ANGA COM

FTTH-Rollout: Die Tücken der Praxis

Die Rohre zu dick, die Ports falsch doku­men­tiert oder unklare Brand­schutz­vor­schriften: Dem Tech­niker wird heut­zutage im Glas­faser­ausbau viel abver­langt. Auf der ANGA COM kamen die alltäg­lichen Probleme beim Verlegen von Glas­faser auf den Tisch.
Von der ANGA COM in Köln berichtet Marc Hankmann

Die Botschaft war eindeutig: Heute schon an morgen denken, will meinen: Wer heute seine Netze bzw. deren Kapa­zitäten groß­zügig plant, erspart sich morgen die Über­bau­kosten. „Wir werden eine unglaub­liche Menge an Glas­faser brau­chen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können“, sagte Hans­jörg Pätz, CEO von GP-Projekte, auf der ANGA COM in Köln, der das Panel „Smarter FTTH-Rollout - Die Zukunft des effi­zienten FTTH Ausbaus“ mode­rierte.

Ein Mann mit Vollbart, gekleidet in einem hellblauen Oberhemd und dunklem Sakko, steht an einem Rednerpult, auf dem der Schriftzug ANGA COM in schwarz gelb steht. Oliver Schwab, Managing Director bei Dura-Line, riet dazu, jetzt mehr Kapazitäten einzuplanen, um später den Mehraufwand und die Kosten für einen Überbau zu vermeiden
Foto: MH Media
Hier betonte Oliver Schwab, Mana­ging Director bei Dura-Line, bereits heute an den 5G-Ausbau zu denken und entspre­chende Kapa­zitäten im Rohr­system des Glas­faser­netzes mit einzu­planen. „Durch zusätz­liche Kapa­zitäten ergeben sich unter Umständen auch neue Geschäfts­felder etwa durch die Vermie­tung von Dark Fiber“, erklärte Schwab. Auf diese Weise erspare man sich den Zeit­auf­wand und die Kosten, wenn das Netz später erwei­tert werden müsse.

Arbeits­schritte mit vorkon­fek­tio­nierten Kabel redu­zieren

Ein Mann mit Vollbart, gekleidet in einem hellblauen Oberhemd und dunklem Sakko, steht an einem Rednerpult, auf dem der Schriftzug ANGA COM in schwarz gelb steht. Oliver Schwab, Managing Director bei Dura-Line, riet dazu, jetzt mehr Kapazitäten einzuplanen, um später den Mehraufwand und die Kosten für einen Überbau zu vermeiden
Foto: MH Media
Um die Redu­zie­rung von Zeit und Kosten ging es auch Ralf Pütz. Der Chief Stra­tegy Officer von Hexa­tronic verdeut­lichte die Heraus­for­derungen des FTTH-Roll­outs auf der Netz­ebene 4, also in Gebäude und Gewer­bege­bieten. „Anstelle mehrerer Über­gabe­punkte sollte man einen Netz­werk­raum für alle Gebäude errichten“, sagte Pütz. In diesem Point of Presence (PoP) ende auch die aktive Technik, sodass auch die Abrech­nung der anfal­lenden Strom­kosten einfa­cher ausfalle, als wenn aktive Technik in den Häusern verbaut werden würde. „Die Strom­kosten einfach auf alle Mieter umzu­legen, ist recht­lich nicht machbar“, erklärte Pütz.

Um die Arbeits­schritte beim Glas­faser­ver­legen auf der NE4 zu redu­zieren, arbeitet Hexa­tronic mit vorkon­fek­tio­nierten Kabeln. Die seien zwar teurer, aber die Zeit­ersparnis liege laut Pütz zwischen 30 und 50 Prozent. Weitere Einspa­rungen ergeben sich durch die Verwen­dung von Nano- statt Mikro­röhr­chen. Letz­tere benö­tigen Kern­boh­rungen in den Gebäuden, die bei Mietern alles andere als beliebt sind. Im Vergleich zu Mikro­röhren sind Nano­röhr­chen im Quer­schnitt um 40 Prozent kleiner. Die Kern­boh­rung entfällt. „Wir haben in einer Fall­studie ermit­telt, dass wir pro Wohn­ein­heit 87,50 Euro einsparen“, sagte Pütz auf der ANGA COM. Ein Mann mit Vollbart und Brille, gekleidet in einem schwarzen Polo-Shirt , steht an einem Rednerpult, auf dem der Schriftzug ANGA COM in schwarz gelb steht. Ralf Pütz, Chief Strategy Officer von Hexatronic, stellte auf der ANGA COM vor, wie sich Zeitaufwand und Kosten beim Glasfaserverlegen auf der Netzebene 4 reduzieren lassen
Foto: MH Media

Veral­tete und unklare Vorschriften

Das große Manko ist jedoch der Fach­kräf­temangel, der auch dadurch verur­sacht wird, dass es keine passende Ausbil­dung für die Tätig­keiten im Glas­faser­ausbau gibt. „Mit einem Breit­band­mess­gerät erhalte ich nur eine summierte Pegel­angabe, wenn zwei Wellen­längen genutzt werden“, sagte Niki Kirschen­mann, Product Line Manager - Optical Hand­held Testers bei VIAVI Solu­tion. Das nützt jedoch wenig, wenn etwa die Pegel für GPON- und XGS-PON-Leitungen gemessen werden müssen. VIAVI bietet hierfür Mess­geräte an, die mit der PON-ID arbeiten, durch die der Tech­niker auch leichter falsch doku­men­tierte Ports iden­tifi­zieren kann.

Hinzu kommt, dass auch Vorschriften, etwa in Bezug auf den Brand­schutz, über­arbeitet werden müssten. So exis­tieren zwar sepa­rate Vorgaben für Kabel und Rohre, aber was gilt, wenn das Kabel im Rohr liegt, ist nicht eindeutig fest­gehalten. Zudem müssten Glas­faser­lei­tungen laut VDE-Norm auch geerdet werden, was mehr als deut­lich macht, dass die Vorschriften nicht mehr den Anfor­derungen der Praxis entspre­chen. Und natür­lich entwi­ckelt sich auch die Technik weiter. „In Zukunft kommt auch so etwas wie Wellen­längen-Multi­plex hinzu“, nannte Mode­rator Pätz nur ein Beispiel. Da wäre es schon wichtig, ausge­bil­dete Fach­kräfte zu haben, die damit umgehen können.

Die Jugend demons­triert bei Fridays for Future für mehr Klima­schutz, aber zu Hause wird gestreamt statt fern­gesehen, obwohl Strea­ming unter den Verbrei­tungs­methoden für Bewegt­bild der Ruf als Klima­killer anhaftet. Dem will Zattoo etwas entge­gen­setzen.

Rückblick: Das war die ANGA COM 2022

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