in der EU gefragt, wie sie die Verordnung zur Preissenkung anwenden. Es gebe lediglich einige "schwarze Schafe", hieß es in einer Mitteilung.

Der billigste Tarif wird nach Angaben der EU-Kommission vom britischen Betreiber 3 angeboten: Er liegt bei 31,5 Cent für einen Anruf aus dem Ausland und bei 12,6 Cent für einen aus dem Ausland eingehenden Anruf. Viele Anbieter hätten auch die Kunden automatisch auf den neuen günstigeren Tarif umgestellt, ohne von ihnen eine Reaktion zu verlangen.

Die EU-Verordnung sieht als Mindeststandard vor, dass spätestens zum 30. Juli ein Angebot für den Eurotarif gemacht werden muss. Nimmt der Kunde das Angebot an, muss spätestens einen Monat später tatsächlich umgestellt werden. Bleibt der Kunde passiv, muss der Tarif spätestens zum 30. September umgestellt werden. Hier scheint es Probleme bei Altkunden mit T-Mobile-Prepaid-Karten zu geben, die über Service-Provioder bezogen wurden: Ein Teil dieser Kunden wird, wenn sie nicht selbst aktiv werden, offensichtlich erst zum 20. Oktober umgestellt. simply-Kunden, die keine Umstellung beantragen, werden erst am 21. Oktober umgestellt.

Zu den Negativbeispielen der Kommission gehört ein Betreiber in Zypern, der erst zum 30. August den Eurotarif anbieten will. Außerdem bedauerte die Kommission, dass keiner der drei Betreiber in Lettland auf den Fragebogen antwortete und auch in Finnland zwei von fünf Betreibern eine Antwort schuldig blieben.

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