Deutsche Telekom: Wichtiger Player beidseits des Atlantiks
Eine Bilanzpressekonferenz ist meist ein Feuerwerk von Zahlen, Fakten und Hintergründen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zu Beginn der Bilanzpressekonferenz zündete Telekom Chef Tim Höttges eine Kerze an. Die platzierte er auf einem Geburtstagskuchen, sein Unternehmen, die Deutsche Telekom Aktiengesellschaft, wird 25. Höttges dankte seinen Mitarbeitern, welche an dieser Entwicklung mitgearbeitet haben. Die Telekom habe Krisen gehabt und gelernt, sich im Wettbewerb zu behaupten, und „sie ist immer noch da“. Und quasi als Geburtstagsgeschenk lieferte Höttges die besten Zahlen der Unternehmensgeschichte.
80,5 Milliarden Umsatz
Eine Bilanzpressekonferenz ist meist ein Feuerwerk von Zahlen, Fakten und Hintergründen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
80,5 Milliarden Euro hat die Telekom letztes Jahr bewegt und nach Steuern, Abschreibungen, Zinsen und Leasing etwa 24,7 Milliarden verdient, geplant waren nur 24,1 Milliarden gewesen. In der Kasse („Free Cashflow“) sind 7 Milliarden Euro, 300 Millionen mehr als geplant. Rechnet man das (bereinigte) Ergebnis auf eine Aktie, wären das 1,04 Euro pro Aktie, 8,3 Prozent mehr als im Jahr davor.
Schwerpunktthema USA
Logischerweise räumte Höttges der Megafusion in den USA breiten Raum der Pressekonferenz ein. Wir werden das in einem weiteren Artikel näher beleuchten. Mit der neu gewonnenen Macht im US-Markt wächst das Selbstbewusstsein in Europa. Höttges greift ein Thema auf, das ihm am Herzen liegt, ein europäischer Player mit Gewicht im Weltmarkt.
Neuer Ordnungsrahmen
Höttges möchte einen Ordnungsrahmen, der Investitionen ermöglicht, was bedeutet „Netze bauen“. Die zahlreichen Kooperationen, die aktuell entstehen, seien Zeichen eines Kulturwandels in dieser Industrie. Dazu gehört auch das Abkommen mit Vodafone, 4000 „graue“ Flecken auszubauen. Hier stellt jeder Infrastruktur zur Verfügung, wo der andere bisher „exklusiv“ vertreten war. Zusätzlich wollen Telekom, Vodafone und Telefónica noch 6000 Standorte ausbauen, wo bisher nichts geht. 2019 hat die Telekom alleine 13,1 Milliarden Euro in den Netzausbau investiert, davon alleine in Deutschland etwa 5,5 Milliarden Euro.
Wössner geht zum früh
Zum angekündigten Weggang von Dirk Wössner bemerkte Höttges, dass dieser viel zu früh erfolge. Man werde einen guten Nachfolger und eine klare Regelung finden, weswegen er heute noch keine Person benennen werde. Am Rande wurde bekannt, dass Wössner noch bei der Telekom ist und erst zum Jahresende wie geplant gehen wolle, sofern nicht vorher ein Nachfolger gefunden und eine neue Regelung getroffen werde.
Netzausbau geht weiter: Gesetz könnte das beschleunigen
Zufrieden ist Höttges mit dem aktuellen Netzausbau bei 5G von „450 Antennen“ in acht Städten und das werde weiter fortschreiten. Auch 4G wird weiter massiv ausgebaut. Höttges hofft auf politische Unterstützung beim geplanten Infrastruktursharing auf MOCN-Basis. Er würde der Politik ein Infrastrukturbeschleunigungsgesetz vorschlagen, das einen schnelleren Netzausbau erlauben würde. „Deutschland hat die längsten Genehmigungsverfahren“
Wird T-Mobile Niederlande wieder verkauft?
Das Geschäft von T-Mobile in den Niederlanden läuft gut. Vor einiger Zeit hatte ein privater Investor der Telekom etwa 2,3 Milliarden dafür geboten, „heute ist es vier Milliarden“ Wert. Höttges erklärt sein Finanz-Prinzip: „Jedes Geschäft hat sein Geld zu verdienen, es gibt keine Quersubventionierung! Die Manager sollten in ihren Kerngeschäften ihre Geschäft beherrschen und ihre Probleme lösen.“
Rein theoretisch sei also denkbar, T-Mobile Niederlande wieder zu verkaufen, genauso könnten die Deutsche Funkturm (DFMG) ein Objekt sein. Dort gibt es den kuriosen Umstand, dass Investoren die Standorte und Sendetürme höher bewerten, als es die Telekom selbst kann. Bei einem Verkauf würde die Telekom dann ihre „eigenen“ Standorte vom Investor zurück mieten, eine Konstruktion, die Außenstehende ohne fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Hintergründe kaum verstehen können, die aber in der Branche oft angewendet wird.
10 Millionen MagentaEins Kunden?
Höttges freut sich über 9,6 Millionen MagentaEins-Kunden und möchte bald den 10-Millionsten Kunden begrüßen.
Glasfaser Pur, Vectoring ist fertig, Umstellung auf VoIP auch
Abgeschlossen ist für Höttges die noch von Niek Jan van Damme angeschobene Umstellung des Telefonnetzes von analog oder ISDN auf IP bis zum Jahresende. Einzig im Geschäftskundenbereich gebe es noch ein paar komplizierte Fälle, die noch gelöst würden.
Beim Breitbandausbau wird „ab sofort Glasfaser pur“ ausgebaut, denn „FTTC ist fertig“. Im Festnetz und Breitband Geschäft sieht sich die Telekom gut aufgestellt, die den Breitband-Anschluss gerne mit Magenta-TV verkaufen möchte und bislang eine verschwindend geringe Kündigungsquote hat. Das Kampfangebot von Vodafone für 1 GBit/s Download im Kabel-TV-Netz sieht die Telekom mit Verwunderung? „Warum wird der Preis um die Hälfte reduziert? Verkauft sich das so schlecht?“
Fußball exklusiv bei der Telekom?
Auf die Fußballrechte bei der Telekom angesprochen, betonten Höttges und Illek, dass noch keine Entscheidung getroffen sei, ob man mitbieten oder bei einem Anbieter sublizenzieren werde. Das hänge auch vom Preis ab. „Für jedes Gut gibt es einen guten Preis. Das müssen wir uns angucken. Natürlich hätten wir gerne jeden Sport auf dem eigenen Kanal, aber das muss ökonomisch sein. Diese Rechte sind wie eine Droge, hat man sie einmal bekommen, will man sie immer wieder. Das ist ein gefährliches Geschäft. Bisher konnten wir unseren Partner Sky integrieren - dann macht es Spaß.“
Service verbessern spart Kosten
Als Einstimmung auf den Kapitalmarkttag ging Höttges auf den Kundenservice ein. Der Service sei „noch nicht tadellos“, man werde aber besser. So reibungslos wie aktuell, lief es noch nie. Dabei handelt die Telekom nicht nur aus altruistischen Gründen. Wenn der Kunde zufrieden ist, weil alles funktioniert, muss er nicht beim Service anrufen. Dadurch lassen sich bis zu 1,5 Milliarden Euro einsparen.