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DIN 18220: Trenching ist jetzt genormt

Hoff­nung bei Netz­betrei­bern und Netz­bau­firmen - Bedenken bei vielen Kommunen, Stadt­werken oder Tief­bau­unter­nehmen: Das Tren­ching. Am 28. Juli gibt es eine DIN-Norm dafür.
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Bei einer Veran­stal­tung des Bundes­minis­teriums für Digi­tales und Verkehr (BMDV) hat Daniel Schmidt, Vorstand des Deut­schen Insti­tutes für Normung (DIN) e.V., ein Exem­plar der DIN 18220 zu alter­nativen Verle­geme­thoden beim Glas­faser­ausbau an BMDV-Staats­sekretär Stefan Schnorr über­geben. Aus gutem Grund. Am 28. Juli 2023 wird diese Norm, die ein wich­tiges neues "minder­tiefes" Verle­gever­fahren für Glas­faser­lei­tungen beschreibt, in Kraft.

Für Geschäfts­füh­rerin des ANGA Breit­band­kabel­ver­bandes, Dr. Andrea Huber, ist die "neue DIN-Norm für alter­native Verle­getech­niken ein wich­tiger Schritt für den Glas­faser­ausbau in Deutsch­land." Der verstärkte Einsatz dieser Tren­ching-, Fräs- und Pflug­ver­fahren werde den FTTH-Ausbau "beschleu­nigen und effi­zienter gestalten".

Inten­siver Prozess

Beim Trenching wird ein Schlitz in die Straße gefräst, der das Leerrohr für die Glasfaserleitungen aufnimmt. Dafür gibt es jetzt eine DIN-Norm. Beim Trenching wird ein Schlitz in die Straße gefräst, der das Leerrohr für die Glasfaserleitungen aufnimmt. Dafür gibt es jetzt eine DIN-Norm.
Foto: Picture Alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Nach einem "inten­siven Normie­rungs­pro­zess" herr­sche für alle Betei­ligte für den sicheren Einsatz von Tren­ching-, Fräs- und Pflug­ver­fahren (DIN 18220) Rechts­sicher­heit. Die Norm biete Regeln für die Vorbe­rei­tung, die Anwen­dung und die Doku­men­tation der Tech­niken sowie für die Wieder­her­stel­lung der Ober­flä­chen.

Bekannt und erlaubt sind die "mini­mal­inva­siven" Methoden seit mehr als zehn Jahren. Die neue Norm soll nun dazu beitragen, die Akzep­tanz in den Kommunen zu stei­gern. Dr. Huber betonte: "Wir dürfen hier kein Poten­zial verschenken! Jetzt sind die Kommunen gefragt, diese Möglich­keit der mini­mal­inva­siven Tech­niken zum Einsatz kommen zu lassen."

Tren­ching: Pro & Contra

Die Argu­mente für das Tren­ching sind bekannt:

  • Die Glas­faser­ver­legung mit diesen Methoden gehe "bis zu fünf Mal schneller" als beim herkömm­lichen Tiefbau.
  • Für die Umwelt und für Anwohner ist der Einsatz u. a. durch redu­zierten Fein­staub und Lärm weniger belas­tend.
  • Durch die gerin­geren Kosten pro Anschluss kann mehr ausge­baut werden.
Die Argu­mente gegen Tren­ching:
  • Die Kritiker führen ins Feld, dass diese Glas­faser­lei­tungen sehr "hoch" und nahe an der Ober­fläche liegen und leicht beschä­digt werden könnten.
  • Sollte in einer Straße später eine Strom, Gas- oder Wasser­lei­tung gewartet, gebaut oder erwei­tert werden müssen, sei der Aufwand ohne Havarie an der Glas­faser­lei­tung vorbei­zukommen, höher.
  • Im Falle einer Unter­bre­chung der Glas­faser­lei­tung gebe es massive Auswir­kungen durch ausge­fal­lene Verbin­dungen, Compu­ter­sys­teme.
  • Im Falle einer Beschä­digung gebe es schnell Streit um die Kosten­über­nahme ("Wer ist schuld?")
Die Befür­worter sind eher unter den Indus­trie­ver­bänden von Netz­bau­unter­nehmen und Netz­betrei­bern zu finden, wie beispiels­weise dem ANGA-Verband. Der habe sich lange für eine Stan­dar­disie­rung der modernen Verfahren stark gemacht. Mit den Mitglieds­unter­nehmen Deut­sche Glas­faser, Voda­fone und Telekom hat ANGA seit 2020 in der DIN-Exper­ten­gruppe an der Erstel­lung enga­giert mitge­wirkt. "Nun tritt sie Ende des Monats in Kraft.“

Wer die DIN-Norm selbst nach­lesen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Beim feder­füh­renden Beuth-Verlag in Bonn ist sie zum Schnäpp­chen­preis von 113,20 Euro erhält­lich.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Es ist gut, dass es für Tren­ching eine Norm gibt, was die Diskus­sion über Qualität und Ausfüh­rung versach­lichen kann. Wichtig ist eine wesent­lich bessere Doku­men­tation aller verlegten Leitungen. Wer länger in einer Straße wohnt, weiß oft besser, wo welche Leitungen wirk­lich liegen und nicht wo sie eigent­lich liegen sollten.

Tren­ching kann vieles erleich­tern, aber ein Allheil­mittel ist es nicht. Weiter bleibt eine Abstim­mung zwischen den Bauern und Betrei­bern notwendig, auch wenn sie sich sonst wegen Markt­kon­kur­renz "spin­nefeind" sind. Die Kommunen könnten durch das proak­tive Verlegen von Leer­rohren, die sie dann auch jedem, der danach fragt vermieten sollten, künftig etwas Zünd­stoff aus der Geschichte heraus­nehmen. In Kommunen wird immer wieder wegen irgend­etwas gegraben. Eine gute Gele­gen­heit gleich Leer­rohre mitzu­ver­legen.

Der Verband FRK sieht Tren­ching durchaus kritisch.

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