Vollgemüllt

Bloatware-Test: So voll ist das Samsung Galaxy Note nach drei Jahren

Viele Nutzer ärgern sich über sinnlose Zwangs-Apps auf ihrem neuen Smartphone. Doch nach mehreren Jahren kann diese Bloatware dazu führen, dass kaum noch neue Apps installiert werden können. Wir haben das Phänomen mit einem Samsung Galaxy Note getestet.
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Nach mehreren Jahren der Nutzung eines Smartphones fällt natürlich auch (selbstverschuldet) jede Menge Datenmüll an, wie beispielsweise temporäre Dateien im System und in den App-Ordnern sowie Log-Files oder E-Mail-Archivordner. Um wirklich herauszufinden, wie viel Platz die Zwangs-Apps nun belegen, mussten wir das Handy zurücksetzen.

Samsung Galaxy Note

Zuerst haben wir alle persönlichen Accounts gelöscht und das Handy zurückgesetzt. Dabei bleibt das Betriebssystem auf seiner aktuellen Version, wichtige Apps wie der Google Play Store oder der Samsung-Appstore werden allerdings auf veraltete Versionen zurückgesetzt und sofort nach dem Einrichten der Internetverbindung wieder aktualisiert. Für den Test haben wir natürlich einen komplett neuen Google-Account angelegt. Anschließend aktualisierten wir alle vorinstallierten Samsung-Apps über den Samsung-Appstore und alle Google-Apps sowie die Werbe-Apps über Google Play. Manche Samsung-Apps mussten erst einmal aufgerufen werden, um ein Update zu laden.

Das sind die größten Speicherfresser Das sind die größten Speicherfresser
Screenshot: teltarif.de / Alexander Kuch
Nachdem nun System und Apps auf dem allerneuesten Stand waren, waren von den 1,97 GB Systemspeicher bereits 822 MB fest belegt, ohne dass wir auch nur eine einzige App selbst installiert hatten. Die restlichen 1,1 GB würden für unsere Apps keineswegs ausreichen, selbst wenn man Offline-Karten und andere App-Daten auf die Speicherkarte auslagert. Von den vorinstallierten Apps sind am speicherhungrigsten die Google-Play-Dienste (66,7 MB), Google-Suche (55,47 MB), Samsung Link (52,54 MB), Dropbox (50,50 MB), Google+ (47,17 MB), Hangouts (29,18 MB), Google Maps (28,01 MB), Google Play Music (23,82 MB) und Chaton (23,45 MB).

Für die Gesamt-Performance des Smartphones auch nicht zu vernachlässigen ist die Belegung des Arbeitsspeichers. Von den 1 GB (862 MB angezeigten) RAM sind nach einem Neustart des Smartphones in diesem Zustand bereits 538 MB belegt, ohne dass überhaupt eine App aktiv geöffnet wurde.

Das sind die Speicherfresser

Außer diesen nackten Zahlen wollten wir natürlich ermitteln, wer die Speicherfresser sind und wie viele Programme Samsung und Google nach allen Aktualisierungen auf das Samsung Galaxy Note spülen. Bei Apps, die mittlerweile umbenannt wurden, haben wir den Namen zum Zeitpunkt der Auslieferung des Smartphones in Klammern dahinter gesetzt. Nicht aufgeführt haben wir Grundfunktionen eines jeden Smartphones wie Kalender, Uhr, E-Mail-Programm, Taschenrechner, Musik-/Videoplayer usw. Die Bilanz sieht folgendermaßen aus - diese mehr oder weniger sinnvollen Apps belegen den Speicher des Smartphones:

Samsung-Zwangs-Apps (nicht deinstallierbar):

Chaton, Galaxy Apps (bei Auslieferung: Samsung Apps), In-App-Purchase (IAP), Gruppen-Play, Learning Hub, Mini-Tagebuch, Music Hub, Paper Artist, Push Service, Readers Hub, S Choice, Samsung Link (Auslieferung: Allshare), S Note (Auslieferung: S Memo), Video Hub.

Google-Zwangs-Apps (nicht deinstallierbar):

Gmail, Google-Suche, Google Fotos, Play Bücher, Play Filme, Play Kiosk, Play Music, Talkback, Text-in-Sprache, Google+, Hangouts, Maps mit Streetview, YouTube, Sprachsuche.

Werbe-Apps (deinstallierbar):

Dropbox, Flipboard, Crayon Physics, HRS Hotels, Hugendubel, Kaufda Navigator, Lieferheld, myTaxi, n-tv

Summe: 37 Zwangs-Apps.

Was haben wir in den drei Jahren wirklich gebraucht?

Samsung Galaxy Note Samsung Galaxy Note
Bild: teltarif.de
Aus der Auflistung ist zu ersehen, dass es sowohl bei Samsung als auch bei Google das Bestreben gibt, möglichst das ganze digitale Leben des Nutzers zu kontrollieren und dieses dann auch möglichst zu monetarisieren. Dies zeigt die inflationäre Einführung von Shops für Musik, eBooks, Videos und die Anstrengungen im Messenger-Markt.

Doch auch das Scheitern dieser Bemühungen spricht aus dieser Liste: Samsung hat seinen Video-On-Demand-Service mittlerweile eingestellt, trotzdem verbleibt der Video Hub unverständlicherweise auf den Geräten. Eine recht sinnlose App ist S Choice, die nur auf Apps mit S-Pen-Unterstützung im Samsung-Appstore verlinkt.

Die mit Abstand am meisten genutzte Anwendung war in unserem Fall Maps mit Streetview, das würden wir als die einzig wirklich unverzichtbare Anwendung aus der Sammlung bezeichnen. Auch YouTube gehört zu den regelmäßig von uns verwendeten Anwendungen. Da wir mittlerweile auch einen Smart-TV und Blu-Ray-Player von Samsung unser Eigen nennen, haben wir die einfache Vernetzungsmöglichkeit per Allshare gerne genutzt.

Zu Google+ haben wir uns zwischenzeitlich ebenfalls angemeldet. Gmail nutzten wir ausschließlich über die E-Mail-App des Smartphones, und die Google-Suche nur im Browser. Dropbox verwendeten wir im redaktionellen Alltag hauptsächlich browserbasiert und selten über die App. S Note war lediglich ein schönes Spielzeug, wenn Kinder zu Besuch da waren. Über Galaxy Apps aktualisierten wir lediglich die Samsung-Apps, das hätte man unserer Ansicht nach auch über den Play Store realisieren können. Macht insgesamt drei unverzichtbare und zwei "nett zu habende" Apps von 37.

Beim Rest müssen wir sagen: Fehlanzeige! Außer einem kurzen Check "was ist das überhaupt" lagen die restlichen der aufgezählten Apps sinnlos auf unserem Smartphone herum, verbrauchten Platz und aktualisierten sich ständig. Natürlich besteht die Möglichkeit, Updates zu unterbinden und bereits installierte Updates zu deinstallieren, angesichts des knappen Gesamtspeichers auf dem Galaxy Note hätte das unsere Speicherknappheit nicht gelöst.

teltarif.de-Redakteur Alexander Kuch meint:
Alexander KuchDas Vollmüllen von Smartphones mit mehr oder weniger sinnvollen Zwangs-Apps ist ein Ärgernis, das in den vergangenen Jahren leider zugenommen hat. Glücklicherweise existiert das Problem mit der Speicher-Partitionierung bei neueren Samsung-Geräten nicht mehr, trotzdem könnte man den unnötig belegten Platz auch gut für sinnvollere Dinge verwenden.

Dem eher unbedarften Nutzer bleiben daher nur wenig Lösungsmöglichkeiten für das Problem: Daten auf den PC oder in die Cloud auslagern, nicht genutzte Apps deinstallieren und ab und zu per Zurücksetzen "Tabula rasa" machen. Ansonsten muss man - wie von den Herstellern gewünscht - eben alle zwei Jahre ein neues Smartphone mit mehr Platz kaufen oder sich mit den Themen Rooten und/oder Neuaufspielen alternativer und abgespeckter Betriebssystemversionen wie zum Beispiel Cyanogenmod beschäftigen.

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