Breitbandausbau: Glasfaser im Loch statt in der Baugrube
Im Emmericher Stadtteil Elten hat die Telekom rund 200 Häuser mit einem FTTH-Anschluss ausgestattet. Die Anwohner blieben jedoch von übermäßigem Baulärm und offenen Gehwegen verschont. Die Bonner wendeten das sogenannte Keyhole-Verfahren an. Dabei wird ein rund 65 Zentimeter breites Loch in den Asphalt gebohrt. Unter dem Loch hat die Telekom bereits zuvor Glasfaser verlegt. Ein Saugbagger macht das Erdreich bis zur Glasfaser frei. Von dort wird mittels Horizontalspülbohrverfahren bis ans Haus gebohrt.
Im Keyhole-Verfahren wird die Asphaltdecke an einer Stelle aufgebohrt und später wieder verschlossen
Deutsche Telekom
Das Keyhole-Verfahren stammt von der Firma Tracto-Technik aus Lennestadt im Sauerland. Damit lassen sich unterirdisch rund 30 Meter an Strecke zurücklegen. Zum Schluss wird der ausgeschnittene Asphaltdeckel eingeklebt und verfugt. Für den ganzen Vorgang brauchte die Telekom in Emmerich rund eine Stunde. Die Straße kann nach zwei Stunden wieder befahren werden. Für Baugruben muss man hingegen mindestens einen Tag einrechnen. „Wir schauen jetzt natürlich ganz genau auf die Zeit und auf die Kosten“, sagt Philipp Schumacher, Produktmanager bei Tracto-Technik. „Aber wenn alles so verläuft, wie wir uns das erhoffen, geht dieses Bauverfahren irgendwann 2021 in die Regelbauweise.“
1&1 Versatel baut ohne Vorvermarktung
Im Keyhole-Verfahren wird die Asphaltdecke an einer Stelle aufgebohrt und später wieder verschlossen
Deutsche Telekom
Die Regelbauweise wird die Telekom sicherlich noch für ihre Projekte in Bonn und Filderstadt anwenden. In der Bundesstadt sollen ab dem Frühjahr 2021 12300 Haushalte einen FTTH-Anschluss erhalten. In Filderstadt sieht die Kooperation mit den hiesigen Stadtwerken sogar 25.000 Haushalte vor. Während die Telekom das Netz betreiben und vermarkten will, wird es von den Stadtwerken gebaut.
Etwas weiter ist bereits Mitwettbewerber Vodafone in Montabaur. Ab dem 23. Februar 2021 startet in der Verbandsgemeinde die Vorvermarktung für Glasfaseranschlüsse. Sie wird von der Glasfaser Montabaur GmbH durchgeführt. Sobald eine Vertragsabschlussquote von 40 Prozent der Haushalte erreicht ist, können die Planungen für den Netzbau beginnen. Finanziert wird er vom Investor und Vermögensverwalter Meridiam. Dagegen endet die Vorvermarktung am 28. Februar 2021 im Landkreis Soest. Hier will Vodafone 750 Unternehmen in 19 Gewerbegebieten mit Glasfaser versorgen. Anfang März wissen die Soester Firmen dann, ob es mit der Glasfaser klappt.
1&1 Versatel will ohne Vorvermarktung in verschiedenen Gewerbegebieten Glasfaser verlegen
1&1 Versatel
Während die Soester Firmen noch warten müssen, rückt für die Unternehmen im Gewerbegebiet Schwarzheide Süd die Glasfaserzukunft immer näher. Seit Anfang Januar 2021 baut envia TEL an einer vier Kilometer langen Glasfaserinfrastruktur. Die Bauarbeiten sollen bis Ende des zweiten Quartals 2021 fertiggestellt sein. Solche Bauarbeiten stehen etlichen Gewerbegebieten, in denen 1&1 Versatel Glasfaser verlegen will, noch bevor. Das Besondere daran: Der Ausbau wird auf jeden Fall kommen, unabhängig davon, wie viele Unternehmen sich für einen Glasfaseranschluss von 1&1 Versatel entscheiden. Gebaut wird in Remscheid, Haltern, Brilon, Appenweier, Hanau, Ravensburg und Berlin.
Mehr Bandbreite für tausende Haushalte
Darüber hinaus ging auch der Breitbandausbau für Privathaushalte in den vergangenen Wochen weiter. Glasfaser Nordwest will im Herforder Stadtteil Friedenstal 300 FTTH-Anschlüsse bauen. Der Netzbetreiber htp startete nun die Vorvermarktung in Schulenburg. „Wer die Chance verstreichen lässt, kann erst in einigen Jahren wieder einen Glasfaseranschluss beauftragen und dann sicherlich nicht kostenlos“, wirbt htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann für den Glasfaserausbau. Insgesamt sollen 7140 Haushalte und 450 Gewerbeimmobilien angeschlossen werden. In Deinsen, Dunsen, Eime und Hattorf-Heiligendorf steht bereits fest, dass FTTH-Netze gebaut werden. Die Deutsche Glasfaser vermeldete den erfolgreichen Abschluss der Vorvermarktung noch vor dem finalen Stichtag.
In Schwedt/Oder baut Spie ein Glasfasernetz für 1600 private und gewerbliche Haushalte
Stadt Schwedt/Oder, Aerophoto Ltd. 2013
In Unlingen geht der Netzausbau in die nächste Phase. Die NetCom BW übernimmt hier das passive Netz und installiert in den nächsten Monaten die notwendige aktive Technik, d. h., die EnBW-Tochter wird die Verteilerkästen an die Glasfaserinfrastruktur anschließen. Vom Verteilerkasten aus geht es dann jedoch per Kupferdraht bis zu den Gebäuden, sodass die Haushalte ab dem kommenden Frühjahr mit maximal 50 MBit/s im Internet surfen können.
Das Gigabit soll es hingegen in Schwedt/Oder geben. Die Stadtwerke Schwedt haben den Energie- und Kommunikationsdienstleister Spie beauftragt, ein Glasfasernetz für 1600 Endkunden zu errichten. Da es sich dabei um unterversorgte Haushalte handelt, wird das Projekt vom Bund, Land und dem Landkreis gefördert. Bis Ende des Jahres will Spie mit dem Netzbau fertig sein, um dann die Anschlüsse zu aktivieren. Dann steht in Schwedt dem Surfen mit Gigabit-Speed nichts mehr im Wege.
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