ANGA COM

Das Risiko, Glasfaser-Investoren abzuschrecken

Auf der Breit­band­messe ANGA COM disku­tiert die Branche über die Entwick­lung des Glas­faser­aus­baus und die Fiber-Zukunft Deutsch­lands. Auch wenn man im euro­päi­schen Vergleich hinter­her­hinkt, werden die Voraus­set­zungen als positiv bewertet. Aber der Ausbau ist alles andere als ein Selbst­läufer.
Von der Fachmesse ANGA COM in Köln berichtet Marc Hankmann

Auf der ANGA COM präsen­tierte der Verband der Anbieter von Tele­kom­muni­kations- und Mehr­wert­diensten (VATM) seine vierte Gigabit-Studie. Laut VATM wird beim Glas­faser­ausbau im Sommer 2022 die 10-Millionen-Marke über­schritten. „Von Ende 2021 bis Ende Juni 2022 wird die Zahl der FTTB/H-Anschlüsse um 1,7 Millionen und damit um rund 20 Prozent auf 10,1 Millionen steigen", erklärte der Tele­kom­muni­kati­ons­experte Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, wissen­schaft­licher Beirat der Unter­neh­mens­bera­tung DIALOG CONSULT und Inhaber des Lehr­stuhls für TK-Wirt­schaft an der Univer­sität Duis­burg-Essen. „Die Zahlen belegen eine weiterhin sehr hohe Dynamik beim Netz­ausbau", sagte VATM-Präsi­dent David Zimmer. "Die Inves­toren haben den Glas­faser­ausbau in Deutsch­land für sich entdeckt." Ein Mann mit hellblauem Hemd und schwarzem Sakko faltet die Hände im Schoß und sitzt vor einem kleinen Tisch, auf dem Glaswasserflaschen stehen. Infrafibre-CEO Jürgen Hansjosten skizzierte auf der Anga Com die Gefahr des Überbaus für private Investitionen
Foto: MH Media
Rund 50 Milli­arden Euro wollen jene Inves­toren in den Glas­faser­ausbau in Deutsch­land pumpen. "Wir haben derzeit eine gute Ausgangs­situa­tion", sagte Zimmer. Aller­dings benö­tigen Inves­toren Sicher­heit. Infra­fibre Germany ist vornehm­lich im länd­lichen Raum aktiv. Die Deut­sche Telekom ist hier der klas­sische Wett­bewerber. "Wenn die Telekom ein zweites Netz baut, ziehen sich Inves­toren zurück, denn dann wird ihr Busi­ness­modell unpro­fitabel", erklärte Infra­fibre-CEO Jürgen Hans­josten auf der ANGA COM - ganz abge­sehen davon, dass sich Kommunen auf diese Weise in die Abhän­gig­keit der Telekom begeben würden.

Überbau verhin­dern durch Open Access

Insbe­son­dere die Breit­band­för­derung des Bundes wurde in Köln von der Branche als unaus­gewogen kriti­siert. "Die Förde­rung geht massiv gegen den eigen­wirt­schaft­lichen Ausbau", sagte Zimmer. Abge­sehen von der Förde­rung greife nach Ansicht des VATM-Präsi­denten der Staat auch über seine Anteile an der Deut­schen Telekom sowie über die Regu­lie­rung in den Markt ein. "Der Staat muss sich zurück­nehmen und mehr Vertrauen in den Markt haben", forderte Zimmer. Um das von Hans­josten skiz­zierte Risiko des Über­baus zu mini­mieren, kann sich Zimmer eine Situa­tion wie im Strom­markt vorstellen, wo jeder Zugang zum Netz des anderen hat - Stich­wort Open Access. "Es gibt unter den Geschäfts­modellen der Inves­toren keines ohne Open Access", sagt Infra­fibre-CEO Hans­josten. Ein Mann mit grau-schwarzem Haar trägt ein weißes Hemd und ein bronzefarbenes Sakko. Er schaut zur Seite. VATM-Präsident David Zimmer forderte auf der Anga Com mehr Vertrauen in den Markt
Foto: MH Media
An Open Access wird in Deutsch­land kein Weg vorbei­führen, da sich der Glas­faser­markt nach Angaben von Dieter Trimmel, TMT Stra­tegie Partner bei Deloitte, in Rich­tung Super­frag­men­tation entwi­ckele. Das ist jedoch nicht für alle von Vorteil. "Je frag­men­tierter der Markt, desto schwie­riger wird es für uns, stan­dar­disierte Produkte einzu­kaufen", erklärte Michael Ritter, Sales Director Stra­tegic Alli­ances DACH & CEE beim Connec­tivity-Anbieter Colt Tech­nology Services. Aller­dings ist nicht auszu­schließen, dass sich der Markt in Zukunft konso­lidiert. Dass aber Big-Tech-Unter­nehmen wie Google, Meta oder Amazon in Deutsch­land Access-Netze aufkaufen werden, hält TK-Experte Gerpott für ausge­schlossen. Die Wachs­tums­chancen seien laut Gerpott für diese Unter­nehmen mit digi­talen Diensten größer als in der Tele­kom­muni­kation.

In einer weiteren ANGA-COM-News geht es um das Thema Gratis-Strea­ming könnte Netflix & Co. über­trumpfen.

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